Wolfgang Wulz warb mit viel Humor für die örtlichen Dialekte. Die Schüler in Zimmern waren von dem Sprachforscher begeistert. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwungvoller Auftakt der landesweiten Aktion "Mundart in der Schule" im Kreis Rottweil in Zimmern

Kreis Rottweil. Zu einer "schwäbischen Doppelstunde" hatte die Grund-, Haupt- und Werkrealschule Zimmern o. R. am Mittwoch den Herrenberger Schriftsteller, Historiker und Mundart-Experten Wolfgang Wulz eingeladen.

Sein Besuch eröffnet eine Reihe von zehn Veranstaltungen des landesweiten Projekts "Mundart in der Schule" im Landkreis Rottweil, die von der Stiftung zur Jugendförderung der Kreissparkasse ermöglicht werden.

53 Schüler aus den Klassen 5 bis 9 lauschten den lebhaften Ausführungen des Dialektforschers, der seine Geschichten über Sprache, Land und Leute geschickt mit dem Erfahrungshorizont seiner multikulturellen Zuhörerschaft verband.

Schon der Einstieg mit dem schwäbischen Comicstrip "A Dag en dr Schuel" brach bei den dem Mundartthema zunächst noch etwas skeptisch gegenüberstehenden Kindern und Jugendlichen sogleich das Eis: im Chor rezitierten alle, wie der Comic-Held "naisaut, nahoggt, eischloft, uffgweckt wird, veschbert, weidertrialt, nix woiß, verseggelt wird, sich nix draus macht ond am End wieder hoimgoht". Keine Frage, dass die – nur bei wenigen Wörtern notwendige – Übersetzung ins Hochdeutsche auch Nicht-Schwaben zum Schmunzeln anregte.

Anhand von Kartenmaterial über die verschiedenen Mundarten in Baden-Württemberg, wo neben schwäbisch ja auch alemannisch und fränkisch gesprochen wird, demonstrierte Wolfgang Wulz danach die Vielfalt der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten im Dialekt: allein für die Kartoffel gibt es im Südwesten 15 verschiedene Begriffe.

Abwechslungsreich und unterhaltsam ist im Schwäbischen auch das gegenseitige Necken, für die der Heidenheimer "Knöpfleswäscher", Autor mehrerer Bücher über "Ortnecknamen", berufener Experte ist. Er freute sich besonders, dass einige Schüler sogar noch den Zimmerner Spitznamen "Lattestrecker" kannten, der damit erklärt wird, dass vor Urzeiten einige Altvordere mit Hilfe zweier angespannter Ackergäule eine Holzlatte verlängern wollten, um so den Mond vom Himmel holen zu können.

Mit einer von herzhaftem Gelächter der Klasse begleiteten Spielszene über die "Döffinger Rübemoschter" kam Wulz dann zum weihnachtlichen Teil seines Vortrags. Den frisch gezapften Most hatte der Opa nämlich mit zu vielen Zuckerrüben veredelt, wodurch der Heilige Abend in der sonst braven Familie zu einer Rauschorgie ausartete und die fromme Oma schier zur Verzweiflung trieb.

Bei Kerzenschein ging die schwäbische Stunde mit Theodor Storms "Knecht Ruprecht" im Original und in der schwäbischen Fassung von Edi Graf weiter.

Begleitet vom Bösinger Liedermacher Pius Jauch auf der Gitarre sangen die Schüler aus vollen Kehlen eine Mundartversion von "Morgen Kinder wird’s was geben", zwei schwäbische Muttersprachler wagten sich sogar auf die Bühne und trugen Doris Oswalds Gedicht "Sprengerle ond Zimmetstern" vor.

Mit seiner Geschichte "Das Brenztaler Chrischtkendle" aus dem druckfrischen Buch "Schwäbische Bescherung" verabschiedete sich Wolfgang Wulz aus der fröhlichen Runde der Schüler, die sich diese Zugabe über den Schulgong hinaus per Abstimmung mit großer Mehrheit gewünscht hatte.

Der Arbeitskreis Mundart in der Schule besteht seit 2003. Mit landesweit 68 Veranstaltungen hat das von den Mundartvereinigungen "schwäbische mund.art e.V." und "Muettersproch-Gsellschaft e.V." initiierte Projekt im Jahr 2014 wieder einen neuen Höchststand erzielt. Insgesamt wurden seit Beginn der Aktion in Baden-Württemberg 460 Begegnungen mit rund 9500 Schülern sowie drei Mundartwettbewerbe in den Schulen organisiert.

Damit ist der Arbeitskreis Mundart in der Schule auf einem guten Weg, sein Ziel, die im Land beheimateten Mundarten Alemannisch, Fränkisch und Schwäbisch bei den Schülern als wertvolles Spracherbe und Kulturgut nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und es auch als interessanten Gegenstand von Unterricht und Projekten zu erkennen.

Alle interessierten Lehrer – besonders im Landkreis Rottweil – sind eingeladen, sich im noch laufenden Schuljahr um eine der Begegnungen, die vom AK Mundart in der Schule bezahlt werden, zu bewerben. Die Mineralquelle Silber Brunnen unterstützt die Aktion mit kleinen Geschenken.

Weitere Informationen: www.mundart-in-der-schule.de Beratung und Information: schule@mund-art.de