"In jeder Sage steckt auch ein Fünkchen Wahrheit": Joachim Waidele erzählte den Kindern die Geschichte vom "Bohnet". Foto: Schwarzwälder-Bote

Joachim Waidele nimmt Sommerferien-Kinder mit auf Teisenkopf / Gruppe erlebt Zauber des Sonnenaufgangs

Schenkenzell. Achtung, der "Bohnet" geht um: Schenkenzeller Sommerferien-Kinder wanderten zum Sonnenaufgang auf den Teisenkopf. Dabei erlebten sie Abenteuer und hörten spannende Geschichten.

Bereits um 5.30 Uhr machten sich 15 junge Frühaufsteher auf zum Teisenkopf. Begleitet vom "Bohnet" alias Schwarzwaldguide Joachim Waidele wanderten die hellwachen Ferienkinder mit vier Erwachsenen vom Mattenweiher, vorbei am Kohlbrunnen, hinauf zum Teisenkopf. Gespannt lauschten sie der erwachenden Natur. Überall knackte und raschelte es. Erste Vogelstimmen kündeten bereits den neuen Tag.

Auf dem Gipfel machte sich dichter Morgennebel breit. Keine Sicht, nicht in die Täler und nicht auf die Höhen, schade. Doch plötzlich durchbrachen erste Sonnenstrahlen die Nebelschwaden. Immer mehr leuchtete die Sonne, bis ein roter Ball zwischen den Wolken zu sehen war. Staunend beobachteten die Gipfelstürmer dieses Schauspiel. Jetzt schmeckte das mitgebrachte Bergfrühstück doppelt so gut.

Nach einem letzten Blick aus dem Fenster des neu hergerichteten Teisenkopfturms ging die Gruppe gestärkt weiter zur Almendhöhe, wo es die Sprungkraft bestimmter Tiere festzustellen galt. Elf Meter weit springt ein Rothirsch, und sogar das 31-fache ihrer Körperlänge eine Heuschrecke. Das schafft ja niemand, schrie es da. Dennoch hatten die Kinder viel Spaß beim Weithüpfen.

Der Weiterweg führte in den finsteren Lehenwald, dorthin, wo der "Bohnet" sein Unwesen getrieben haben soll. Wie sich der "Bohnet" der Überlieferung zufolge früher im Wald und an den Bäumen orientiert hatte, versuchten die Kinder nachzustellen: Ein Kind nahm dazu ein anderes, dessen Augen verbunden waren, an die Hand und führte es an einen Baum. Riechen, tasten, umarmen – alles war erlaubt. Danach ging es wieder zurück an den Ausgangspunkt. Mit offenen Augen versuchten die Kinder dann, den Baum wiederzuerkennen. Gar nicht so schwierig, es hat meistens geklappt.

Jetzt ging’s auf zur "Bohnets-Kuche". Dort turnten die Ferienkinder auf den großen Sandsteinbrocken, einer eiszeitlichen Anhäufung, herum. Der letzte Höhepunkt nahte. Viele Geschichten ranken sich um den finsteren Gesellen. Wie dem "Bohnet" der Holzdiebstahl zum Verhängnis wurde, davon erzählte Schwarzwaldguide Waidele in einer spannenden Geschichte.

Bis heute spuke der "Bohnet" auf dem Höhenkamm zwischen Wolf und Kinzig und necke die noch spät arbeitenden Holzhauer. Er klopfe an Baumstämme und schmeiße Prügel sowie Waldhauerwerkzeuge, um die Waldarbeiter zum Heimgehen zu bewegen. Früher sei er oft gesehen worden – ein alter Mann mit einem Schlapphut sowie einem weißen und einem blauen Strumpf.

Der "Bohnet" geht um – nur eine Legende? Sagen besitzen immer auch ein Fünkchen Wahrheit, erklärte Joachim Waidele den aufmerksam lauschenden Kindern. Eine Schokoladenwaffel vom "Bohnet" versöhnte die Schar. Gestärkt ging es nun steil hinab zum Mattenweiher, dem Ausgangspunkt der Sonnenaufgangswanderung.