Seit Dezember 2020 verkehren zusätzliche Linien in Balingen nach telefonischer Anmeldung. Foto: Wolf-Ulrich Schnurr

2020 hatte der Balinger Gemeinderat beschlossen, den Busverkehr neu zu ordnen. Unter anderem wurden ein Halbstundentakt und ein Rufbussystem eingeführt. Jetzt erhielt das Gremium eine erste Auswertung, wie das Angebot genutzt wird.

Zum 13. Dezember 2020 wurde einige Linien zusammengelegt, die Linien 21, 22 und 23 neu eingerichtet. Ein Rufbus soll in nachfrageschwachen Stadtteilen den Nahverkehr stärken.

Was waren die Ziele?

Zum einen sollten mithilfe des Rufbusses unnötige Leerfahrten zu Uhrzeiten vermieden werden, wenn eine geringe Nachfrage von Fahrgästen besteht. Zum anderen sollten stärker frequentierte Strecken besser bedient werden.

Wegen der Corona-Pandemie gab es für das erste Jahr des neuen Stadtverkehrskonzepts keine verlässlichen Zahlen. Anders für 2022. Wie in diesem Jahr die Nutzung aussah, referierte Ralf Eppler, beim Amt für Familie, Bildung und Vereine für den städtischen Nahverkehr zuständig.

Wie ist die Auslastung des Rufbusses?

Diese entspreche den Erwartungen: Insgesamt wurden 22,5 Prozent der laut Plan möglichen Fahrten genutzt. Durchschnittlich fuhren zwei Passagiere mit.

Insgesamt wurden 3770 Fahrten bestellt, 2632 Touren gefahren und 5583 Menschen befördert. Maximal wären über das Rufbussystem 11687 Passagiere möglich gewesen.

Wie werden die Linien im Detail genutzt?

Die Linie 16, vom Balinger Bahnhof bis zum Streichener „Löwen“, wird zu 40 Prozent abgerufen. Das waren im vergangenen Jahr 1800 von 4432 möglichen Fahrten. 3932 Passagiere wurden befördert.

Die Linie 22, vom Bahnhof zur Lisztstraße in Schmiden, ist eine Schulbuslinie. Zu bestimmten Zeiten wurde die Fahrt immer bestellt und von sechs Schulkindern genutzt. Insgesamt wurde der Rufbus zu sieben Prozent genutzt. Das waren 257 von 3592 möglichen Fahrten, bei denen 1010 Fahrgäste mitfuhren. Diese Nutzung sei vermutlich deshalb niedrig, weil Schmiden noch durch zwei weitere Linien gut angebunden sei und praktisch einen Halbstundentakt habe, überlegt Eppler.

Die Linie 23, vom Binsenbol über Endingen nach Roßwangen und Rote Länder in Weilstetten, ist eine reine Rufbuslinie. Ihre Abrufquote lag 2022 bei 15 Prozent. Das entspricht 575 von 3663 möglichen Fahrten. 709 Passagiere waren dabei unterwegs.

Was sagen die Räte?

Eine Gemeinderätin fragte: Es könne ja sein, dass der Rufbus auf telefonische Bestellung gut funktioniere. „Aber die App tut gar nicht.“ Da war auch der ÖPNV-Experte Eppler überfragt: „Ob die App funktioniert, kann ich nicht sagen“. Von seinem Sohn habe er noch keine Beschwerden gehört, und der sei ein reger Rufbusnutzer. Das soll rasch geprüft werden

Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß wollte wissen, wie die 40 Prozent Auslastung der Linie 16 im Vergleich zu festen Routen seien und ab wann sich eine fest verkehrende Linie lohne Eppler sagte, unter der Woche gebe es durchschnittlich zehn Bestellungen am Tag. „Das ist schon eine gute Hausnummer.“ Bei regelmäßig abgerufenen Fahrten könnte man diese fest ins Stadtverkehrsnetz einbinden – auch das soll geprüft werden

Erwin Feucht (Grüne) fand mit Blick auf die Nutzungszahlen: „Es ist schon noch Luft nach oben.“ Verwunderung äußerte er über die vergleichsweise geringe Nutzung der die Linie 23 zum Gewerbegebiet Rote Länder: Dort sind viele Arbeitsplätze angesiedelt. Der städtische ÖPNV-Experte vermutet, das liege daran, dass dieses Gebiet von weiteren Buslinien angefahren wird, so dass der Rufbus nicht so stark benötigt werde. Dorthin führen ja noch weitere Linien - die Buspendler eventuell benutzen

Feucht regte abschließend an, über die Homepage der Stadt eine Umfrage zu machen, wo es beim Busverkehr noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Der mit der Firma Maas 2020 geschlossene Vertrag ist noch bis 2028 gültig.