Sind die Mieten in Rottweil für finanziell schwache Bürger unbezahlbar? Bietet die Stadtbau hier genügend Wohnraum? Oder ist das Problem "herbeigeredet"? Im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss wurde darüber debattiert. Foto: Otto

Ausschuss stimmt Richtwerttabelle bis 2017 zu. Friederichs sieht sozialen Aspekt nicht genügend berücksichtigt. Mit Mietwerttabelle.

Rottweil - Sind die Mieten in Rottweil für finanziell schwache Bürger unbezahlbar? Bietet die Stadtbau hier genügend Wohnraum? Oder ist das Problem "herbeigeredet"? Im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss wurde darüber am Mittwochabend debattiert.

Vorneweg sei gesagt: Der neuen Mietwerttabelle stimmte der Ausschuss letztlich einhellig zu. Die Tabelle als solche bietet denn auch wenig Grund zur Beanstandung. Die darin aufgeführten Richtwerte für den Preis pro Quadratmeter Wohnraum in Rottweil sind nun schon seit sechs Jahren stabil. Für 2015 bis 2017 wurden nun einige Modifizierungen aufgenommen, die Fachbereichsleiter Bernd Pfaff vorstellte. Sie betreffen sowohl eine neue Baujahrklasse der Wohngebäude, als auch eine neue Ausstattungsklasse D+, die "Zentralheizungen mit Solarbetrieb" erfasst.

Dieser ökologische Aspekt könne ein Anreiz für Vermieter sein und sei sehr zu begrüßen, meinte Heide Friederichs (FFR). Allerdings sage die Mietwerttabelle nichts über den sozialen Aspekt aus. Friederichs griff die von Guido Speiser, Vorsitzender des Mietervereins, im Vorfeld geäußerten Bedenken auf (wir berichteten am Samstag), wonach es an sozialen Mietwohnungen fehle. Auch wenn die Stadtbau hier keinen Mangel feststelle, sei er womöglich doch vorhanden. "Alleinerziehende Mütter oder Menschen mit niedrigem Einkommen melden sich vielleicht gar nicht erst bei der Stadtbau, weil sie wissen, dass sie sich die Wohnungen ohnehin nicht leisten können", mutmaßte Friederichs. Auch Altersarmut könne ein Thema sein, was es schwierig mache, in Rottweil geeigneten Wohnraum zu finden.

Für Oberbürgermeister Ralf Broß dagegen hat die Stadtbau durchaus einen guten Überblick. Die Warteliste sei sehr überschaubar. Außerdem gebe es für betroffene Personen auch die Möglichkeit, Wohngeld zu beantragen.

Walter Stegmann (FWV) ärgerte sich darüber, dass Friederichs "ein Problem herbeiredet, wo keins ist". Schließlich würden die Menschen in Rottweil auch jetzt nicht "im Zelt" wohnen.

Dem neuen Rottweiler Mietspiegel haben laut Pfaff auch bereits die Gemeinden Zimmern, Villingendorf und Wellendingen zugestimmt. Dietingen und Deißlingen sollen noch folgen.

Info: Mietwerttabelle

Baujahr bis 1948 4,00 Euro/m²

Baujahr 1949 bis 1969 4,60 Euro/m²

Baujahr 1961 bis 1970 4,90 Euro/m²

Baujahr 1971 bis 1980 5,40 Euro/m²

Baujahr 1981 bis 1990 5,80 Euro/m²

Baujahr 1991 bis 2000 6,40 Euro/m²

Baujahr 2001 bis 2010 6,80 Euro/m²

Neu: Baujahr ab 2011 7,10 Euro/m²