Marcus Planer kurz vor dem Start im einsitzigen Segelflugzeug Discus. Foto: Planer/Ott Foto: Schwarzwälder-Bote

Bühlinger ist neuer Fluglehrer beim Aeroclub Klippeneck / Zuvor als Jetpilot bei der Bundeswehr / Vorbereitung ist wichtig

Rottweil-Bühlingen. Marcus Planer aus Bühlingen, ehemaliger Pilot und Ausbilder auf F 4-Phantom Kampfflugzeugen der Bundeswehr, bildet seit Anfang dieses Monats angehende Segelflieger des Vereins Aeroclub Klippeneck aus. Nach der erfolgreichen Teilnahme an einem Lehrgang des baden-württembergischen Luftfahrtverbands auf dem Segelfluggelände Hornberg bei Schwäbisch Gmünd besitzt der 47-jährige Planer nun auch die Lizenz zur Ausbildung von Segelflug-Piloten.

Während seiner Zeit bei der Bundeswehr unterrichtete er nach eigenen Angaben über 100 Phantom-Piloten in taktischen Schulungen.

Seit seiner Entlassung in den Ruhestand im Jahre 2008 arbeitet Marcus Planer als freier Pilot in der gewerblichen Luftfahrt. In den ersten drei Jahren flog er für die Firma Luxembourg Air Rescue vor allem im Bereich von Organ-Transporten. Seit 2012 ist er zurück in Rottweil. Beruflich fliegt er jetzt einen Businessjet für einen Unternehmer aus Oberndorf.

Segelfliegerisch ist er zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, der allerdings in der Zwischenzeit durch die Fusion mit den Segelflugvereinen von Balingen, Oberndorf und Tuttlingen im Aeroclub Klippeneck aufgegangen ist.

Herr Planer, wie sind Sie zur Fliegerei gekommen?

Über meinen Vater. Der hat die Segelflugausbildung bis zum ersten Alleinflug gemacht und hat dann zugunsten der Familie damit aufgehört. Allerdings hat er genügend fliegerische Impulse in mein Leben gestreut, sodass mir in der Grundschule schon klar war, dass ich mit 14 Jahren Segelflieger werde.

Wann haben Sie Ihre Segelflugausbildung beendet?

Am 17. Juni 1985 mit 17 Jahren, also drei Jahre nach Beginn meiner Ausbildung beim SFC (Segelflug-Club) Rottweil auf dem Klippeneck.

Wie kam es zu Ihrer Ausbildung bei der Bundeswehr?

Mir war klar, dass ich Pilot werden muss, und ab 1985 habe ich an Auswahlverfahren der Lufthansa und der Bundeswehr teilgenommen. Im April 1986 musste ich mich dann entscheiden, und eine Karriere bei der Bundeswehr schien mir fliegerisch reizvoller zu werden. Was sich dann auch bestätigt hat.

Haben Sie diese Entscheidung bereut?

Eigentlich nicht, nur während der fliegerischen Grundausbildung in den USA mussten wir als Neulinge immer sehr früh raus. Da stand ich morgens um 3.30 Uhr vor dem Spiegel beim Rasieren und hab mich selbst gefragt: "Warum hast du nicht die Lehre bei der Sparkasse gemacht?"

Mussten Sie jemals die Waffensysteme ihres Kampfflugzeugs einsetzen?

Nein, musste ich nicht. Einmal musste ich eine Cessna 182, ein kleines einmotoriges Sportflugzeug, abfangen, das sich in den falschen Luftraum verirrt hatte. Das war das spektakulärste Ereignis bei meinen Einsätzen für die Bundeswehr.

Hatten Sie es bei Ihrer Ausbilder-Tätigkeit in der Bundeswehr mit ebensolchen fliegerischen Neulingen zu tun wie bei den Segelfliegern?

Nein, überhaupt nicht. Meine Schüler bei der Bundeswehr hatten alle schon ihre fliegerische Grundausbildung beendet. Ich war somit lediglich für die taktische Schulung zuständig.

Fliegt sich denn so ein Segelflugzeug ähnlich wie ein Düsenjäger? Lässt sich das miteinander vergleichen?

(Lacht) Also ich würde mal sagen: Beide sind auf ihre Weise anspruchsvoll. Im Jet geht eben alles viel schneller, sehr viel schneller und dadurch hat man für Fehlerkorrekturen viel weniger Zeit und Toleranzen.

Und was macht Ihnen mehr Spaß?

Das Segelfliegen, weil man einfach so in den Flieger reinsitzen kann, das heißt ohne Helm, ohne schwere Stiefel, ohne Sauerstoffmaske und Kälteschutzanzug... Und vor allem ohne Lärm.

Sie haben jetzt mit der Ausbildung ihrer ersten Segelflugschüler begonnen, ist das vergleichbar mit der Ausbildertätigkeit bei der Bundeswehr?

Vom Standpunkt des Ausbilders ist das ganz ähnlich anspruchsvoll. Man muss ganz individuelle Methoden finden, um den Stoff an den Schüler zu bringen.

Halten Sie die Segelfliegerei für gefährlich?

Die Fliegerei ist immer so gefährlich, wie man sie sich selber macht. Das Fliegen fängt lange an, bevor man im Flugzeug sitzt und hört erst dann auf, wenn man wieder aussteigt.

Wie meinen Sie das?

Man muss sich schon vor dem Start gut vorbereiten. Sich Gedanken machen, was während des Starts und während des Flugs alles passieren kann, um darauf gut vorbereitet zu sein. Zum Beispiel das Verhalten bei einer Startunterbrechung muss einem in Fleisch und Blut übergehen, sodass man im Ernstfall ganz automatisch richtig reagiert.

u  Die Fragen stellte Jörg Ott