Lediglich im Alpirsbacher Klosterhof gegenüber des Schwarzen Tores in Rottweil waren Evangelische – oder vielmehr Lutheraner – anzutreffen. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Winfried Hecht referiert am Donnerstag im evangelischen Gemeindehaus in Rottweil

70 Reichsstädte gab es im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. 55 davon bekannten sich seinerzeit zur Reformation, der Rest blieb katholisch. Darunter auch die Freie Reichsstadt Rottweil. Doch warum?

Rottweil. Warum in Rottweil die Reformation scheiterte sowie über Faktoren, Personen, Krisen und Perspektiven spricht Historiker Winfried Hecht in einem Vortrag am Donnerstag, 21. September, ab 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Johanniterstraße 30.

Reformatorisches Gedankengut habe die Reichsstadt Rottweil um 1525 erreicht. Dies war allerdings nicht von Luther, sondern vom Schweizer Reformator Ulrich Zwingli geprägt. Anfangs seien Anhänger und Gegner in der Stadt gleichstark gewesen. Doch im Sommer 1529 wurden die Gegensätze der beiden Seiten gewalttätig ausgetragen. "Rottweils Reformierte mussten die Stadt verlassen. Familien wurden auseinandergerissen, auch die Zünfte verloren wichtige Leute", erzählt Hecht.

"Endgültig" sei die Konfessionsfrage in Rottweil aber erst 1582 entschieden worden. Der Rat der Stadt Rottweil beschloss, dass man nur als Katholik Rottweiler Bürger werden könne.

Das Wort galt. Bis zum Jahr 1802 dauerte es, bis dann in der Kapuzinerkirche erstmals in aller Form ein evangelischer Gottesdienst gehalten werden konnte. Heute gibt es ein gutes Miteinander evangelischer und katholischer Christen. Dies stellte nicht zuletzt der erste ökumenische Kirchentag vor ein paar Jahren unter Beweis.

Winfried Hecht nennt auch ganz persönliche Gründe und Ansichten der Menschen als Grund für die gescheiterte Reformation. Lediglich der Alpirsbacher Klosterhof oberhalb des Schwarzen Tores, der Württemberg gehörte, war evangelisch. Ja sogar lutheranisch. Zwischen den Lutheranern dort oben und den Katholiken habe es dann überwiegend an Fronleichnam kleine Neckereien gegeben, erzählt Hecht, der so manche Anekdote weiß und beim Vortrag erzählen wird. Es habe aber auch Zünfte gegeben, die der Reformation stark zugesprochen hätten. Und so hätten sie in der Fronleichnamsprozession ihren besonderen Platz gehabt...

In Rottweil seien die Bürger mit der katholischen Kirche aber wohl recht zufrieden gewesen, "da es sehr gute Prediger gegeben hat". Dies sei nicht zuletzt den Klöstern zu verdanken gewesen. Und dass in Rottweil Evangelische doch auch heute noch manchmal als "Wiaschtglaibige" bezeichnet werden, wertet Hecht als Selbstironie.