Die Schau im Alten Rathaus zeichnet die Schicksale von KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende nach. Foto: Derix-Kessler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung "Die Freiheit – so nah, so fern" im Alten Rathaus eröffnet

Von Gertrud Derix-Kessler

Rottweil. Ein kleinerer Kreis von Interessierten war ins Alte Rathaus gekommen, um an der Eröffnung der Ausstellung "Die Freiheit – so nah, so fern" teilzunehmen.

Stadtrat und OB-Stellvertreter Walter Stegmann begrüßte die Gäste, und nach einem musikalischen Vortrag von Sophie Baumann (Violine), Schülerin der Musikschule, und ihrem Lehrer Daniel Kübler übergab Stegmann das Mikrofon an Dorothee Roos. Sie ist ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins KZ-Gedenkstätte Neckarelz. Zusammen mit französischen Kollegen hat sie die Ausstellung erarbeitet, die in ihrer französischen Version den Titel "Bientôt la liberté nous reviendra" trägt.

Wer glaubt, dass die Geschichte der Konzentrationslager genügend erforscht ist und dass es "so etwas" in Süddeutschland nicht gab, wird durch diese Ausstellung eines anderen belehrt. Die Schau zeigt auf 27 Tafeln die Ausdehnung des KZ-Komplexes Natzweiler-Struthof im Elsass und beginnt mit dem September 1944, als die Alliierten schon in Frankreich vorrückten und die russische Armee auf dem Weg ins Reich war.

Initiative Eckerwald begleitet Schau mit Gedenkpfad-Führungen

In den Lagern ging es vor allem um Arbeit für die NS-Rüstungsindustrie. Die Lager wurden in dieser Zeit vielfach neu eröffnet, die Gefangenen gen Osten transportiert, doch ihre Arbeitskraft konnte noch bis April 1945 ausgebeutet werden.

Es kamen sogar immer neue Häftlinge hinzu, man zählt circa 20 000 Neuzugänge in dieser Zeitspanne und neue Lager in Spaichingen, Bisingen, Dormettingen und Dautmergen wurden eröffnet. Auf den Tafeln ist das Netz dieser Lager sehr anschaulich dargestellt.

Als sich das Ende des Krieges abzeichnete, wurden die Menschen nicht etwa befreit, sondern man zwang sie auf Märsche in Richtung Osten, wobei sie quer durch Süddeutschland gehen mussten. Die Lager befanden doch meist nahe der Ortschaften, in denen die Industrie angesiedelt war, für die sie Zwangsarbeit leisten mussten. Viele KZ-Häftlinge überlebten diese Strapazen nicht – die Freiheit war so nahe gewesen, doch der Schrecken ging weiter.

Auf den Tafeln finden Interessierte auch Lebensläufe von Überlebenden. Die Gefangenen des KZ-Komplexes Natzweiler-Struthof waren fast alles politische Gefangene, viele Franzosen aus der Résistance, aus Polen und der Ukraine. Nur circa 20 Prozent waren Juden. Durch die Recherche zu dieser Ausstellung konnten neue Lebensläufe entdeckt und aus der Anonymität geholt werden.

Die Finanzierung dieser Wanderausstellung tragen das Land Baden-Württemberg und Frankreich gemeinsam. u Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Alten Rathauses sowie samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Die Initiative Eckerwald bietet begleitend Führungen auf dem Gedenkpfad an: am 10., 11.,17. und 18. Oktober jeweils um 14.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.gedenkstaetten-bw.de oder beim Kulturamt der Stadt Rottweil, Telefon 0741/ 49 42 19.