Der neue Zehnjahresplan für den Wald wird 2015 in Kraft gesetzt.Für eine vielversprechende Holzernte ist die gute Hege und Pflege des Bestandes Voraussetzung. Foto: Schutt Foto: Schwarzwälder-Bote

Deißlinger Gemeinderäte geraten mit Blick auf den Erlös aus dem Forst heiß ins diskutieren

Von Winfried Scheidel

Deißlingen. Der Deißlinger Forst gilt als stattliches Refugium. Die jährliche Holzernte ist beachtlich. Wieso bleiben unter dem Strich dann für die Gemeindekasse jährlich nur so etwa 130 000 Euro hängen?

Für Forstamtsdirektor Uwe Sperlich fast schon eine ketzerische Frage, gibt er doch auch für den Deißlinger Wald nicht nur bei der Holzvermarktung sein Bestes. Mit markanten Darlegungen, dabei aber seine Zuhörer immer seine besondere Liebe zum Forst und dessen Bewirtschaftung spüren lassend, wies Sperlich dem neu formierten Deißlinger Gemeinderat in seiner ersten Themen-Sitzung den Weg zum Beschluss der "Forsteinrichtungserneuerung 2015 bis 2024". Der sperrige Begriff soll ganz einfach für die Strategie stehen, mit der die Gemeinde in den kommenden zehn Jahren die 1450 Hektar Wald – das sind 44 Prozent der zu Deißlingen und Lauffen gehörenden Gemarkungsflächen – in Form halten will. Einerseits mit intelligenter Bewirtschaftung die Substanz möglichst noch verbessern, andererseits durch den meist immer in der Größenordnung von knapp 9000 Festmeter jährlich stattfindenden Holzeinschlag auch wirtschaftlichen Erwartungen Rechnung tragen, heißt das Credo, zu dem Sperlich, eigentlich Angestellter des staatlichen Forsts, als geschäftsführender Forstdirektor auch für gemeindliche Waldbelange zuständig ist.

Dass der Deißlinger Forst unter dem Strich nicht mehr hergibt, wie derzeit 130 000 Euro jährlich, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass man sich unter der Regie von Revierleiter Thomas Zihsler eine eine eigene vierköpfige Forstmannschaft leistet. Meist kommt noch ein Auszubildender zum Forstwirt dazu.

Der Wert eines eigenen Waldarbeiterteams ist nicht in nackte Zahlen zu fassen

Mit dieser Personalausstattung kann das große Waldgebiet ganz besonders gehegt und gepflegt werden. Die andere Seite der Medaille sind die Kosten. Neben schweren Holzerntegerätschaften spielt die menschliche Hand im Deißlinger Revier noch eine größere Rolle als andernorts. Die Gewinnmarge liegt in Jahren einer guten Holzmarktlage bei 130 000 Euro. Einnahmen von etwa 550 000 Euro stehen Ausgaben von 420 000 Euro gegenüber.

Mit Blick auf die Erlössituation in manch anderer Kommune des Kreisgebiets formuliert Gemeinderat Hartmut Storz forsch eine Gewinnerwartung von 200 000 Euro. Sein SPD-Parteifreund Bernd Angst deutet an, dass seine Fraktion sich folgerichtig beim von der Gemeinde unterhaltenen Forstteam ein Abspecken um eine auf drei Personen vorstellen könne. Andere am Ratstisch, wie CDU-Fraktionssprecherin Karin Schmeh, DUL-Sprecher Georg Fietz und Helmut Merkle (SPD) betonen eher die Ansicht, dass man es beim bewährten Umfang belassen sollte, zumal Sperlich darauf verweist, dass mit einer nicht zuletzt aus Gründen der Sicherheit mindestens vorzuhaltenden Dreier-Rotte der Erhalt einer gemeindlichen Forsteinrichtung auf wackligen Füße stehe. Bürgermeister Ralf Ulbrich, der in den ersten fünf Jahren seiner Amtszeit diesen Widerstreit schon des öfteren erlebt hat, drängt auf ein politisches Bekenntnis des Gremiums. Er will Klarheit, wie zu reagieren ist, wenn in absehbarer Zeit ein älterer Forstwirt in den Ruhestand geht. Die Abstimmung ergibt schließlich eine knappe Mehrheit für die Beibehaltung von vier Forstfachwirts-Stellen.

Weil die Weißtanne in unseren Regionen wirtschaftlich und ökologisch das interessanteste Baumgewächs ist, hat davon auch der Deißlinger Wald viele zu bieten. Der bisher bescheidene Buchenanteil könne noch erhöht werden, empfiehlt Sperlich auch mit Blick auf die zu erwartende Klimaerwärmung. Ansonsten konstatiert er einen ordentlichen Mix mit teilweise gutem Mischwaldcharakter.

Wenn in Deißlingen über den Waldbestand und den Nutzen für die Bevölkerung diskutiert wird, dann steht die Erkenntnis, eine herausragende und ökologisch äußerst wertvolle Erholungszone zu besitzen, ganz oben auf der Werteskala. Beim Hinsehen auf eine möglichst lukrative Holzverwertung sollen aber auch die Aspekte Brennholzverkauf für die Einwohner und Hackschnitzelverwertung möglichst im regionalen Raum nicht aus den Augen verloren werden. Forstdirektor Sperlich verweist darauf, dass beim Brennholz die Preisgestaltung allein im Ermessen des Ratsgremiums liegt. Im Kreis Rottweil bewegten sich die Festmeterpreise für lange Lager zwischen 28 und 59 Euro.