Nicht gerade entspannt ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn im neuen Zimmertheater-Stück. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Von diesem "Big Deal?" können zwei Generationen lernen

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Das Beste zu wollen und dann prompt das Falsche zu tun, ist kein seltenes menschliches Verhalten. Nur: Wo verläuft die Grenze zwischen falsch und richtig? Im neuen Zimmertheater-Stück wird deutlich, dass diese Grenze mitunter recht kurvig verlaufen kann. Zumal, wenn es um Abnabelung geht, um die Verwirklichung von freiem Willen auf der einen und der Vorstellung von Rahmenbedingungen, die die Lebenserfahrung auf der anderen Seite als vernünftiges System aufstellt, aufeinander prallen.

In "Big Deal?" stellt der kanadische Autor David S. Craig diesen Konflikt profund dar. Das Beispiel ist aus dem Leben gegriffen. Irgendwann beginnt der Sohn, Marihuana zu konsumieren. Von synthetischen Drogen lässt er die Finger, wie der Zuschauer bald erfährt, der auch zur Kenntnis nimmt, dass das Zeug, das Jan raucht, nicht etwa eine Droge, sondern nur "Kraut" ist. Nichts, wovon man süchtig werden könnte, ungefährlicher als Alkohol, etwas, mit dem man sich besser entspannen kann. Was die Eltern und schnell auch die junge Drogenberaterin sehen, nimmt Jan nicht wahr. Er verändert sich, und zwar nicht nur so, wie es das Erwachsenwerden mit sich bringt, sondern so, dass man die Wirkung der Droge erkennt. Zwischenzeitlich hat der Junge auch zu dealen begonnen. Bei einer Party, die aus dem Ruder läuft, ruft der Vater die Polizei, die den Sohn verhaftet, was nun beide verfolgt.

Fast das ganze Stück spielt im Büro der Drogenberaterin Alex, die ihre eigene, der des Jungen Geschichte mitbringt. Sie ist der von Jan nicht unähnlich ähnlich, führt aber in negativer Richtung noch weiter. Das ist eine Perspektive, die das Stück, das übrigens ganz offen endet, aufzeigt. Für die andere steht die Familie, das geordnete Leben. Spießig aus Sicht des Sohnes.

Für Katja Lillih Leinenweber kein Problem. Die Regisseurin kann auf ein gutes Team bauen. Patrick Hellenbrand spielt den Vater, dem man das situative Schwanken zwischen Sorge, Zorn und auch Trauer um die gemeinsame Zeit jederzeit abnimmt. Carlo Sohn ist der Sohn, der hinter lässigem Leben, sozialem Gewissen und Aufbegehren gegen elterliche Kontrolle sehr schön Unsicherheit, ja schließlich sogar Verständnis aufblitzen lässt. Franziska Anna Bonn lässt ihre Alex sich zwischen Amtsperson, Kumpel und eigener selbstbewusster Persönlichkeit noch suchen. Leinenweber beweist, wie schon bei "Stones" in der Spielzeit 2010/11, ein gutes Händchen für Timing und Dynamik. Innere Rückblenden, verzahnte Monologe, starke Lichtregie und als probates Mittel noch markante Musikflächen sind ihr Instrumentarium. Auf dieser Bühne lässt sich der Konflikt mit erstaunlicher Elastizität stark ausspielen, ohne ihn in der Beliebigkeit zu verplätschern. u Weitere Aufführungen sind am Samstag/Sonntag, 3./4. Februar.