Waldorfschul-Vorstand Christoph Sander freut sich: Zwei von vier Gebäuden des neuen Schulkomplexes in Rottweil stehen. Im Hauptgebäude (hinten) sollen nach den Sommerferien bereits Schüler einziehen. Bis dahin ist noch viel Eigenleistung gefragt. Das Unterstufengebäude (vorne rechts) wird seit 2013 genutzt. Foto: Otto

Rohbau des Hauptgebäudes so gut wie fertig. Sprung nach Klasse vier kein Thema. Oberstufe wird jetzt aufgebaut.

Kreis Rottweil - Viele Viertklässler-Eltern beschäftigt gerade die Frage nach der passenden weiterführenden Schule. Die Eltern der Rottweiler Waldorfschüler können sich zurücklehnen – für sie geht es nahtlos weiter. Die brennende Frage ist hier eher: Wann ist der nächste Arbeitseinsatz für den Schulneubau?

Der Rottweiler Waldorfschul-Verein stemmt seit 2012 ein Projekt, das es in sich hat: Rund sieben Millionen Euro werden in einen neuen Schulkomplex auf dem ehemaligen Areal der Brauerei Pflug an der Tuttlinger Straße investiert. Ende 2013 bezog die Schule das Unterstufengebäude, jetzt naht ein weiterer großer Schritt: Der Rohbau des Hauptgebäudes ist fast fertig.

Derzeit werden in dem mächtigen Komplex, der auf den Mauern der alten Brauerei errichtet wurde, die letzten Fenster montiert und das Dach wird geschlossen. "Dann können wir mit dem Innenausbau starten", freut sich Vorstand Christoph Sander. Wie schon beim Unterstufengebäude wird dann auch hier rund 90 Prozent in Eigenleistung erfolgen. Eine Mammutaufgabe: Das Hauptgebäude mit Klassenzimmern, Fachräumen und Aula umfasst insgesamt satte 4500 Quadratmeter Nutzfläche.

Zuerst will der Verein deshalb das erste Geschoss in Angriff nehmen und sich dann langsam vorarbeiten. "Wir brauchen dringend weitere Klassenzimmer", erklärt Christoph Sander. Nach dem Start der Freien Waldorfschule Rottweil 2007 mit einer ersten Klasse ist man inzwischen bei Klasse acht angelangt – und alle Beteiligten betreten ab kommendem Schuljahr mit der Oberstufe wieder ein Stück Neuland. "Die jetzigen Achtklässler-Eltern müssen da schon etwas Vertrauen haben – aber die sind als Pioniere ja erprobt", schmunzelt Sander. So muss für das kommende Schuljahr mit der ersten neunten Klasse ein ganz neues Oberstufenkollegium gebildet werden. Allein im vergangenen Jahr habe man sechs neue Lehrer eingestellt. 14 Lehrkräfte und 115 Schüler zählt die Schule derzeit. Als einzige Waldorfschule im Landkreis ist das Einzugsgebiet entsprechend groß. Rund die Hälfte der Schüler kommt laut Sander aus Rottweil, die andere Hälfte aus weitem Umkreis. Alle drei Schulabschlüsse – Hauptschulabschluss, Mittlere Reife und Abitur – werden angeboten. Die Orientierung beginnt erst in Klasse 9.

Für die nächste erste Klasse sei das Interesse bereits groß. "Es gibt 28 Anmeldungen für die 25 Plätze – das freut uns sehr", sagt Sander. Umso drängender ist nun der Fortschritt im Neubau. Wie immer hat sich der Verein sportliche Ziele gesetzt: "Nach dem Sommer wollen wir in der ersten Etage einziehen." Und schon an Pfingsten soll in der Aula das erste Klassenspiel aufgeführt werden. Für Mai hat sich übrigens auch das Landesdenkmalamt angekündigt: Auf dem Areal wurden Teile einer alemannischen Siedlung entdeckt, die nun weiter freigelegt werden sollen. Der Schulhof ist deshalb noch ein Provisorium.

Um die Kostenentwicklung im Griff zu halten, wurde der an die Aula angrenzende Turnhallen-Bau vorerst zurückgestellt. Und auch die beiden weiteren Gebäude, die noch auf dem 18 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen sollen, sind noch Zukunftsmusik. Immerhin schlage sich das große Engagement auch in den Spenden nieder. 425 000 Euro sind laut Sander bisher zusammengekommen. Und inzwischen habe das Projekt enorme Außenwirkung. "Jede Waldorfschule, die in Baden-Württemberg baut, ruft hier an und fragt um Rat."

Doch von nichts kommt bekanntlich nichts: Jedes Elternhaus ist verpflichtet, 100 Arbeitsstunden für den Neubau zu leisten. "Die Samstage und die Ferien", räumt Sander ein, "sind gut ausgefüllt."

Weitere Informationen: www.waldorfschule-rottweil.de