Auf dem Kirbefest wird kräftig gefeiert. Heute Mittag geht es weiter mit dem Handwerkerfest, und heute Abend laden die Schwarzwaldfeger zum Tanz. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch / OB Broß fordert: "Stuttgart muss Farbe bekennen"

Von Anja Schmidt

Rottweil. Die 151. Hochwaldkirbe mit ihren feinen Hochwaldküchle, dem festlichen Gottesdienst zum Auftakt und dem hervorragend organisierten Festprogramm stand in diesem Jahr auch im Zeichen der Justizvollzugsanstalt (JVA).

"Wir werden uns massiv gegen eine JVA am Standort Hochwald zur Wehr setzen", rief Emil Ebenhoch ins Mikrofon. Eine Unterschriftenliste der etwa 40 stimmberechtigten Anwohner sollte Oberbürgermeister Ralf Broß gestern in der Gemeinderatsitzung überreicht werden. Aber Ebenhoch bat auch die Umlandgemeinden Zimmern, Dunningen und Villingendorf um Unterstützung. In der Tat ist der Hochwald die ideale Plattform für interkommunale Lösungen: Die Hochwaldkinder besuchen die Schule in Dunningen, die Anwohner gehen in die Kirche nach Villingendorf "und in die Bösinger Vereine", fügte Bürgermeister Alfred Weiss schmunzelnd hinzu. Und alle Bürgermeister der Umland- gemeinden besuchen jedes Jahr das Margarethenfest. Doch Villingendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Bucher muss den Blick auch auf seine Gemarkungsgrenze beim Esch, das Rottweil ebenfalls als geeigneten Standort im Auge hat, werfen. Noch bevor Rottweil in das planungsrechtliche Beteiligungsverfahren vor fünf Jahren eingestiegen war habe der Gemeinderat die Sorgen der Villingendorfer wahrgenommen und sich gegen diesen Standort ausgesprochen, sagte Bucher. "Nicht, weil wir gegen ein Großgefängnis in unserer Nähe sind, sondern aufgrund der landschaftlichen Idylle des Esch", betonte der Bürgermeister. Für ihn undenkbar, dass eine grün-rote Regierung diesen Aspekt außer Acht lässt. Wenn doch, käme dies angesichts der grün-roten Auflagen, denen sich die Kommunen gegenüber sehen, einer Farce gleich. Bucher betont, dass Villingendorf die Rottweiler Planungshoheit respektieren werde, forderte das Land aber auf, "möglichst bald eine Entscheidung zu treffen, dass endlich Klarheit herrscht".

Das wünscht sich auch Oberbürgermeister Ralf Broß. Doch vorab muss sich Rottweil positionieren. Der Gemeinderat werde zunächst nicht über einen favorisierten Standort entscheiden, informierte Broß auf dem Kirbefest, sondern alle vier (Stallberg, Bitzwäldle, Esch und Hochwald) erneut ins Rennen schicken. Für Broß ein klares Signal nach Stuttgart. "Wir haben vier Standorte und wir wollen die JVA." Den Vorstoß der SPD-Fraktion, die Bürger mit einer Umfrage mit ins Boot zu holen, hält Broß derzeit für unnötig. Zudem könne diese Methodik angefochten werden. Der Gemeinderat habe sich bereits für die JVA ausgesprochen und damit als Vertreter der Bürger gehandelt. Auch erinnerte Broß daran, dass ein Bürgerentscheid aufgrund seines Vorschlages schon einmal im Rat behandelt wurde. Damals hätten sich insbesondere die Bürger aus Neukirch und Zepfenhan gegen eine Umfrage ausgesprochen, weil sie dann, da ist sich Broß sicher, mit einer "überwältigenden Mehrheit" konfrontiert worden wären. Das Land als Bauherr jedenfalls dürfe sich nicht länger der Verantwortung entziehen. "Wir wollen, nun muss Stuttgart endlich Farbe bekennen", sagt Broß. Erst dann werde im Gemeinderat entschieden, welcher Standort in Frage komme.

Der guten Stimmung auf dem Kirbefest konnte das ernste Thema nichts anhaben. Pfarrer Hermann Barth jedenfalls hieß alle herzlich willkommen, Gegner wie Befürworter. Und in seiner Predigt fand er schöne Worte, wie Konflikten begegnet werden kann. Rappelsvoll war es dann auch mit den Hirschgässle-Musikanten, abends traten die Fitzger-Buben auf die Bühne. Heute geht es ab 15 Uhr mit dem Handwerkervesper und den Musikanten Gustl und Alfons weiter. Ab 18 Uhr laden die Schwarzwaldfeger bis spät in die Nacht zum Tanz, informierte Roland Aigeldinger.