Der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Teufel spricht über seinen Politikstil und Stuttgart 21

Von Armin Schulz

Rottweil/Stuttgart. Manch einen in der CDU im Land treibt die Frage aller Fragen immer noch um. Warum hat es damals, bei der Landtagswahl im März, nicht gereicht? Lag es wirklich an der Atomkatastrophe in Japan? Daran, dass die Menschen seitdem empfänglich sind für grüne Energiepolitik? Oder an Mappus und seinem ruppigen Umgang mit dem Thema S 21? Oder an etwas ganz anderem?

Manchmal tappt auch Stefan Teufel, der CDU-Landtagsabgeordnete, der einzige Abgeordnete noch aus dem Kreis Rottweil, in diese Fragenfalle. Man kann es wenden und drehen wie man will: Die CDU im Land hat die Wahl verloren, sie findet sich erstmals auf der harten Oppositionsbank wieder und dort nur mühsam zurecht.

Wenn sie nur mehr solcher Teufels gehabt hätte, es hätte gereicht. Locker. Prozentual hatte Teufel bei der Wahl zwar ebenfalls 2,5 Prozentpunkte eingebüßt, aber mit den erreichten 45,9 Prozent erzielte er ein Traumergebnis in seiner Partei.

Doch was hilft’s? Seit dem Wahldebakel leckt die Partei die Wunden: Bei den Wahlen zu den Bezirksvorständen wird mit Mappus-Gefolgsleuten abgerechnet, vor kurzem musste ein neuer Landtagspräsident gewählt werden, weil der bisherige, der frühere Finanzminister Willi Stächele, beim EnBW-Deal mitgemacht und damit Verfassungsbruch mitbegangen hatte.

Ist jetzt alles bereinigt? Kann jetzt die Oppositionsarbeit beginnen? Die politische Auseinandersetzung mit den Regierungsparteien? Teufel setzt darauf. Themen wären genügend vorhanden: Stuttgart 21, die Bildungs-, aber auch die Energiepolitik.

Doch zunächst geht es um den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Die Grünen landauf landab positionieren sich und bringen die Wahlkampfmaschine in Gang. Die Stuttgart-21-Befürworter sammeln sich indes auch. Teufel ("Ich unterstützte das Projekt ganz klar") spricht von einem lokalen Bündnis auf breiter Basis, das sich in diesen Tagen zusammen tue und demnächst an die Öffentlichkeit trete. Man wolle die Vorteile des Projekts herausarbeiten und deutlich machen, so Teufel. Er denke, dass die Menschen jetzt endlich eine Entscheidung wollten und genug hätten vom beinahe ewigen Streit zwischen Befürwortern und Gegnern.

Bei der Abstimmung am 27. November setzt er auf ein klares Votum für S 21. Die Alternative ist der Ausstieg: Nicht für Teufel: "1,5 Milliarden Euro für nichts? Das steht doch in keinem Verhältnis", sagt der Abgeordnete, der im Sommer Vater einer Tochter geworden ist. Dabei weiß er auch, dass er im Landkreis nur die Unterstützung für das Projekt erhält, wenn die Gäubahn ebenfalls ausgebaut wird. Hier sieht er positive Signale von der Landesregierung (wie berichteten bereits). Planungsschritte, unter anderem für die Abschnitte im Landkreis Rottweil, würden vorab realisiert, die Mittel zur Verfügung gestellt, so die Zusage des Ministeriums. Laut Teufel sehe Verkehrsminister Winfried Hermann die Gäubahn als notwendige Zubringerachse für die Landeshauptstadt an. Ein gutes Zeichen? Teufel jedenfalls sagt, er hoffe, dass die ausgebaute Gäubahn 2019 eröffnet werden könne.

Bis dahin will er mit der CDU wieder an der Regierung sein und Politik machen mit Themen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Seine Triebfeder, so sagt er, sei das Ziel, im ganzen Land gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen. Die Menschen auf dem Lande müssten ebenso gut leben können wie jene in der Stadt. Dazu müsse sich die CDU stärker bekennen, sagt Teufel, der sich als Anwalt der Menschen im ländlichen Raum sieht.

Zwei große politische Themenfelder gelte es laut Teufel zu beackern: Bildung und Infrastruktur. Dazu zählt er den Ausbau der Kleinkinderbetreuung, die Festigung von Tagesmütterstrukturen im Landkreis, aber auch die Hinwendung zu den Jugendlichen, die keine Ausbildung abgeschlossen haben. "Wir brauchen in Zukunft jeden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", ist sich der Abgeordnete sicher. Deswegen müssten die Berufsschulen weiter ausgebaut und zu Schulen des lebenslangen Lernens weiterentwickelt werden. Er sieht den Landkreis auf einem guten Weg.

Und seine Partei? Ist sie ebenfalls auf einem guten Weg? "Gute Politik entsteht im Dialog", sagt Teufel, der in seinem Wahlkreis regelmäßig Sprechstunden anbietet. Es sei wichtig, den Menschen zuzuhören, ohne ihnen nach dem Mund zu reden. Den Dialog mit den Bürgern müsse man intensiver führen als bisher. Dann seien auch Wahlergebnisse für die Landespartei von über 39 Prozent denkbar. In spätestens fünf Jahren wird man sehen, ob seine Partei dazugelernt hat.