Bernhard Ginter (Telekom), Joachim Kunz (Handwerkskammer), Christoph Moschberger (Industrie- und Handelskammer), Frank Bothe (Telekom), Wolf-Rüdiger Michel (Landrat), Martin Rudersdorf (Berater Landkreis Rottweil), Emil Maser (Bürgermeister Zimmern) und Herbert Halder (Vertreter der Bürgermeister des Kreisgebiets) beim Spatenstich. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunikation: Die Arbeiten für die Verlegung von Glasfasernetzen beginnen in Zimmern mit einem symbolischen Spatenstich

Von Nadine Klossek

63 900 Haushalte im Kreis Rottweil sollen bis Ende 2017 Zugang zum schnellen Internet erhalten. Gestern wurde der Beginn des Projekts mit einem Spatenstich gefeiert. Doch auch kritische Töne mischten sich unter die optimistischen Reden.

Kreis Rottweil. Landrat Wolf-Rüdiger Michel ist beim gestrigen Spatenstich in der Alten Straße in Zimmern ob Rottweil bester Laune. Kein Wunder, soll doch heute – knapp ein Jahr nach Verabschiedung eines Strategieplans – der symbolische Startschuss für den flächendeckenden Ausbau des Breitbandnetzes im Landkreis Rottweil fallen.

Der Landrat lässt in seiner Eröffnungsrede die Vorbereitungen von den Anfängen bis zum heutigen Spatenstich Revue passieren. Die Telekom habe sich dazu bereit erklärt, mit eigenen Mitteln 65 Prozent des Landkreises zu erschließen. Weitere 21 900 Haushalte und etwa 2500 Gewerbebetriebe können durch eine finanzielle Beteiligung des Landkreises von rund 11,8 Millionen Euro ans Breitband angeschlossen werden. "Im Wettbewerb mit den Ballungszentren müssen wir schnell sein – so schnell wie das Tempo der Digitalisierung", so Michel.

Wie schnell doch auf einmal alles gehen kann – das schien dem Zimmerner Bürgermeister Emil Maser übel aufzustoßen. Denn als der ans Mikrofon tritt, ist nicht mehr so sehr die Zukunft seiner Gemeinde ein Thema, sondern vielmehr, wie es in der Vergangenheit lief. "Bereits 2009 hat die Gemeinde Ausschreibungen für den Breitbandausbau vorgenommen", erzählt Maser. Immer wieder wäre man an neuen Anforderungen gescheitert. Viel Geld und Zeit ging Zimmern dadurch verloren. Umso glücklicher sei er deshalb, dass es nun vorangeht.

Um den insgesamt 63 900 Haushalten im Kreis Rottweil bis Ende 2017 einen schnellen Zugang zum Internet zu ermöglichen, werden etwa 210 Kilometer Glasfaserkabel zu den rund 435 Verteilerkästen in den Straßen der einzelnen Kommunen verlegt. 160 Kilometer Tiefbaumaßnahmen sind hierfür notwendig.

Anwohner sollen nicht eingeschränkt werden

Wer nun glaubt, große Einschränkungen durch Baustellen und gesperrte Straßen kämen auf die Bewohner des Landkreises zu, den kann Pressesprecher Hubertus Kischkewitz von der Deutschen Telekom AG beruhigen. Man achte darauf, dass die Anwohner so wenig wie möglich eingeschränkt werden.

Oft können die Glasfasern eingeblasen werden, wodurch nur an den jeweiligen Endpunkten der Leitung gegraben werden muss. Die Glasfaser wird dann über ein Luftkissen von einem Ende zum anderen verlegt. Darüber hinaus soll möglichst nur auf Gehwegen oder Seitenstreifen die Straße aufgebrochen werden, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinflussen.

Die zeitliche Abfolge der einzelnen Bauabschnitte ist momentan noch nicht in Stein gemeißelt. "Der Teufel steckt im Detail", erklärt Kischkewitz. Bei einer Neuverlegung könnten den Arbeitern beispielsweise wortwörtlich Steine in den Weg gelegt werden, die dann erst gesprengt werden müssen. Es könne auch vorkommen, dass die Glasfaser beim Einblasen mitten auf der Strecke stecken bleibt.

Fest steht bisher, dass der Ausbau in acht Bauabschnitten durchgeführt werden soll. Den Anfang machen Abschlussarbeiten in Rottweil-Stadt sowie Deißlingen und Zimmern. "In Bösingen, Dietingen, Epfendorf, Schenkenzell und Schiltach wird im Dezember 2017 als letztes Teilgebiet der Ausbau abgeschlossen", heißt es vonseiten der Telekom.

Bürgermeister Emil Masers Rede beim Spatenstich zum Breitbandausbau schien manchen fehl am Platz. Schließlich geht es um die Zukunft des Landkreises, nicht um die Vergangenheit einzelner Gemeinden. Und doch hat Masers Ansprache eines getan: Sie hat den ein oder anderen – auch wenn sie es nicht gerne hörten – daran erinnert, dass viele Gemeinden bis vor Kurzem bei diesem Thema Einzelkämpfer waren. Bürokratische Hürden mussten überwunden werden, Erfolge blieben oft aus. Zimmern hat dadurch laut Maser über 400 000 Euro in den Sand gesetzt. Der Haussegen der Gemeinde hing schief. Die jetzige Initiative ist ein wichtiger Schritt für den Landkreis, so viel steht fest. Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack, scheint doch erst alles rasend schnell zu gehen, als die Kritik immer lauter wurde. Besser spät als nie lautet hier offenbar die Devise.