Komplett saniert ist der Gastraum des "Martinshofs" in Kaltbrunn. Foto: Trentau

Nach vier Wochen Zwangspause kehrt Alltag zurück. Kaltbrunner unterstützen Familie Schmider.

Schenkenzell-Kaltbrunn - Im "Martinshof" in Kaltbrunn kehrt der Alltag zurück. Nach rund vier Wochen Zwangspause hat das Gasthaus wieder geöffnet. Die Inhaberfamilie Schmider ist platt – vom Stress der vergangenen Tage, aber auch von der Solidarität im Ort.

Geschafft. Ein paar Zierleisten fehlen zwar, auch sonst gibt es noch einiges zu regeln. Aber der Betrieb der Gaststätte ist wieder angelaufen. Kein Vergleich zu Kummer und Hektik der vergangenen Wochen. "Das hat schon Spuren hinterlassen", sagt Martin Schmider, "aber die Hilfe und der Zuspruch aus dem Ort haben echt Mut gemacht. Das war gigantisch." Er ist Sohn der Inhaber Hans-Georg (58) und Anita (54) Schmider und will den "Martinshof" eines Tages übernehmen.

Wie berichtet, stürzte vor gut einem Monat die alte Kassettendecke im Gastraum ein. In der Wirtschaft waren Gäste und Mitarbeiter, aber glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Eigentlich hatten die Schmiders vor, sich rasch an den Wiederaufbau zu machen. Allerdings ging erst mal eine Woche lang gar nichts, bis ein Statiker das Gebäude begutachtet hatte. Dafür haben die Schmiders jetzt Gewissheit: "Das Haus ist absolut stabil und intakt." Der Einsturz der Decke habe nichts mit vorangegangenen Bauarbeiten zu tun. Auch sonst trage keiner Schuld.

Die Ursache: Die Kassettendecke, schätzungsweise 100 Jahre alt, war mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt. Da Holz "arbeitet", rutschten die konisch geformten Nägel durch Materialschwund der Trägerkonstruktion praktisch durch das Gewicht aus den Löchern. Vorwürfe bräuchten sich die Schmiders keine zu machen: "Es gab im Vorfeld keinerlei Anzeichen dafür, dass sich die Decke lösen könnte", so der Juniorchef.

Die Inhaber des "Martinshofs" gingen "auf Nummer sicher" und ließen auch im anderen Teil der Stube die Decke entfernen. Die neue Landhausdecke ist eingebaut. "Im gleichen Stil wie vorher. Den Charakter des Hauses wollten wir auf gar keinen Fall verändern", so Schmider.

Wenn schon alles offen war, wurde auch gleich eine neue Elektrik eingezogen. So kam eins zum andern. "Der gesamte Gastraum ist renoviert", so Matthias Schmider. Wie viel Geld das gekostet hat, kann Schmider im Moment noch nicht sagen. Aber mit der ursprünglich geschätzten Schadenssumme von 25 000 Euro komme die Familie nicht hin. "Der Betrag liegt stark drüber, so viel steht fest", so Schmider. Die Kosten müssen sie selbst tragen, von der Versicherung gibt es nichts.

Unterstützung in vielfältiger Form haben die Gastwirte hingegen aus dem Ort bekommen. Lange gebuchte Feiern wie eine Diamantene Hochzeit, eine Taufe, eine Konfirmation und ein Geburtstag konnten stattfinden, dafür wurden das Schlösschen und der Klostersaal in Wittichen zur Verfügung gestellt. Das Essen lieferte der "Martinshof" dorthin. "Die Familienfeste wollten wir auf keinen Fall ruinieren", so Schmider.

Hilfe boten auch Freunde, Verwandte und Bekannte an. Die Feuerwehr rückte gleich nach dem Unglück an und schleppte die Deckentrümmer nach draußen. Das sei psychologisch unwahrscheinlich wichtig gewesen. "Sonst wären wir mental fertig gewesen. Das war ja ein riesengroßer Scherbenhaufen", so Matthias Schmider. Der Zuspruch und Zusammenhalt im Ort sei enorm gewesen und habe viel Kraft gegeben. "Wir hatten im Prinzip gar keine andere Wahl, als wieder aufzustehen und weiterzumachen", sagt Schmider.