Die Ruine Schenkenburg um 1890. Unterhalb der Ruine das ehemalige Leibgedinghaus des Schlosshofes. Im Hintergrund der Ort Schenkenzell. Foto: Repro: Schoch

Einstmals stolze Burg bis zum ruhmlosen Ende. Heute noch Wahrzeichen. Erbstreitigkeiten werden zum Verhängnis.

Schenkenzell - Die Burgruine Schenkenburg ist seit 60 Jahren im Eigentum der Gemeinde Schenkenzell. Sie war einst Stammburg der Grafen von Freiburg, der Geroldsecker und Fürstenberger. Erbaut Anfang des 13. Jahrhunderts, seit 1534 eine Ruine. Das historische Bauwerk wird derzeit mit einem enormen Aufwand saniert.

Das Wahrzeichen von Schenkenzell liegt hoch oben auf einem schmalen felsigen Bergrücken und ist, umgeben von der Kinzig, von Weitem sichtbar. Die Schenkenburg gehört neben der Hohengeroldseck zu den ältesten Burgen des Kinzigtals. Erbaut wurde sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und bewohnt in der Anfangszeit von den Schenken von Zell. Diese haben der Burg und dem Dorf den heutigen Namen gegeben.

In späteren Jahren setzten die Geroldsecker neue Burgvögte zur Verwaltung der Schenkenburg ein. Erbteilungen und Nachlassstreitigkeiten schwächten den Besitz sehr. Durch eine Bürgschaft erwarb Graf Konrad von Fürstenberg im Jahre 1481 erste Ansprüche auf das Schloss und Dorf Schenkenzell.

Den Sturm des Bauernkrieges überstand die Schenkenburg recht gut. Nicht überstand die Burg aber den Besitzstreit und den politischen Zwist zwischen dem Lehensherrn, dem Grafen Wilhelm von Fürstenberg, und den Junkern von Weitingen. Der Graf zog im Jahre 1534 mit seinem Kriegsvolk vor seine eigene Feste, die Schenkenburg, ließ sie einnehmen und bis auf die Grundmauern niederbrennen. So fand die alte einst bedeutende Burg ein ruhmloses Ende. Ursprünglich war sie ein fünfgeschossiger romanischer Palas mit einem Bergfried, doppelwandigem Zwinger und drei Ringmauern.

Was heute noch zu sehen ist, sind Teile des Palas, der zum Teil bis ins dritte Stockwerk erhalten geblieben ist, sowie der Stumpf des Bergfrieds und ein Rest der Umfassungsmauern. Die Schenkenburg und der Schlosshof lagen auf der Mayerschaft, ehemals Gemarkung Bergzell. Eigentümer war Anfang des 19. Jahrhunderts Philipp Kilgus, ab 1840 waren dies Dorfmüller Anton Gruber und Sonnenwirt Simon Armbruster gemeinsam. Wem nun was gehörte, wurde in einem Lageplan von einem Geometer aus Winzeln festgelegt.

Der Sonnenwirt bekam die Flächen links der Kinzig, also den heutigen Schlosshof, und der Dorfmüller das Areal rechts der Kinzig, die Schenkenburg mit Umland. Auf dem Grundstück einmal das Hofgebäude "Schlosshof" und das Leibgedinghaus. Das Hofgebäude, das 1747 gebaut wurde, wurde 1873 im Zuge des Ausbaus der Kinzigtalstraße abgebrochen. Das Leibgedinghaus, das sogenannte "Nägelehaus" steht heute noch.

Dorfmüller Anton Gruber starb 1856. Erst vierzig Jahre nach seinem Tod wurden sein Grundvermögen Schenkenburg von den Erben in circa 40 Parzellen geteilt und diese dann jeweils an die Meistbietenden versteigert. Käufer waren unter anderem Schreiner Göhring, Hofbauer Haaser, Schmied Hilberer, Verwalter Franz Becker, Maler Göhring, Schuster Herrmann, Bachvogt Maier, Schuhmacher Rauber, Bierbrauer Gruber, Polizeidiener Kopp, Schmied Fürst, Wagner Rauber, Uhrmacher Lehmann, Müller Gruber und Techniker Otto Hörth, überwiegend Schenkenzeller Bürger.

Das gesamte Areal der Ruine und das ehemalige Leibgedinghaus des Hofguts Schlosshof ersteigerten sich der Küfer Johannes Dieterle und seine Ehefrau Albertine Gruber im Jahre 1896.