Die Standsicherheit der Krainerwand einige hundert Meter nach dem Ortsende von Epfendorf in Richtung Bösingen ist nach Aussage des Ingenieurbüros Menzel eigentlich nicht mehr gegeben. Straßenbauamt und Ingenieurbüro halten es aber mit einer erhöhten Bauwerkskontrolle für vertretbar, das Kernstück der millionenschweren Hangsicherungsmaßnahme erst im kommenden Jahr zu ersetzen. Statt einer Holzausführung soll es eine Stützwand aus Spritzbeton geben. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Hangrutschungen: Neuralgische Stellen gibt es im Landkreis mehrere / Jetzt Straßenstück zwischen Epfendorf und Bösingen im Fokus

Hänge geraten zusehends ins Rutschen und gefährden Straßenwege. Der Kreis Rottweil hat etliche solcher "Baustellen". Eine liegt zwischen Bösingen und Epfendorf. Bereits die erste Kostenschätzung für dortige Hangsicherungen liegt bereits deutlich über drei Millionen Euro.

Kreis Rottweil. Dabei ist die Hangproblematik auf der anderen Seite, wo die Straße von Epfendorf Richtung Harthausen verläuft, noch als deutlich komplizierter einzustufen. Die dortige Fahrbahn ist an neuralgischen Stellen seit längerem nur noch halbseitig befahrbar.

"Niederschlagsreiche Winter und häufige Frost-Tauwechsel könnten die bereits seit der letzten Eiszeit vorhandene Großrutschung wieder aktiviert haben", so vor einigen Jahren der Erklärungsversuch von Gerold Günzer, dem früheren Straßenbauleiter beim Landkreis Rottweil. Mit dieser Begründung für eine tiefe Rissbildung im Hang ging bezüglich der Frage nach möglichen Heilungsrezepten ein eher hilf- und mutlos anmutendes Schulterzucken einher. Für Ad-hoc Maßnahmen, ingenieurtechnische Beobachtungen und Schlagloch-Flicken wurden bereits hunderttausende Euro ausgegeben. Günzers Nachfolger Martin Osieja ließ jetzt Kreisräte im Ausschuss für Umwelt und Technik wissen, dass für das Ziel, "diese Straße zu halten", eine gründliche Erkundung der Hangproblematik durch ein besonderes Fachbüro vonnöten sei. Bisher liege nur eine dünne Studie vor, mit der kaum etwas anzufangen sei. Soll auch heißen: Ohne tiefschürfenden planerischen Einstieg in die Thematik könnte hinsichtlich der Nutzung des Straßenzugs Epfendorf-Harthausen tatsächlich bald eine neue Eiszeit anbrechen.

Mit der jetzigen Freigabe weiterer Planungsmittel von 100 000 Euro für die Hangsicherung auf der K 5563 Epfendorf-Bösingen durch den Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik steht bereits fest, dass die zwischen Kilometer 3,3 und 3, 7 – aus Richtung Bösingen gesehen – auf 310 Meter Straßenlänge zu konzipierende Maßnahme in drei Bauabschnitte aufgegliedert werden könnte.

Des Ingenieurs Einschätzungen driften manchmal stark auseinander

Bei Inangriffnahme in einem "Rutsch" wäre laut dem Ingenieurbüro Menzel mit Kosten von 3,15 statt der ansonsten zu taxierenden 3,485 Millionen Euro zu rechnen. Für Landrat Wolf-Rüdiger-Michel ein starkes Argument, die Maßnahme im kommenden Jahr "aus einem Guss" zu meistern. Allerdings verweist Michel auf – über den Daumen gepeilt – vorneweg schon mal zwölf Millionen Euro, die der Landkreis allein für Straßenprobleme aufgrund von Hangrutschungsgefahren als Hypothek im Gepäck habe.

Für Belagsarbeiten und Brücken- und Bauwerksanierungen will der Landkreis 2017 1,5 Millionen Euro ausgeben. Die nachrangige Warteliste ist sehr umfangreich. Allerdings scheint sich so manche als dramatisch wichtig dargestellte Maßnahme mit der Zeit in ein deutlich harmloseres Problem verwandeln zu können. Beispiel gefällig: Zu Günzers Schaffenszeit wurde vom Straßenbauamt der Neubau der Neckarbrücke Fischingen (Kostenschätzung gut zwei Millionen Euro) als unabdingbar bald umsetzbare Maßnahme propagiert. Nachfolger Osieja sieht das viel gelassener. Er wolle nochmals genau prüfen, ob nicht doch eine so tragfähige Bausubstanz nachweisbar sei, dass eine Restaurierung für ein paar hunderttausend Euro in Frage kommen könne. Kreisräte hören solches mit Erstaunen und konstatieren wieder einmal, dass längst nicht alle Expertisen unabänderlich in Stein gemeißelt sind.

Als Krainerwand wird eine Stützwand bezeichnet, die aus einer Gitterstruktur aus Holz oder anderen belastbaren Baustoffen besteht, in die ein Füllstoff (zum Beispiel Erde oder Schotter) geschüttet wird. Sie werden begrünt, um ihnen durch das Wurzelwerk zusätzliche Festigkeit zu geben. Die Bezeichnung wird auf die slowenische Landschaft Krain zurückgeführt.