Beim Saukirbeumzug in Göllsdorf sind dieses Jahr die Pferde der Kutsche ausgebrochen. Archiv-Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Pferde der Kutsche scheuen / Vorfall weckt Erinnerungen an Unglück in Altstadt vor 40 Jahren

Von Anja Schmidt

Rottweil-Göllsdorf. Bei der Saukirbe scheuten die Pferde. Passiert ist nichts, doch der Vorfall weckt tragische Erinnerungen an den Narrensprung in Rottweil-Altstadt vor 40 Jahren.

Der Göllsdorfer Ortsvorsteher Wolfgang Dreher will daraus kein Drama machen. Der Pferdekutscher hatte die scheuenden Pferde während des Umzugs im Griff, und nachdem sie nicht beruhigt werden konnten und sogar gestiegen waren, wurden sie bei der Wende aus dem Zug genommen, sagt er. Seit jeher begleitet die Kutsche mit Landrat, Oberbürgermeister, Pfarrer und Ortsvorsteher den Saukirbeumzug am Sonntagnachmittag. Ebenso wie in Rottweil beim Narrensprung Rösser durch die Zuschauer laufen.

Dennoch weckt der Vorfall in Göllsdorf Erinnerungen an den Narrensprung in der Altstadt vor 40 Jahren. Ein Pferd scheute und trampelte zwei Kinder einer Familie zu Tode. In der Altstadt wurde fortan auf die Begleitung von Pferden verzichtet. In Rottweil laufen sie weiter. Allerdings werde das Thema jedes Jahr vor dem Narrensprung diskutiert, sagt Alt-Narrenmeister Georg Schumacher, und die Sicherheitsaspekte erneut beleuchtet. Das Pferd sei ein Fluchttier, das die Flucht nach vorne antrete. Somit sei für die Narrenzunft ein äußerst wichtiges Kriterium, genügend Abstand zwischen den Pferden und den vorausgehenden Narren zu erreichen. Weiter würden auf den Rücken der Tiere ausschließlich "äußerst erfahrene Reiter" sitzen, begleitet von einem Helfer, der notfalls das Pferd am Zaumzeug packen könne. Jegliche Wartezeit zwischen den Narren und Zuschauern werde vermieden, damit keine Unruhe entstehe. "Wir machen alles logistisch Machbare dafür, dass wir die Pferde im Sprung beibehalten können", so Schumacher.

Wolfgang Dreher war damals Zeuge des schrecklichen Ereignisses in der Altstadt. Nach seinen Erinnerungen waren es keine Pferde aus dem Rottweiler Reitstall, sondern Pferde von einem auf dem Altstädter Sportplatz gastierenden Zirkus. "Seither habe ich einen Heidenrespekt vor Pferden und gehe ihnen möglichst aus den Weg."

Nach dem ersten Durchlauf des Saukirbezuges fuhr das Gespann eine größere Runde, damit sich die Tiere beruhigen konnten. Aber beim Weg zurück zu den Zuschauern brachen die Tiere aus und rannten in einen Garten, wo sie sich mit ihrem Zaumzeug verfingen. Dreher entschied, die Pferde nicht mehr auf den Rückweg des Zuges zu lassen.

Dem Saukirbeumzug schadete es nicht. Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Oberbürgermeister Ralf Broß, Pfarrer Thomas Böbel und Dreher, die bis dahin winkend auf der Kutsche saßen, suchten gerne die Nähe zu den Bürgern. "Wir kamen kaum vorwärts und waren ständig auf der Suche nacheinander", erzählt Dreher amüsiert. Über die Zukunft der Pferdekutsche werde im Saukirbeteam debattiert. Entweder werden in zwei Jahren neue Pferde mitgehen oder ganz auf die Kutsche verzichtet. Eine Lösung müsse jedenfalls gefunden werden.