Leitstellendisponent Andy Noth hat im Nachtsdienst einiges zu tun. Am Funktisch gehen bei ihm Notrufe aller Art ein. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachtschicht: Leitstellendisponent der Integrierten Leitstelle im Alten Krankenhaus kennt sich in seiner Materie aus

Die meisten Fenster des alten Krankenhauses sind dunkel, lediglich im ersten Stock brennt Licht. Dort befindet sich die Integrierte Leitstelle des DRK Kreisverbands und der Feuerwehr, gleich neben der Rettungswache.

Rottweil. Es ist 21. 45 Uhr. In der Leitstelle beginnt demnächst der Nachtdienst. Im Hintergrund läuft leise das Radio. Am Funktisch unterhalten sich Andy Noth und sein Kollege über die Geschehnisse des Tages. Noth hat heute Nachtdienst und fragt ab, was für seinen Dienst wichtig sein könnte. Dienstübergabe nennt sich das.

22 Uhr ist Dienstbeginn. Noch ist es ruhig am Funktisch. Fünf Monitore strahlen ihr Licht in den abgedunkelten Raum. Auf dem linken ist die Karte des Landkreises zu erkennen. Und Einsatzfahrzeuge. "Ich kann hier in Echtzeit sehen, wo sich die Fahrzeuge gerade befinden." Notrufe, die bei ihm eingehen, kommen aus dem gesamten Kreis. Und wenn es zudem in den benachbarten Kreisen Tuttlingen oder Schwarzwald-Baar eng wird, hilft Andy Noth per Überlandhilfe aus. "Das machen wir bereits seit einigen Jahren so."

Die Notrufe sind ganz unterschiedlich. So laufen beispielsweise auch Notrufe mancher Aufzüge ein. Eine rote Lampe blinkt: "Aufzugsnotruf". Wird es jetzt spannen? "Nein, das ist nur ein Testruf der Aufzugsfirma, um sicherzustellen, dass das System im Notfall auch funktioniert", so Noth. Kein Grund zur Aufregung also. Wenig später blinkt die nächste rote Lampe. "Das ist jetzt ein Notruf", erklärt Noth kurz, bevor er mit dem Anrufer in Kontakt tritt. "Von wo rufen Sie an? Wie heißt der Patient? Wie alt ist der Patient, was ist passiert?" Noth arbeitet seinen Fragenkatalog ab und füllt zeitgleich die Einsatzmaske am Computer aus. Er trägt alle Angaben ein, die dann gleich digital an seine Kollegen in der Rettungswache und in das einsatzbereite Fahrzeug übermittelt werden. Innerhalb von 15 Minuten sollte der Rettungswagen am Einsatzort sein. "In den allermeisten Fällen schaffen wir das auch."

Andy Noth ist Rettungsassistent. Er kennt sich aus in der Materie, und doch ist es immer wieder schwierig, im Telefonat herauszufiltern, was genau nötig ist. Braucht es einen Rettungswagen und eventuell auch gleich einen Notarzt? Ist es ein Fall für den hausärztlichen Notdienst? Oder helfen vielleicht auch ein paar Tipps, wenn Patienten mit leichten Symptomen wie Fieber oder Husten sich melden?

45 bis 60 Sekunden dauert ein Notrufgespräch in der Regel. In dieser Zeit muss alles abgefragt sein. "Aber dafür gibt es seit Jahresbeginn die strukturierte Notrufabfrage", sagt Noth. Die Fragen hat er längst verinnerlicht. Dennoch klebt zur Sicherheit ein Zettel auf dem Funktisch.

Verschiedene Nummern laufen bei ihm auf. Das ist zum einen die zentrale Notrufnummer 112, aber auch die 19222, die Nummer, wenn ein Krankentransport angefordert wird. Zudem landet auch jeder bei der Leitstelle, der die Nummer 116117 anruft, um den kassenärztlichen Notdienst zu erfragen. Immer wieder gingen zudem Anfragen zum Hausnotruf ein. So auch in dieser Nacht. "Normalerweise gehen die Notrufe des Hausnotrufs über eine Zentrale in Karlsruhe", erklärt Noth. Der Anrufer hat eine technische Frage. Noth verweist ihn auf die Bürozeiten.

Es ist mittlerweile 1.30 Uhr. Andy Noth ist hellwach und kocht Kaffee. Manchmal werde man müde, wenn nichts los sei. So zwischen 4 und 6 Uhr. "Aber wenn dann ein entsprechender Einsatz ist, dann ist die Müdigkeit wie weggewischt." Bis vor ein paar Jahren ist Noth auch Einsätze auf dem Rettungswagen gefahren. Das mache er jetzt nicht mehr. Er habe vor ein paar Jahren die Zusatzqualifikation als Leitstellendisponent erworben. Und die Arbeit "hier oben" mache ihm Spaß. Das nötige Hintergrundwissen über den Ablauf von Einsätzen habe er aus seiner Zeit als Rettungsassistent.

In drei Schichten wird auf der Leitstelle gearbeitet. Noth arbeitet also nicht nur nachts. Auch die Einsätze für die Feuerwehr laufen in der Leitstelle auf. Von hier aus werden die Löschzüge alarmiert. "Ist es ein größerer Einsatz, bekommen wir hier Leitstellenverstärkung von der Feuerwehr", sagt er.

"Oh, jetzt funkt gerade jemand", sagt Noth und zeigt auf den Bildschirm. Ein Rettungswagen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis hat gerade die Kreisgrenze passiert und meldet sich an. "Das ist so üblich", sagt Noth.

Die rote Lampe blinkt. Notruf. Der Anrufer klingt aufgeregt und schildert, was passiert ist. Konzentriert und Frage für Frage versucht Noth herauszufinden, welche Art von Hilfe benötigt wird. Nach kurzer Zeit steht fest: Einen Rettungswagen ist nicht notwendig. "Wenden Sie sich bitte an den kassenärztlichen Notdienst", bittet Noth während er dem Anrufer die Telefonnummer diktiert.

Die Rettungswagenbesatzung des ersten Einsatzes kehrt zurück und schaut kurz bei Andy Noth vorbei. Es ist mittlerweile 2 Uhr. Fortan kehrt Ruhe ein in der Leitstelle. Büroarbeiten hat Andy Noth noch auf der Agenda. Dienstpläne schreiben und Protokolle. Das gehört auch dazu. Um 6 Uhr endet der Dienst. Mittlerweile ist es draußen fast wieder Tag. Für Andy Noth heißt das an diesem Tag allerdings: Schlafenszeit.