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Zwei Männer müssen sich wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Rottweil verantworten.

Rottweil/Tuttlingen - Aus Unmut darüber, aus einer Disco geworfen zuwerden, haben zwei Männer brutal auf einen unschuldigen Jugendlichen eingeschlagen. Dieser erlitt schwerste Verletzungen. Der Fall wird seit Mittwoch vor dem Landgericht Rottweil verhandelt.

Vor der Ersten Schwurgerichtskammer des Landgerichts Rottweil präsentierten sich gestern zwei Männer, die trotz schwerer Tatvorwürfe in keinster Weise reumütig wirkten. Ihnen wird der versuchte Mord an einem Jugendlichen und schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Am 19. Dezember 2015 sollen die beiden aus Rumänien stammenden Männer laut Anklageschrift in einer Diskothek in Tuttlingen randaliert und Gäste verletzt haben.

Nachdem die mutmaßlichen Täter gegen fünf Uhr morgens von der Security vor die Tür gesetzt wurden, sollen sie durch die Innenstadt gelaufen sein und vor einem Blumenladen Rundhölzer entwendet haben. Als sie auf Höhe des Zentralen Omnibusbahnhofs auf zwei ihnen unbekannte Jugendliche trafen, sollen sie mit diesen Hölzern so stark auf einen Jungen eingeschlagen haben, dass dieser schwerste Kopf- und Hirnverletzungen erlitt.

Erst als ein Zeuge ihnen mit der Polizei gedroht habe, sollen sie von ihrem Opfer abgelassen und die Flucht ergriffen haben, so die Staatsanwältin.

Zeugenaussagen bringen Angeklagten zum Grinsen

Die beiden Angeklagten wollten sich nicht zu den Tatvorwürfen äußern, machten jedoch Angaben zur Person.

Der 34-jährige Angeklagte war nach einer Ausbildung zum Förster in die kriminelle Schiene abgedriftet: Er baute sich einen Handel mit importierten Kraftfahrzeugen auf.

Im Zuge dieser Aktivitäten kam er 2013 nach Tuttlingen, wo er auch seinen vermeintlichen Mittäter kennenlernte. Der 37-Jährige stammt ebenfalls aus Rumänien und machte dort, statt eine Schule zu besuchen, mit Straftaten "Karriere". Körperverletzungen und Beleidigungen sowie zahlreiche kleinere Straftaten brachten ihn insgesamt für 13 Jahre ins Gefängnis.

Auch im Gerichtssaal bestach er gestern nicht gerade durch umgängliches Verhalten. Auf die Fragen der Staatsanwältin reagierte er zeitweilig patzig. Aussagen von Zeugen, die die Tat beschrieben, verleiteten ihn oft zu einem süffisanten Grinsen.

Ein 17-jähriger Kollege des Opfers hatte während seiner über zweistündigen Vernehmung berichtet, mit welcher Brutalität die beiden Angeklagten auf seinen Freund eingeschlagen haben sollen.

Die beiden Jugendlichen waren nach einem Disco-Besuch auf dem Weg nach Hause und warteten auf ein Taxi. Der Auszubildende beschrieb, dass er die Tatverdächtigen schon eine Viertelstunde vor der Tat um den Busbahnhof herumschleichen gesehen habe.

"Schockierende Bilder": Opfer liegt in Blutlache

Als die mutmaßlichen Täter plötzlich von beiden Seiten mit Stöcken auf sie zugerannt kamen, sei er weggelaufen. "Als sie zu uns kamen, haben sie gegrinst", sagte der Zeuge.

Sein Freund erkannte die Gefahr jedoch nicht, da er auf sein Handy blickte. Deswegen seien die Täter zu zweit auf ihn losgegangen und hätten brutal mit den Stöcken auf ihn eingeschlagen. Auch als eines der Hölzer zerbrach und das Opfer zu Boden ging, sollen die Täter nicht von ihm abgelassen haben.

"Sie haben ihm noch gegen den Kopf getreten", erinnerte sich der 17-Jährige. Er wirkte noch immer schockiert, als er die Blutlache beschrieb, in der sein Freund nach dem Angriff lag. "Das sind schockierende Bilder", sagte er.

Erst als ein heraneilender Mann ihnen mit der Polizei gedroht habe, seien die mutmaßlichen Täter geflohen, meinte sich der Jugendliche erinnern zu können.

Der 45-Jähriger Konditor stellte die Situation jedoch anders dar. Die Verdächtigen seien nicht etwa abgehauen, weil er ihnen gedroht habe, sondern weil sie den 17-Jährigen, der entwischt war, ebenfalls niederschlagen wollten.

Dieser Zeuge beschrieb, wie die mutmaßlichen Täter zuvor gezielt auf ihr Opfer eingeschlagen hatten und betonte, dass sie auf ihn in keiner Weise betrunken gewirkt hatten.

Bei ihrer persönlichen Einlassung hatten beide Angeklagten angegeben, unter einem Alkohol- und Drogenproblem zu leiden. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.