Karl Lambrecht mit einem Exemplar: "Rottweiler Wirtshäuser – Es war einmal...". Foto: Kammerer Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl Lambrecht hat über ehemalige Wirtshäuser recherchiert und ein Büchlein verfasst

Von Kathrin Kammerer

Rottweil. Eine Führung des Geschichts- und Altertumsvereins beim Denkmaltag 2009 hat ihm den Anstoß zu seiner Arbeit gegeben. Nun, zwei Jahre später, hält Karl Lambrecht stolz das Ergebnis seiner zeitaufwendigen Recherche in der Hand.

Das Büchlein heißt "Rottweiler Wirtshäuser – Es war einmal...". Auf rund 100 Seiten hat Lambrecht die Geschichte aller seit 1945 in Rottweil ehemalige Wirtshäuser, Cafés und Versperstuben niedergeschrieben. 500 Exemplare hat er drucken lassen, und die will er nun in den Rottweiler Buchläden verkaufen lassen.

Lambrecht ist Geschichtsliebhaber mit Leib und Seele, ein "interessierter Laienhistoriker eben", wie er sich selbst bezeichnet. Der gelernte Vermessungstechniker weiß eine Menge über Rottweil und hat bereits zahlreiche Publikationen zur Heimatgeschichte und zur Fasnet veröffentlicht. Seit mehr als 40 Jahren ist er im Vorstand vom Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein tätig.

Bei den Vorbereitungen zum Denkmaltag 2009 kam ihm dann die Idee zu einer Führung über abgegangene Wirtshäuser in Rottweil. Über 50 Leute hätten damals an dem Rundgang teilgenommen, erzählt das Rottweiler Urgestein, und von vielen habe er danach gehört, "das ist ein so interessantes Thema, das muss man aufschreiben."

Gesagt, getan – Lambrecht machte sich ans Werk. "Zuerst hab ich die ganzen nicht mehr existierenden Wirtshäuser aus dem Kopf aufgelistet", berichtet er von den Anfängen seiner Arbeit. Alle 40 habe er noch selbst gekannt, "die meisten auch von innen", sagt er und schmunzelt.

Mit Hilfe seiner eigenen Erinnerungen, der Literatur von Winfried Hecht, dem ehemaligen Stadtarchivar, und alten Zeitungen sei dann auch schnell eine große Menge an Wissenswertem zusammengekommen. "Viele Geschichten und Informationen hab’ ich auch von anderen Zeitzeugen", erzählt Lambrecht.

Bei seiner Recherche ist der Geschichtsliebhaber auf so einige "interessante Geschichten" gestoßen, wie er erzählt. Zwei Beispiele: So ist auf einem Foto des Gasthauses "Zum Stadtgarten", welches er in seinem Büchlein verwendet, ein Oldtimer zu sehen. "Ein Bekannter von mir hat dann festgestellt, dass dieses Auto ein ›Laubfrosch‹ ist, das erste Auto, das in Deutschland überhaupt vom Band ging", erzählt er schmunzelnd.

"Oder die ›Liederhalle‹, die hat auch eine interessante Geschichte", fährt er fort. Während des Zweiten Weltkriegs seien hier ausgebombte Familien aus Stuttgart neben Fremdarbeitern und Flüchtlingen untergebracht gewesen. Nach den Kriegswirren musste das Gebäude dann zuerst entwanzt werden, bevor es wieder nutzbar war.

Sein Wissen über die Wirtshäuser ist groß, aus vielen Blickwinkeln hat er recherchiert. "Ich hab mich auch mit der allgemeinen Geschichte von Gasthäusern und mit der Bedeutung von Wirtshausnamen beschäftigt", schildert er seine Leidenschaft.

Und zum Gastronomiesterben hat er eine klare Meinung: "Fernseher, Auto und die Vergnügungsmittel der heutigen Zeit sind schuld. Früher hatten die Menschen noch viel mehr Muse", ist sein klares Statement. Und dann wird er fast ein wenig philosophisch: "Aber jede Zeit bringt neue Gesellschaftsformen, das kann man nicht aufhalten." Sein Büchlein habe er nicht des Verkaufs wegen erstellt, sondern gerade, damit dieser Teil der Rottweiler Geschichte nicht verloren geht.