"Überrascht und begeistert zugleich"

Für Begeisterung sorgte die DHB-Auswahl durch ihren Erfolg bei der EM. Nicht nur in den Bundesligahochburgen verspricht man sich davon einen Aufwind, auch auf Ebene der Kreisvereine geben sich Trainer zuversichtlich, dass man davon profitieren werde.

Überrascht und begeistert vom EM-Titel der DHB-Auswahl war auch Dirk Salmen, Trainer des Bezirksligisten TSV Dunningen. "Bereits nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 löste dies einen Schub aus, damals kamen viele Kinder zu den Vereinen", hofft Salmen, dass es auch diesmal einen positiven Schub für den Handball gibt. Für ihn ist klar, dass der Verlauf der EM und vor allem auch die Spiele der deutschen Mannschaft gezeigt haben, "dass Handball ein sehr interessanter Sport ist."

Salmen weiter: "Das deutsche Team steht als Vorbild, hat in jeder Begegnung gezeigt, was man mit mannschaftlicher Geschlossenheit und dem nötigen Training erreichen kann". Deshalb verspricht sich Dirk Salmen auch für die Handballer des TSV Dunningen einen Motivationsschub durch den Triumph bei der Europameisterschaft.

Einen ähnlichen Vergleich zieht auch Harry Böß, Trainer der HSG Neckartal. "Wir hoffen auch diesmal, dass sich durch den Erfolg unserer Nationalmannschaft das bemerkbar macht. Im Verein haben wir schon überlegt, gezielt Werbung über Facebook zu machen, um Jugendliche anzusprechen", so Böß. Anfangs hätte der HSG-Coach nicht erwartet, dass die DHB-Auswahl den EM-Titel holt. "Doch ab dem Halbfinale war ich mir sicher. Es hat sich dabei auch gezeigt, wie wichtig die Abwehrarbeit in einer Handballmannschaft ist." Aufgefallen ist ihm in den vergangenen zwei Wochen auch, dass die EM bei vielen "Nichthandballern" Thema war und für Begeisterung sorgte.

"Dieser EM-Titel hat gezeigt, dass es in Deutschland einen hervorragenden Nachwuchs und demzufolge eine gute Förderung gibt", so Günther Hejny, Trainer des Bezirksliga-Tabellenführers HSG Rottweil. Allerdings: "2007 war nach dem Weltmeistertitel im eigenen Land auch eine Euphorie und ein Boom da, was aber fehlt im Deutschen Handballbund sind Profis im Marketingbereich. Da muss einfach mehr getan werden, um den Handball einer breiteren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Es wurde ja jetzt wieder deutlich, welche Massen vor dem Fernseher sitzen, mitzittern und fiebern, wenn die Nationalmannschaft Erfolg hat."

Gradmesser ist für Hejny ohnehin das Nationalteam. "Das wird immer so sein, da treten selbst internationale Erfolge von Kiel, Flensburg oder den Rhein-Neckar-Löwen in den Hintergrund. Wenn die Nationalmannschaft Erfolg hat dann ist die Sogwirkung einfach viel größer." Was sich Hejny zudem noch wünscht: "Ein Ex-Nationalspieler wie Stephan Kretschmer als Co-Kommentator bei den Livespielen war einfach überragend, er hat mit seinen Kommentaren absolut überzeugt. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Ex-Nationalspieler sich so einbringen. Ich denke schon, dass wir jetzt die Chance haben, noch mehr im Nachwuchsbereich zu machen und weitere Talente zu fördern."

Predrag Effinger, Trainer der JSG Rottweil sieht schon seit langem eine positive Entwicklung im Nachwuchsbereich. "Gerade in Württemberg tut sich viel, was die Erfolge unserer Auswahlmannschaft auch zuletzt in Deutschland zeigten. Auch wir hier in Rottweil stellen schon lange fest, dass sich vieles zum Positiven entwickelt. Als kleinerer Verein hast du nur die Chance über die eigene Nachwuchsförderung nach oben zu kommen. Ich denke schon, dass dieser EM-Erfolg einen weiteren Boom auslöst."

Für Effinger wäre es auch wichtig, ehemalige Bundesligaspieler wie Wolfgang Strobel oder Frank Ettwein und aktuell Martin Strobel, in irgendeiner Form gewinnen zu können. "Alle drei Spieler haben ihre Wurzeln hier in Rottweil." Und in der Vergangenheit hatte sich dieses Trio immer mal wieder gezeigt, um beim SV Hausen oder der JSG Rottweil eine Trainingseinheit mit dem Nachwuchs zu absolvieren. "Das waren immer tolle Veranstaltungen und so etwas motiviert den Nachwuchs noch mehr", ist sich Effinger sicher.