Karl Lambrecht war mit seiner Heimat in vielerlei Hinsicht eng vertraut. Foto: Ebert Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl Lambrecht ist nach schwerer Krankheit 78-jährig verstorben / Ein Heimatkundler ganz besonderer Art

Von Winfried Scheidel Rottweil. Karl Lambrecht ist gestern am frühen Morgen im Alter von 78 Jahren gestorben. Er, der sich so sehr mit der Heimat, deren Geschichte, aber auch deren Fortentwicklung beschäftigte, war mit einem Naturell gesegnet, das für eine positive Ausstrahlung in fast allen Lebenslagen sorgte. Vielleicht auch deshalb blieb vielen sein Kampf gegen seine schwere Erkrankung in den vergangenen Wochen verborgen.

Da ging einer rechtschaffen durchs Leben, offen für viele Dinge, vor allem auch für die Belange anderer, nicht zuletzt solcher, die Hilfe und Beistand brauchen können, sagt einer, nachdem er ihn mit der Zeit näher kennenlernen und schätzen lernen durfte, mit hohem Respekt. In der Sache kein Blatt vor den Mund nehmend, war sein persönliches Auftreten von sehr bescheidener Art. Schlicht gute Argumente in die Waagschale zu werfen, ging ihm über anderes.

Ob als langjähriger Zunftschreiber und wesentlicher Mitgestalter bei der Rottweiler Narrenzunft, zusammen mit Winfried Hecht als treibende Kraft im Geschichts- und Altertumsverein – und dabei als Autor vieler Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte und zur Stadt Rottweil – oder als scharfer Beobachter und fundierter Ratgeber, vor allem, was die Stadtentwicklung betrifft: Karl Lambrecht wusste oft wichtige Fingerzeige zu geben. Gerade auch als Mahner gegenüber all zu schnelllebig "mit der Zeit" gehen wollenden Zeitgenossen erhob er gerne die Stimme.

Traditionelle Werte waren für den Vermessungsingenieur in vielerlei Hinsicht Verpflichtung. Ohne faule Kompromisse Erhaltenswertes in guter Substanz zu bewahren, war ihm ein wichtiges Anliegen. Auf dieser Basis war sein Denken aber immer auch zukunftsgerichtet. Gerade auch vielen Jüngeren gab er dadurch ein wertvolles Beispiel. Sein Wort wird über seinen Tod hinaus Gewicht haben. Stadtführungen und Bildvorträge Marke Lambrecht waren ein besonderes Erlebnis für Jung und Alt. Ungekünstelt, mit einem ungemeinen Wissen und der überragenden Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und zu deuten, wurde Geschichte lebendig gemacht. Dabei immer in Verbindung mit dem Heute und Jetzt.

Die Liebe zur Heimat, zu den Menschen durfte Karl Lambrecht mit seinem unermüdlichen Schaffen in vielfältiger Weise zum Ausdruck bringen. Als Charakterkopf war er sogar als Darsteller zweier viel beachteter Filme gefragt. In einem über das Leben eines reiselustigen erblindeten Menschen spielte er am Drehort beim einstigen Alten Gaswerk unter der Regie des gebürtigen Rottweilers Dieter Funk einen Hufschmied. Besser gesagt: Mit seiner kantigen und urwüchsigen Erscheinung ging er in der Rolle so auf, wie er tatsächlich ist.

Den Weg in die Küche der Rottweiler Wärmestube fand der Verstorbene über seine Frau Luise. Dort schwang er gerne den Kochlöffel für Bedürftige, die ein warmes Essen und Gesellschaft suchten. Auch die Organisation des Rottweiler Seniorenfrühstücks mit Programm lag lange Zeit in den Händen des Ehepaars Lambrecht.

Seine halbseitig gelähmte Frau Luise erfuhr durch Karl Lambrecht in den letzten Jahren bis kurz vor seinem Tod eine aufopferungsvolle Pflege. Der Verstorbene hinterlässt neben seiner Frau die Familien der vier Kinder, darunter fünf Enkel.

Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 27. März, im Heilig-Kreuz-Münster statt. Sie beginnt um 14.30 Uhr. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Stadtfriedhof.