Gold für Winfried Hecht (rechts): Im Auftrag des Landkreistags würdigte Landrat Wolf-Rüdiger Michel die Verdienste des 74-jährigen SPD-Politikers. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Für dieses ehrenamtliche Engagement verleiht der Landkreistag an Winfried Hecht eine Goldmedaille

Von Winfried Scheidel

Kreis Rottweil. In politisch stürmischer Zeit – der Auseinandersetzung um die Ostverträge – wurde Winfried Hecht in der Kommunalpolitik Amtsträger, wo es gleich zum Start des jungen Ratsmitglieds die Kreisreform vorzubereiten galt. Jetzt hat der 74-Jährige fast 44 Jahre als Kreisrat – dabei in der Ägide von drei Landräten und sechs Ministerpräsidenten – auf dem Buckel. Das ist für den Landkreistag eine Hausnummer, die allemal einen besonderen Dank wert ist.

Die selten vergebene Landkreismedaille in Gold überreichte in der Kreistagssitzung am Montag Landrat Wolf-Rüdiger Michel an einen Mann mit "Profil und Ecken und Kanten, der die Kreispolitik seit über vier Jahrzehnte mitprägt". 20 Jahre lang ergriff er dabei als SPD-Fraktionssprecher das Wort, 13 Jahre als dessen Stellvertreter.

Hechts Credo, dass kontroverse politische Standpunkte persönlichen Sympathien keinen Abbruch tun müssen, trug er auch bei besonders schwierigen Themen der Kreispolitik wie Abfallbeseitigung und Neuordnung des Krankenhauswesens immer beherzt zu Markte. Der CDU-Mann Michel zeigte seinem Mitstreiter Hecht schon vor einigen Jahren auch mit einem Zitat des früheren Kreisrats Rolf Hepp schmunzelnd seine persönliche Wertschätzung: "Eine falsche Meinung ist mir viel lieber als gar keine", hatte der im vergangenen Jahr verstorbene SPD-Haudegen Hepp einst dem frischgebackenen Landrat Michel in bekannt ungenierter Weise kundgetan, was der Kreischef bis heute tief verinnerlicht zu haben scheint.

Der frühere Rottweiler Stadtarchivar Hecht wurde nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Verdienste für Heimatgeschichte mit Denkmalpflege und Ensembleschutz – verbunden mit vielen Veröffentlichungen – mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. 2014 durfte er sich von Bischof Gebhard Fürst mit dem von Papst Franziskus verliehenen päpstlichen Ritterorden auszeichnen lassen. Hecht sei ein "Brückenbauer und Netzwerker durch und durch" und verbinde dabei eindrucksvoll Kirchlichkeit, politischen Einsatz und historisches Wissen zum Wohle der Gesellschaft, hieß es in der kirchlichen Laudatio.

Bei seinem Dank für ein gutes atmospärisches Miteinander im Kreistagsgremium verwies Winfried Hecht am Montag insbesondere auf eine Erfahrung als Jugendlicher, die ihn "wetterfest" im Umgang mit anderen machte und früh zeigte, das trotz der noch nicht allzu lange zurückliegenden schrecklichen Kriegsgeschehnisse ein persönliches Miteinander über Grenzen hinweg gut möglich ist. 1957 sei er als 16-Jähriger mit dem Fahrrad nach St. Nazaire in Frankreich geradelt, habe dabei auch mit Spanien wichtige Berührungspunkte erlebt.

Der einstige Rottweiler Malermeister Eugen Dorn fällt Hecht ein, wenn er schmunzelnd auf seinen erstaunlichen Start in die Kommunalpolitik blickt. Der sehr angesehene Handwerker habe ihm 1971 zum Einzug in den Kreistag durchaus herzlich gratuliert, mit Blick auf die Kandidatur bei der SPD sei dem gestandenen Mann aber rausgerutscht, Hechts Eltern seien doch immer anständige Leute gewesen.