Tobias Pötzsch (links) und Felix Künneke sind mit Funkamateuren bis nach Zürich oder in den Breisgau in Kontakt und halten bei der Übung die Verbindung zu DRK, Polizei, Feuerwehr oder THW. Foto: Riedlinger

Vierte Notfunk-Übung des Deutschen Amateur-Radio-Clubs: Probe von Situation, die niemand erleben will.

Rottweil/Denkingen - Die vierte Notfunk-Übung veranstalteten Mitglieder des Deutschen Amateur-Radio-Clubs am Samstagnachmittag vom Klippeneck aus. Sie probten mit Kollegen so eine Situation, die eigentlich niemand erleben möchte.

Was passiert eigentlich, wenn durch anhaltende Unwetter das Telefon- und Stromnetz ausfällt? Wer hilft und wer koordiniert diese Hilfe? Felix Künneke, Markus Hüttermann und Tobias Pötzsch haben die Antwort. Sie sind Funkamateure und haben vergleichbare Szenarien schon mehrfach durchgespielt. Im Bereich Tuttlingen gibt es knapp 80 Funkamateure, in Rottweil sind es unwesentlich weniger. Die Übungsannahme lautet, dass durch über mehrere Stunden anhaltende Unwetter mit Starkregen und Überschwemmungen sich die Situation in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und angrenzenden Gebieten derart zuspitzt, dass Straßen über- und unterspült werden, Hochwasser entsteht und eine unbekannte Anzahl von Personen vom Wasser mitgerissen wird. Straßen sind zum Teil nicht mehr passierbar und zahlreiche Verletzte müssen versorgt werden.

Die Funkamateure sind auf dem Klippeneck wie an anderen Stationen mit einem Notstromaggregat oder solargestützten Batterien und Akkus weitgehend autark. So genannte Relais als Verbindungsstationen befinden sich auf dem Witthoh bei Tuttlingen, bei Bötzingen am Kaiserstuhl, auf dem Kandel oder in Rottweil. "Von diesen erhöhten Standorten können wir mit Funk verhältnismäßig weit in die Täler hinein kommen", erklärt Felix Künneke bei der Übung.

Schon wenige Minuten nach Beginn hatten sich etliche Funkamateure von Standorten bei Singen, Stockach, Niedereschach oder sogar aus dem Kanton Zürich gemeldet. Dabei gaben sie durch, wie sie zum Beispiel durch Notstromgeneratoren autark sind und wie lange sie mit ihren Vorräten wie Benzin einsatzfähig sein können. Und sie gaben durch, ob sie bereits Kontakt zu Polizei, DRK, Feuerwehr oder THW haben. Sofort gingen auch die ersten Schadensberichte ein, und für "eine Person mit Verdacht auf HI" (Herzinfarkt) wurde Hilfe angefordert.

Die Funkamateure geben solche Informationen über den Führungsstab der Behörden weiter. "Wir wollen die Behörden oder Rettungsorganisationen nicht ersetzen, sondern unterstützen", so Künneke.

Direkte Kontakte zu Rettungskräften haben die Funkamateure: Tobias Pötzsch ist Mitglied bei DRK und Feuerwehr, Markus Hüttermann arbeitet als Fachberater Katastrophenschutz des Landkreises Tuttlingen. Durch ihre Mitgliedschaft und Ausbildung bei den Funkamateuren haben sie den gesetzlichen Auftrag, Bürger zu unterstützen.

"Dass ein Stromausfall nicht aus der Welt ist, sah man in Tuttlingen am zweiten Weihnachtsfeiertag", so Hüttermann. Und wenn ein Erdbeben die Glasfaserkabel im Boden unterbricht, ist es eben aus mit der Telefonie. Pötzsch hat ein EDV-Programm geschrieben, mit dem in einem solchen Fall die eingehenden Notrufe und die daraus entstehenden Einsätze festgehalten werden. So können benötigte Hilfeleistungen oder Rückmeldungen über das voraussichtliche Eintreffen von Rettungskräften weitergeleitet werden. Doch vor der Halle auf dem Segelfluggelände auf dem Klippeneck zeigt sich an diesem Nachmittag mit herrlichem Sonnenschein der erste Sommertag und alle hoffen, dass es bei der Übung bleibt und der Erstfall nie eintritt.