So nah und doch so fern: Die Besucher des neuen Aufzugstestturms sollen in die Stadt gelockt werden – um auch den Kapellenturm zu sehen, beispielsweise. Foto: Otto

Schnelligkeit des Baus überrollt Maßnahmen drumherum. Lomskys Vision: Skywalk übers Neckartal in die Stadt.

Rottweil - Der Thyssen-Krupp-Turm wächst rasant – und Rottweil kommt mit diesem Tempo nicht mit. Wie vermarktet man ihn? Wie lockt man die Besucher in die Innenstadt? Drängende Fragen des Gemeinderats versuchte Wirtschaftsförderer André Lomsky am Mittwoch zu beantworten. Fazit: Vieles ist geplant – die Umsetzung aber dauert.

Der Mann steht unter Druck, das wird bei Lomskys Vortrag mehr als deutlich. Von ihm werden Ergebnisse verlangt, und zwar schnell. In jüngster Vergangenheit gab es für die – nach Ansicht einiger Stadträte nur schleppend anlaufenden – Vermarktungsstrategien einige Kritik. Hinzu kommt, dass Lomsky sich schwer tut, die Stadträte zu erreichen und zu begeistern. Trotz der "Leidenschaft für den Turm", wie er betont, wirkt er am Mittwoch abermals distanziert. Es gibt kaum Blickkontakt zu den Stadträten, die mit großer Erwartungshaltung zuhören.

Über 100 Punkte einer langen Liste an Maßnahmen rund um den Turm wirft Lomsky per Beamer an die Wand und listet zunächst auf, was schon geleistet wurde. Info-Box auf dem Berner Feld und in der Stadt, 190 Baustellenführungen mit rund 3000 Teilnehmern, das Sonnendeck mit Liegestühlen, Flyer und, ganz neu, ein Banner mit "Rottweils schönen Aussichten". Ausführlich schildert Lomsky, wieviel Arbeit hinter jedem Projekt steckt und wirbt damit – auf seine Art – um Verständnis dafür, dass es "an der Schnelligkeit der Umsetzung manchmal mangelt", wie Stadtrat Hubert Nowack (Grüne) bei allem Respekt für das Geleistete moniert.

Vor allem die Anbindung des Turms an die Stadt, die Verknüpfung vom Besuch auf dem Berner Feld mit dem Besuch Rottweils, kommt vielen bisher zu kurz. "Da oben sind acht Türme kommuniziert, fünf davon in der Innenstadt", hält Lomsky mit Blick auf die zweisprachigen Infos an der Baustelle dagegen.

Und wie geht es weiter? Als eine der maßgeblichen Maßnahmen, die geplant sind, nennt Lomsky die Einrichtung eines Ablegers der Tourist-Info direkt am Turm – eventuell verbunden mit dem Ticketing für die Besucherplattform. Es soll ein "Turm-Jahr" in Rottweil geben und die "RottweilCard" soll Angebote in der Stadt für die Besucher bündeln – von Freizeit über Gesundheit bis Kultur. Apropos: Welche Sogwirkung der Turm hat, verdeutlicht Lomsky am Beispiel des Dominikanermuseums, eines der Aushängeschilder der Stadt. "Da haben wir pro Jahr etwa 10.000 Besucher – die haben wir jetzt am Turm schon in zwei Monaten durch."

Und wann kann man endlich beim Turm-Besuch auch etwas trinken, oder sogar essen? Diese Frage brennt nicht nur Heide Friederichs (FFR) unter den Nägeln. OB Ralf Broß erinnert daran, dass im Bebauungsplan auf dem Berner Feld Gastronomie ausgeschlossen worden sei. Man sei aber "dran", zumindest Snacks und Erfrischungsgetränke zu ermöglichen.

"Die Baustelle lockt Leute an, wie ich mir das nicht hätte vorstellen können", so CDU-Fraktionssprecher Günter Posselt (CDU), der André Lomsky und Projektsteuerer Alfons Bürk hervorragende Arbeit attestiert. Angesichts der Schnelligkeit des Baus erscheine einem eben alles andere relativ langsam.

"Der Turm ist übermächtig – in seiner Präsenz, und in den Anforderungen, die er mit sich bringt", meint FWV-Fraktionschef Walter Stegmann. Wenn man alles runterbreche auf eine Person sei klar – das geht nicht mehr.

Deshalb, so Oberbürgermeister Ralf Broß, sei umso wichtiger, die Tourismus-Stelle (ehemals Döbereiner) wieder zu besetzen und an die Wirtschaftsförderung anzubinden. "Wieviel Leute bräuchten Sie denn?" Diese Frage von FWV-Stadtrat Martin Hielscher an Lomsky erschien dem OB dann aber doch "rhetorisch". Lomsky betonte, er sei nicht "gemeinsam einsam", es sei ein Gemeinschaftswerk der Verwaltung. Und er gebe nicht mal einen Überstundenzettel ab. Dennoch: Einen Großteil an Projekten werde man extern vergeben. "Das sprengt sonst die Dimensionen."

Für seine abschließende "Vision für die ferne Zukunft", was die Anbindung des Turms angeht, erntete er zwar spöttisches Gelächter – aber man weiß ja nie: Ein "Skywalk" über das Neckartal in die Stadt oder eine Seilbahn würde den Besuchern das ultimative Erlebnis bieten. Ab nächstem Frühjahr aber müssen sich Turm-Fans aber mit der aufwendigen Installation der Stoff-Membran rund um den Turm zufrieden geben – ist ja auch schon was.