Wenn Wildtiere durch die Wohnviertel streunen, ist Abstand angesagt / Auf keinen Fall Futter anbieten

Von Corinne Otto

Kreis Rottweil. Wenn man abends nach Hause kommt, schleicht er meist schon ums Haus. Und morgens guckt er auch gerne mal zum Fenster rein. Der Fuchs fühlt sich wohl in der Gegend – nein, nicht im Wald, sondern mitten im Wohngebiet einer Kreisgemeinde. Das ist immer öfter der Fall. Doch wie reagieren?

Die Gefühle sind gespalten. Irgendwie ist es faszinierend, wenn so ein Wildtier ständig durch den Garten spaziert. Der Sohnemann will den Fuchs am liebsten füttern und streicheln, die Tochter dagegen hat mächtig Angst um ihr Kaninchen – und was, wenn der Fuchs Krankheiten überträgt? Fuchsbandwurm, Tollwut, alles Mögliche geistert einem da durch den Kopf.

Jörg Hauser, Leiter des Veterinäramts in Rottweil, bestätigt, dass sich der Fuchs, ähnlich wie der Marder, auch im Kreis Rottweil immer mehr an den Menschen gewöhnt und zunehmend in der Wohnbebauung zu beobachten ist. "Die Tiere finden hier ein zusätzliches Angebot an Nahrung und genügend Unterschlupf", erklärt er. Nicht selten würden Jungfüchse bereits mit Streifzügen um die Häuser aufwachsen, seien dies also schon gewohnt und geben das an die nächste Generation weiter.

Doch als "Haustier" im weiteren Sinne, das man womöglich noch füttert und streichelt, taugt der Fuchs nicht, warnt Hauser. Denn auch wenn es im Kreis Rottweil seit 25 Jahren keine Tollwut mehr gebe, so seien Füchse doch Überträger von Parasiten und Krankheiten. Hier nennt der Leiter des Veterinäramts vor allem den kleinen Fuchsbandwurm, den die Tiere durch Eier im Fell oder im Kot weitergeben können. Erkrankungen beim Menschen gebe es in Baden-Württemberg relativ häufig. Und Hundebesitzern rät Hauser, auf einen ausreichenden Impfschutz ihres Tieres zu achten. Derzeit gebe es zahlreiche Fälle von Staupe – eine Krankheit, die ebenfalls vom Fuchs übertragen werden kann.

Hausers klarer Ratschlag lautet deshalb: "Die Tiere auf Abstand halten!" Vor allem Jungfüchse könnten durchaus auch mal zuschnappen. Zudem sollte man den Fuchs natürlich keinesfalls füttern. "Grundsätzlich sollte man dafür sorgen, dass es rund ums Haus kein zusätzliches offenes Futterangebot gibt", erklärt Hauser. Offene Komposte seien beispielsweise beliebtes Ziel der Füchse. Oft würden die Wildtiere auch unbewusst angelockt, indem man Katzenfutter auf die Terrasse stellt. "Die Füchse lernen schnell, dass ihnen nichts passiert und sie einfach und bequem an Lebensmittel kommen."

Auch Kreisjägermeister Otmar Riedmüller beobachtet, dass sich Füchse, aber auch Marder und Dachse zunehmend in der Nähe des Menschen bemerkbar machen. Dachse werden zwar seltener gesehen, weil sie nachtaktiver sind, immer wieder werde aber gemeldet, dass sich ein Dachs in einem Garten ein Loch als "Toilette" angelegt hat. "Auch rund um in Kindergärten und Schulen komme dies häufiger vor. Und aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen, auch für die Jäger, werde diese Entwicklung noch zunehmen, schätzt Riedmüller.

Da hilft wohl nur: Die Ratschläge bestmöglich befolgen und sich mit den Tieren arrangieren. Denn vorbeugen gegen Wildtier-Besuch ist schwer. Es gebe zwar Mittel, die die Tiere durch Geruch abhalten sollen, doch hier setze laut Riedmüller irgendwann der Gewöhnungseffekt ein. Davon können all jene ein Lied singen, die ihr Auto schon einmal gegen Marder schützen wollten – oft erfolglos. Auch Forstamtsleiter Uwe Sperlich kann ein Lied davon singen: In seinem Wohngebiet in Sulgen fühlt sich ein Marder ziemlich wohl. "Er hat ungeniert an meinem Auto die Antenne abgefressen."

Wenn Kreisjägermeister Otmar Riedmüller dann noch erzählt, was für Schäden Wildschweine anrichten können, dann ist man mit so einem Fuchs im Garten eigentlich noch ganz gut bedient – vorausgesetzt, er lässt das Kaninchen in Ruhe.