Noch fünf Tage: Für den Rottweiler Narrenmeister ist die Spannung vor dem Narrentag förmlich zu greifen

Rottweil. Seit 2012 steht Christoph Bechtold an der Spitze der Rottweiler Zunft. Als Narrenmeister trägt er beim Narrentag am 21. und 22. Januar die Hauptverantwortung. Trotz der anstrengenden und jahrelangen Vorbereitung und trotz aller Nervosität freut sich der 51-Jährige darauf. Vor allem auf das Wiedersehen mit den Freunden des Viererbunds.

Haben Sie schon einmal einen Narrentag als Chef der Zunft miterlebt?

Ja, den letzten Narrentag 2013 in Elzach. Es ist schon ein anderes Gefühl, wenn man in der Verantwortung steht, als wenn man als reiner Besucher auf einen Narrentag geht. Der Narrentag ist dann ein ganz anderer. Beispielsweise gab es diesen besonderen Moment, als alle Ausschussmitglieder der Narrenzunft Rottweil hinter der Elzacher Stadtmusik zum Start des Fackelumzugs gelaufen sind und dabei die vier Narrenmärsche gespielt wurden. Wer dabei war, wird das nicht vergessen. Es sind diese kleinen Momente des Glücks, auf die man im Vorfeld zuarbeitet. Irgendwann taucht er plötzlich auf, und es mischt sich unbändige Freude mit tiefer Ergriffenheit.

Wann haben Sie an Ihrem ersten Narrentag teilgenommen?

Zum ersten Mal als aktiver Narr war ich 1984 in Elzach mit Stefan Roth dabei. Davor war ich bei den Narrentagen nur Zuschauer.

Ist Ihnen etwas besonders in Erinnerung geblieben?

Es war ein ganz besonderes Gefühl, als Rottweiler Narr an einem Nachtumzug teilzunehmen. Bis dahin hatte ich ja immer nur das Narren am Tag gekannt, und dann Elzach – zum ersten Mal bei Nacht. Und dann war es noch der erste Narrentag außerhalb Rottweils, den man ohne Eltern verbracht hat. Auch das sicher ein besonderes Erlebnis.

Was macht für Sie das Besondere daran aus?

Der Narrentag selber hat eine ganz besondere Atmosphäre. Jeder, aber wirklich jeder spürt das bei der Veranstaltung sofort. Auf den Zuschauerrängen kann man die freudige Ehrfurcht vor dem Kommenden fast greifen. Bei den Kleidlesträgern hingegen ist eine Anspannung in der Luft, die sich erst mit dem Startsignal des Umzugs zu lösen beginnt. Wenn dann die Umzüge vorbei sind und die Narren in der Freinacht durch die Gassen laufen, dann fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Das erlebt man sonst nirgends in dieser Form.

Was verbinden Sie mit dem Viererbund?

Freundschaft und Leidenschaft. Das ist es, was den Viererbund auch zusammenhält. Wir sind ein Bund, der bis heute ohne Vorstand, ohne Gremien und ohne förmliche Beschlüsse perfekt funktioniert und vor allem auch harmoniert. Und gibt es doch mal Meinungsverschiedenheiten, werden diese in einem sachlichen, freundschaftlichen Rahmen geklärt. Und wir stehen auch für die gleichen Werte und versuchen, diese kommenden Generationen weiterzugeben. Der Viererbund ist daher auch weniger ein "Bund" zwischen den Zünften als vielmehr zahlreiche freundschaftliche Bande zwischen den Mitgliedern der vier Zünfte.

Was war für Sie der bisher schönste Narrentag?

Ich würde hier keine Reihenfolge festlegen wollen. Alle bisher miterlebten Narrentage waren etwas Besonderes. Jeder auf eine andere Art. Der eine, weil er der erste war, der andere, weil er im Jahr unserer Hochzeit stattfand, und wieder einer, weil es besondere Erlebnisse zusammen mit meinen Zunftbrüdern gab. Fest steht: Über jeden Narrentag könnte ich Abende lang Geschichten erzählen. 

Als Narrenmeister tragen Sie die Hauptverantwortung: Haben Sie überhaupt Zeit, den Narrentag zu genießen?

Natürlich werden wir viel im Einsatz sein, die Verantwortung tragen und Rede und Antwort stehen müssen. Auch werden wir jede Menge Termine an diesen zwei Tagen haben. Aber wenn alles so läuft, wie wir es seit vier Jahren geplant haben, wird der Genuss trotz allem da sein, und wir werden zusammen mit unseren Freunden hoffentlich ein rauschendes Fest feiern können.

Seit wann sind Sie mit den Planungen beschäftigt?

Wir haben vor dem Narrentag in Elzach 2013 mit der Reservierung der Hotels und der Jugendherberge begonnen. Nach der Fasnet haben wir dann am 14. Mai 2013 unsere sechs Unterausschüsse konstituiert, die seither kontinuierlich von der Planung bis zur Umsetzung am Arbeiten sind.

Wie viele weitere Mitorganisatoren unterstützen Sie?

Die Zahl ist gefühlt nahezu unendlich. Neben den 27 Ausschuss- und Vorstandsmitgliedern sind sicher die Ehrenmitglieder der Narrenzunft Rottweil unsere größte Stütze. Aber auch unzählige freiwillige Helfer in Sachen Ausstellungen und Veranstaltung helfen uns, wo Hilfe gebraucht wird. Vergessen wollen wir auch nicht die Sponsoren, die Mitarbeiter der Stadt, des Bauhofs, der Sicherheitsorgane und natürlich die große Anzahl an Besenbetreibern und deren Helfer. Ohne all diese Menschen, die hinter dem Narrentag stehen und ihr Bestes tun, könnte die Narrenzunft eine Veranstaltung in dieser Größenordnung nicht durchführen. Man kann mit Fug und Recht sagen, der Viererbund ist zu Gast bei seinen Freunden in Rottweil.

Was war für Sie das Beste an den Vorbereitungen?

Auch hier ist es schwer, ein besonderes Ereignis herauszuheben. Aus der Gesamtschau können wir sagen, dass die Vorbereitungen trotz einiger kleiner Rückschläge und Schwierigkeiten auf einem sehr gute Weg sind und immer alle bemüht waren, uns zu helfen und eine Lösung zu finden. Wie oft haben wir den Satz gehört: "Das geht so nicht." Und dann kam immer auch aus gleichem Munde ein "Aaaber, wir könnten..." Das Denken in alternativen Lösungswegen war beeindruckend. Und das ist vielleicht wirklich das Herausragende an den bisherigen Vorbereitungen. Die Bereitschaft eines jeden, uns zu helfen und eine Lösung zu finden.

Welchen Eindruck haben Sie von den Infoveranstaltungen in Elzach, Oberndorf und Überlingen: Steigt dort auch die Vorfreude?

Oh ja, die Stimmung bei allen vier Infoveranstaltung war überwältigend. In jedem Saal konnte man die Spannung und die Vorfreude förmlich greifen. In jedem Saal erhielten wir nach der Vorstellung des Konzepts einen lang anhaltenden Applaus. Unvergesslich! Jeder freut sich auf den Narrentag, auf das Treffen mit den Freunden des Viererbundes, auf das Narren am Nachtumzug und den großen Umzug am Sonntag und nicht zuletzt auf ein schönes Fest in Rottweil.

Was gibt es noch zu tun?

Die großen Themen sind zum Glück alle erledigt. Jetzt kommen eben die vielen kleinen Details, die noch im Vorfeld erledigt werden müssen. Die Besenwirte brauchen Strom und Wasser, für den offiziellen Empfang gilt es, den Saal zu schmücken, Verkehrsschilder aufzuhängen, Absperrgitter zu stellen, und so weiter. Und dann haben wir einen Einsatzplan der sechs Unterausschüsse, der derzeitig aus über 100 Positionen besteht, die zwischen dem 19. Januar und dem Ende des Narrentags erledigt werden müssen.

Auf was freuen Sie sich am meisten?

Am meisten freue ich mich auf das Wiedersehen mit den Freunden des Viererbundes. Und natürlich auf die Umzüge. Dann auf den Sternlauf am Samstagabend mit den Elzacher Schuttig, die im Schein ihrer Fackeln und der speziellen Beleuchtung in der Stadt fast dämonisch aussehen. Und als Gegensatz dazu die Überlinger Hänsele, deren Pailletten im Licht glänzen. Auch der große Umzug am Sonntag, bei dem die ganze Pracht und Vielfalt des Viererbundes zu sehen ist, erzeugt bei mir Vorfreude. Hier wird deutlich, warum es so wichtig ist, die alten Traditionen und Narrenkleider zu bewahren, was den Viererbund ausmacht und uns von vielen anderen unterscheidet.

Was wünschen Sie sich für den Narrentag?

Dass wir gutes Wetter haben und dass der Narrentag im besten Sinne des Wortes ein unvergessliches Erlebnis für alle Freunde des Viererbundes, für alle Rottweiler und besonders auch für meine Mitstreiter, die eine Unzahl an ehrenamtlichen Stunden investiert haben, wird. Und dass mir "älle bleibet munter und gsund. Des wünscht Euch und sich der Narro kugelrund".   Die Fragen stellte Verena Parage.