Vorstand Ulrich Kleine vom E-Werk Mittelbaden (rechts) und Schenkenzells Bürgermeister Thomas Schenk (neben ihm) bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Umspannstation in Schenkenzell mit Mitarbeitern und Gästen. Fotos: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Stromversorgung: E-Werk Mittelbaden wendet in Schenkenzell insgesamt drei Millionen Euro auf

Insgesamt drei Millionen Euro hat das Elektrizitätswerk Mittelbaden in den vergangenen Jahren in die Modernisierung der Umspannstation Schenkenzell investiert. Allein der jetzt eingeweihte Neubau beläuft sich mit Technik auf zwei Millionen Euro.

"Wir bauen etwas für die Zukunft", betonte Vorstand Ulrich Kleine bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Umspannanlage im Bereich Schlosshof. Diese versorgt neben der Gemeinde Schenkenzell auch Schiltach und Bad Rippoldsau-Schapbach mit Strom.

Schon seit Jahrzehnten arbeite das E-Werk Mittelbaden an der Digitalisierung, die jetzt mit der Energiewende gefordert werde, sagte Kleine, seit Jahren entwickle sich die Technik in diese Richtung – da sei man weit vor der Politik, versicherte er. Und wenn es jetzt regne, dann würden auch die Wasserkraftanlagen wieder anfahren – "wir sind ziemlich vorne dran und mit dabei bei regenerativen Energien, bekräftigte er im Hinblick auf sein Unternehmen.

Jetzt, mit der neuen Anlage, die in einem neuen Gebäude untergebracht ist, sei nicht nur alles vernetzt, sondern auch auf dem neuesten technischen Stand. Er sei froh, dass auf dem Baugrund keine Eidechsen gefunden worden seien, meinte er, es komme lediglich vor, dass "mal ein Marder über den Trafo hüpft".

Schenkenzells Bürgermeister Thomas Schenk bezeichnete die neue Station als "ein Herzstück im oberen Kinzigtal, was wir hier beherbergen" – und auch Rippoldsau-Schapbach bekomme Strom, und dies obwohl der ebenfalls zur Inbetriebnahme angemeldete Bürgermeister nicht erschienen sei. "Wir kappen ihm nicht die Stromversorgung über Kaltbrunn", versicherte Schenk schmunzelnd.

Die Anlage hält nach Schenks Worten " "unsere Wirtschaft am Laufen" und sei auch für die Privathaushalte wichtig Indes, was bei Strom wie auch Abwasser und Wasser technisch dahinter stehe, interessiere nur einen kleinen Personenkreis – allerdings müsse die stetige Stromversorgung gewährleistet sein und das bei Hochwasser, Sturm und anderem – dies sei nicht immer einfach.

Größeres Rad im Netz der Stromversorgung

Mit der Umspannstation habe Schenkenzell "ein größeres Rad im Netz der Stromversorgung im oberen Kinzigtal", so Schenk, der an viele Investitionen in der vergangenen Zeit erinnerte.

"Die Gemeinden werden gut bedient," sagte Schenk und verwies darauf, dass die Unternehmensstruktur des E-Werks Mittelbaden ganz überwiegend in kommunaler Hand sei "und diese Eigentümer denken und handeln kommunal und setzen ihre Entscheidungen kommunalfreundlich um". Andere, so Schenk, "hätten das gerne auch", freute sich der Bürgermeister über die "komfortable Lage". "Freuen wir uns über die neue Netzsicherheit, da liegen wir ganz gut, dafür danke ich Ihnen im Namen aller Mitarbeiter und der Kommunen im oberen Kinzigtal", schloss Schenk.

"Wir schauen auf die Doppelrolle, einmal auf der Aktionärsseite, andererseits auf der Kommunenseite", antwortete Kleine. Diese Verhältnis soll "auch weiterhin so aufrecht erhalten" werden, versicherte der Vorstand.

Michael Binder, Geschäftsführer des Bereichs Netz beim E-Werk Mittelbaden kündigte vor dem Rundgang und anschließender Einladung der Gäste zum Mittagessen, das der "Löwen" in Halbmeil geliefert hatte, "den ernsten Teil" der Information an und meinte damit das, was alles passieren muss, damit überhaupt Strom aus der Steckdose kommt.

Eine solche Umspannanlage wie Schenkenzell habe nicht jeder auf seiner Gemarkung, so Binder, "wir haben 15 insgesamt davon, darin stehen in Summe 30 Leistungstransformatoren, die mehr als 25 Megawatt Leistung haben, – in Schenkenzell stehen allein zwei mal 25 Megawatt an Transformatorleistung.

Station 1968 als Schaltanlage errichtet

1968 sei zunächst eine 20-Kilovolt-Schaltanlage im bisherigen Gebäude erstellt worden, das im Laufe des nächsten Jahres verschwinden werde, weil nichts mehr drin sei, was technisch erforderlich wäre. Schon damals habe es Schutztechnik gegeben, die bis heute eingesetzten Geräte seien noch aus dem Jahr 1955 – so lange werde die heutige Technik nicht halten, wagte Binder einen Blick in die Zukunft, die elektromechanischen Relais seien noch "richtig Kupfer mit annähernd unendlicher Lebensdauer" gewesen. 1972 sei die Schalt- zu einer Umspannanlage geworden, der erste Trafo aufgestellt, der 2006 gegen einen neuen ausgetauscht worden sei, der mit weniger Verlusten arbeite. Das habe zwar nicht auf Anhieb geklappt, weil das rund 80 Tonnen schwere Stück beim Transport in einen Graben gekippt sei, aber im zweiten Anlauf dann schon.

Investiert habe das E-Werk auch, weil die Industrie einen positiven Pfad beschreite, die Global Player seien "Unternehmen mit harten Anschlussleistungen im Megawattbereich" und "immer sensibler werdenden Produktionsprozessen" – dementsprechend werde die Stromversorgung immer sensibler.

2014 sei mit dem Bau des neuen Gebäudes begonnen worden, das auf die Anforderungen genormt sei. Alles, was es beinhalte, sei komplett neu und zudem digital an die Netzleitstelle angebunden. Von ihr könnten 240 Befehle gesendet werden, die eine Aktion bedingten, zudem würden 900 Meldungen aus der Anlage visualisiert: "es wird alles und jedes permanent überwacht und gemeldet" – dies diene der Sicherheit der Versorgung, so Binder. Dies gehe heute noch nicht drahtlos, so seien ein halber Kilometer Lichtwellenleiter und sechs Kilometer Kabel, auf 2000 Klemmen verdrahtet worden.

Die Technik sei nicht selbst entwickelt, sondern werde eingekauft, so Binder, und stamme von Schneider Electric, Siemens und ABB; Rohbau, Fundament und Tiefbau habe die Firma BTS in Schiltach ausgeführt. Die Kosten für den Neubau mit Technik bezifferte Binder auf rund zwei Millionen Euro, rund eine weitere Million kosteten die beiden Transformatoren.

Die Schaltanlage im Innern des Gebäudes, so Binder, habe 16 Felder, davon seien drei Reserve, so dass hier auch noch Windkraftanlagen angeschlossen werden könnten.