Händeschütteln nach dem Spatenstich (von links): TKE-Europachef Alexander Keller, Oberbürgermeister Ralf Broß und Thaddäus Grammer, der symbolträchtig als Vertreter der Bürger zum Spaten greifen durfte. Foto: Nädele

Bau des ThyssenKrupp-Aufzugstestturms hat offiziell begonnen / Rottweil bekommt eine neue Silhouette

Rottweil - Sonnenschein, Turmbläsermusik, strahlende Mienen und kein Protestplakat weit und breit: Mit dem Spatenstich zum Bau des Aufzugstestturms von ThyssenKrupp Elevator (TKE) haben die Verantwortlichen am Donnerstag einen Startschuss nach Maß hingelegt.

Symptomatisch für die vergangenen eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit könnte man jedoch auch sehen, dass TKE-Europachef Alexander Keller und Oberbürgermeister Ralf Broß auf dem Berner Feld gehörig ins Schwitzen kamen. Das lag zum einen an den spätsommerlichen Temperaturen, zum anderen daran, dass sich das überdimensionale Bauschild zunächst nicht recht enthüllen lassen wollte. Doch das war dann auch der einzige Haken und eine kleine Hürde angesichts des Prozesses, der hinter dem Projekt liegt.

Im November 2012 habe er sich zum ersten Mal mit Oberbürgermeister Broß und Bürgermeister Guhl getroffen und ihnen das Vorhaben unterbreitet, verriet Alexander Keller. Er habe gleich die Begeisterung auf der anderen Seite gespürt, seither habe sich großes Vertrauen entwickelt. "Wir sind sicher, dass dieses Bauwerk ein Gewinn für die Stadt, die Region und ThyssenKrupp Elevator wird", betonte Keller. Rottweil werde ein weiteres "Symbol mit Strahlkraft" erhalten.

Man dürfe freilich nicht verhehlen, dass es im Verlauf des Planverfahrens auch schwierige Zeiten gegeben habe. Dennoch sei man seit der Vorstellung des Projekts im April 2013 im Gemeinderat immer respektvoll und "der Sache angemessen" miteinander umgegangen. "Es ist ein besonderes Bauwerk in jeder Beziehung", sagte Keller, und auch ThyssenKrupp baue "den Turm" jetzt zum ersten Mal. Mit der Firma Züblin, die sich im Bieterverfahren durchgesetzt hatte, habe man einen Partner gefunden, der von Anfang an überzeugt habe. Ganz wichtig sei es ThyssenKrupp außerdem gewesen, die Unterstützung der Bevölkerung zu haben.

Jene Bürger, die neben etlichen Stadträten, Verwaltungsmitarbeitern, den Bürgermeistern aus Deißlingen und Zimmern und Vertretern von Handel und Industrie zum Spatenstich gekommen waren, schienen denn auch vorwiegend zu den Befürwortern zu gehören. "Gottseidank kriegt Rottweil das Ding", meinen einige ältere Herren. Und ein Zuschauer, Thaddäus Grammer, Seniorchef eines Betriebes auf dem Berner Feld, durfte gar symbolträchtig als Vertreter der Bürger mit zum Spaten greifen. Zu Turmbläserklängen einer Abordnung der Stadtkapelle wurde kräftig ins Erdreich gestochen. Dass der Aufzugstestturm eigentlich rund hundert Meter weiter hinten stehen wird, störte da niemand.

Rottweil bekommt also einen neuen Turm, 246 Meter hoch – und damit "eine neue Stadtsilhouette", wie Oberbürgermeister Ralf Broß sagte. Doch schließlich entwickle sich die Stadt seit Hunderten von Jahren weiter, und immer seien Zeichen fortschrittlicher Baukultur gesetzt worden. Er sieht Einzelhandel, Wirtschaft und Hotellerie durch das neue Bauwerk, das die höchste Aussichtsplattform Deutschlands haben wird, im Aufwind. "Jetzt geht es los", freute er sich. Allerdings seien die Aufgaben für die Stadt noch lange nicht erfüllt. Nun gelte es, den Turm nicht als Solitär in der Landschaft stehen zu lassen, sondern einzubinden, sodass die Besucher auch tatsächlich in die Stadt kommen.

Nächste Woche, so Alexander Keller, werde Züblin mit dem Bau richtig starten. Und die ersten Besucher sind dem Projekt schon gewiss. Die Gruppe älterer Herren ist jedenfalls bereits mächtig gespannt: "Wir werden vorbeischauen." Die nächsten zwei Jahre gibt es aber erstmal nur Aussichtsplätze auf dem Boden. Ab Ende 2016 soll es dann hoch hinausgehen – in und mit Rottweil.