Trockenheit: Derzeitige prekäre Situation kann Auswirkungen auf die Stände im Sommer haben

Die außergewöhnlich geringen Niederschlagsmengen im Herbst und vor allem im Dezember bereiten nicht nur der Schifffahrt Probleme, sondern wirken sich auch auf das Grundwasser aus.

Kreis Rottweil. "Die Grundwasserstände und Quellschüttungen bewegen sich zurzeit in Baden-Württemberg auf unterdurchschnittlichem Niveau. Die Tendenz ist nach wie vor rückläufig", so die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz LUBW, Margareta Barth. "In den vergangenen 30 Jahren hatten wir zum Jahreswechsel keine vergleichbare landesweit ausgeprägte Niedrigwassersituation für das Grundwasser", so Barth.

Zwar würden sich um den Jahreswechsel an zahlreichen Grundwassermessstellen immer wieder mal Niedrigwasser einstellen, aber meist war vielerorts bereits eine Trendumkehr aufgrund der Wetterlage erkennbar, wie beispielsweise bei den Jahreswechseln 1991/92, 2003/04 und 2015/16.

Diese Entwicklung zeichnet sich momentan jedoch nicht ab. Die aktuelle Grundwassersituation sei vor diesem Hintergrund als außergewöhnlich und kritisch einzustufen.

Grundwasser hat ein langes Gedächtnis. Ausgeprägte Niedrigwasserperioden hinterlassen Spuren, die für viele Monate bis hin zu einigen Jahren spürbar sein können. Es ist daher nicht auszuschließen, dass bei weiterhin unterdurchschnittlichen Niederschlägen der quantitative Grundwasserzustand möglicherweise bis weit in das Jahr 2017 hinein kritisch bleibt.

Experten befürchten Versorgungsengpässe

Ist bis zum Frühjahr kein Grundwasseranstieg zu verzeichnen, müssen Bereiche, die vornehmlich durch kleine Quellen mit kleinen Einzugsgebieten versorgt werden und nicht an Fernwasserversorgungsnetze angeschlossen sind, mit beträchtlichen Versorgungsschwierigkeiten ab diesem Sommer rechnen. Dies betrifft voraussichtlich vor allem Bereiche, die bereits im sehr heißen Sommer 2015 davon betroffen waren, also Streusiedlungen und Einzelgehöfte im Hochschwarzwald sowie teilweise auf der Schwäbischen Alb und im Kraichgau.

Nachdem im Mai und Juni 2016 wiederholt extrem heftige Starkregen aufgetreten sind, gab es in den Folgemonaten bis einschließlich Oktober deutliche Niederschlagdefizite in Baden-Württemberg. Je nach Monat fielen nur zwischen 56 und 77 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags.

In den ersten drei Novemberwochen 2016 lag die Niederschlagsmenge dann im Rahmen, seitdem ist das Wetter jedoch außergewöhnlich trocken. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Dezember 2016 der trockenste Dezember in Baden-Württemberg seit 1963.

Die zuletzt gefallenen Niederschläge wurden bisher nicht abflusswirksam, da sie in weiten Teilen des Landes als Schnee gespeichert sind.

Als Folge des trockenen Wetters liegen derzeit an rund 75 Pegeln in Baden-Württemberg die Wasserstände beziehungsweise die Abflüsse im unteren Niedrigwasserbereich.

Das bedeutet, die Wasserstände sind tiefer als der niedrigste Wasserstand beziehungsweise Abfluss in einem durchschnittlichen Jahr. Von Niedrigwasser betroffen sind besonders der Oberrhein und seine Zuflüsse, die baden-württembergische Donau sowie etliche Zuflüsse zum Neckar und zur Donau.

Informationen zu den aktuellen Wasserständen in den Flüssen stehen auf der folgenden Webseite der LUBW bereit: http://www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de/ oder über die individualisierbare App "Meine Pegel".