Wohnraum gibt es in Rottweil durchaus – aber ist er auch erschwinglich für alle? Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Peter Hauser: Wohnungen für soziale Schwache gibt es genug / Bürger-Stimmen zeichnen ein anderes Bild

Von Corinne Otto

Rottweil. Das will die Stadtbau nicht auf sich sitzen lassen: Der Mieterverein hatte in seiner Hauptversammlung (wir berichteten) angeprangert, dass für den sozialen Wohnungsbau in Rottweil zu wenig getan werde. Schon bei der Beratung über die Mietwerttabelle im Gemeinderat war das selbe Thema aufgekommen: Finanziell schwache Bürger hätten es in der Stadt schwer, an Wohnraum zu kommen. Und auch auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil" gab es daraufhin ähnliche Stimmen.

Doch Peter Hauser, Leiter der Stadtbau Rottweil, sieht das freilich ganz anders und nahm im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss am Mittwoch Stellung zu den "heftigen Seitenhieben" des Mietervereins. Die Aussagen seien "pauschal und treffen überhaupt nicht zu". So sei der Markt in Rottweil weitgehend ausgeglichen. Der durchschnittliche Mietpreis für Wohnungen der Stadtbau liege bei 5,43 Euro pro Quadratmeter und habe sich in den vergangenen zehn Jahren nur um 45 Cent erhöht. Zudem übernehme das Sozialamt die Förderung bis zu 5,70 Euro.

Bei dem Vorwurf des Mietervereins, die Stadtbau habe die Anzahl der Sozialwohnungen in den vergangenen Jahren drastisch reduziert, habe er "tief durchschnaufen müssen", so Hauser. Dies sei falsch. Manche Wohnungen fallen naturgemäß aus der Belegungsbindung raus, erklärte er, es habe aber kein einziger Mieter wechseln müssen. Die Warmmietbelastungsquote liege bei 16 Prozent – laut Hauser der tiefste Wert im Land. Der Durchschnitt liege bei rund 25 Prozent.

Zudem gebe es in Rottweil eine relativ hohe Fluktuation, die mit rund 15 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt liege. "Wer eine Wohnung sucht, findet sie auch", meint Hauser, der wiederholt an die großen Investitionen erinnerte, die die Stadtbau tätige – nicht zuletzt am Omsdorfer Hang. "Ich bin mir fast sicher, dass Rottweil im Landkreis in dieser Hinsicht am meisten tut", so Hauser.

Der Bau neuer Sozialwohnungen würde laut Hauser nicht den gewünschten Effekt bringen. In Anbetracht der aktuellen Förderrichtlinien und der Mietwerttabelle abzüglich 33 Prozent ergäbe sich ein unterster Wert von 5,50 Euro monatlich. Dies liege etwas oberhalb der derzeitigen Durchschnittsmiete.

Soweit die Zahlen und Fakten. Dennoch scheint es betroffene Bürger zu geben, die die Situation ganz anders empfinden. Jutta G. schreibt auf unserer Facebook-Seite: "Ich suche wie verrückt nach einer kleinen Wohnung in Rottweil und Umgebung für mich ohne Haustiere und finde keine." Claudia S. meint: "Für Alleinerziehende, so wie ich es bin, ist ein Leben in Rottweil nur ein Kampf. Auch ich werde auf kurz oder lang diese Stadt verlassen und nach Stuttgart gehen." Auch größere Wohnungen seien in Rottweil kaum zu bekommen.

Auch beim Vorsitzenden des Mietervereins Guido Speiser, der durch die Beratungsstunden des Vereins ganz dicht an der Basis sitzt, zeichnet sich ein derartiges Bild. Wie es nun aber zu der Diskrepanz in der Wahrnehmung kommt, wieso wohnungssuchende Menschen scheinbar auf der Liste der Stadtbau gar nicht auftauchen – vielleicht weil sie denken, dass sie sich die Wohnungen ohnehin nicht leisten können und sich gar nicht melden, wie Heide Friederichs (FFR) in einer früheren Diskussion mutmaßte – das gilt es nun zu klären. Sonst gibt es womöglich bei der nächsten Hauptversammlung des Mietervereins wieder "Seitenhiebe".