Einfahrt verboten: In die Untere Hauptstraße dürfen Schantle und Co., vom Schwarzen Tor her herkommend, nach derzeitigem Stand nicht mehr einlaufen. Foto: dpa

TED-Umfrage ergibt: Gut 93 Prozent aller Anrufer lehnen neue Route für alle Narrensprünge ab.

Rottweil - Die Ergebnisse sind eindeutig: Die wenigsten Anrufer unserer TED-Umfrage befürworten die veränderte Sprungführung wie von der Narrenzunft beschlossen. Noch geringer allerdings ist die Zahl derer, die das Thema kalt lässt.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Erst am 10. Januar gegründet, belief sich die Zahl der Mitglieder der Facebook-Gruppe "d’stadt nab am Fasnetsmontag" gestern Nachmittag, 14.15 Uhr, bereits auf 1115. Die Seite der Narrenzunft kam zur selben Zeit auf 562 "Gefällt mir"-Angaben.

In der Gruppe finden sich online vor allem Kleidlesträger zusammen, die mit dem Beschluss der Zunft, die Sprungführung zu ändern, nicht einverstanden sind. Der Ausschuss hatte beschlossen, dass es künftig nur noch eine Strecke für alle Sprünge gibt. Die Zunftoberen wagten sich dabei auch an den traditionellen Montagmorgensprung. Im Ergebnis soll er kürzer werden und mehr Zeit zum Aufsagen bleiben. Dass eine Verkürzung des Sprungs nicht schaden kann, er dauerte in den vergangenen Jahren bis zu sechs Stunden, können viele nachvollziehen. Einen derart starken Eingriff in die Sprungführung nicht: Künftig soll es nämlich nicht mehr "d’Stadt nab", also die Untere Hauptstraße hinunter, sondern in die Hochbrücktorstraße und dann über die Grafengasse zum Konvikt und vom Spital wieder hoch zum Friedrichsplatz gehen.

Der Widerstand gegen diese Strecke ist groß, das zeigt auch unsere TED-Umfrage; wieder sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Wir wollten von unseren Lesern wissen, wie sie zur Neuerung stehen. Drei Antworten waren möglich: erstens "Die geänderte Sprungführung ist eine gute Sache", zweitens "die geänderte Sprungführung geht gar" und drittens "mir ist egal, wie der Narrensprung verläuft".

880 Anrufe kamen zusammen. Der Löwenanteil entfiel mit 821 Anrufen auf Antwort Nummer zwei. Dies entspricht knapp 93,3 Prozent. Die neue Strecke fällt also durch. Auf Platz zwei folgt mit großem Abstand Antwort eins: 44 Anrufer (fünf Prozent) befürworten die von der Zunft beschlossene Streckenführung. Lediglich 15 Anrufern ist egal, wo die Narren entlang jucken. Diese Gruppe macht bei unserer Umfrage gut 1,7 Prozent aus.

Von einem "Egal" sind die, die sich in der Facebook-Gruppe engagieren, weit entfernt. Sie hatten sich am Montagabend in Rottweil getroffen, um das Thema zu besprechen. Ergebnis: ein oder zwei Anträge für die Hauptversammlung der Narrenzunft am nächsten Freitag, 20 Uhr, im Kapuziner.

Heute will die Gruppe sie voraussichtlich bei Narrenmeister Christoph Bechtold einreichen, berichtet Michael Wycisk. Er hatte das Treffen am Montag organisiert. Und er ist weiterhin zuversichtlich, dass es der Antrag auf die Tagesordnung schafft. Inhalt: Die Gruppe möchte in der Mitgliederversammlung darüber abstimmen lassen, ob der bisherige Sprungverlauf in diesem Jahr beibehalten wird. Mit Blick auf die Fasnet 2016 soll dann gemeinsam über eine Alternativroute diskutiert werden.

Gestern waren die Anträge laut Wycisk noch bei einem Rechtsanwalt zur Prüfung, auch die Zunft hatte angekündigt, sie nach Eingang wie alle juristisch begutachten zu lassen. Allerdings: Allzu viel Hinderungsgründe dürfte es nicht geben. Rechtspfleger Lothar Ströhle, beim Amtsgericht Rottweil fürs Vereinsregister zuständig, meint, Anträge müssten keine formalen Besonderheiten aufweisen – lediglich schriftlich eingereicht werden. Die Frist dafür endet am Montag, 19. Januar, um 18 Uhr.

Spannender sind da schon einige Details in der Satzung der Narrenzunft Rottweil. Dort wird unter anderem geregelt, wer für was zuständig ist. So findet sich unter Paragraf fünf zur Mitgliederversammlung folgender Absatz: sie beschließt "... über grundlegende Angelegenheiten der Zunft". Grundlegende Angelegenheiten? Verfolgt man die emotionalen Diskussionen zur geänderten Sprungführung, handelt es sich für die Narren definitiv um eine solche.

Diese Entscheidung haben allerdings Vorstand – erster und zweiter Narrenmeister, Zunftschreiber und -Säckelmeister – und der 21-köpfige Ausschuss der Narrenzunft gefällt. In Paragraf sieben ("Vorstandschaft") heißt es denn auch: "In grundsätzlichen Angelegenheiten [...] hat die Vorstandschaft die Zustimmung des Ausschusses einzuholen."

Wer also hat jetzt das Sagen bei so weitreichenden Änderungen? Die beiden Paragrafen konkurrieren miteinander, stellt Lothar Ströhle fest. Im Kommentar zur Satzung heiße es jedoch: "Oberstes Organ des Vereins ist die Mitgliederversammlung." Die ist ja bekanntlich am Freitag.