Als Notsicherung hält eine Klammer die Rippe fest (von unten gesehen). Foto: Hildebrand Foto: Schwarzwälder-Bote

Heilig-Kreuz-Münster: Fehler entstanden bei Sanierung von 1915 / Teil 17 der Serie zur Renovierung

Rottweil. Was da heraus kam, stand anfänglich nicht auf der Agenda der geplanten Maßnahmen zur Renovierung des Heilig-Kreuz-Münsters. Der leitende Architekt Stefan Blum sagt: "Im Rahmen der laufenden Innensanierung kamen und kommen die Restauratoren den raumumschließenden Flächen so nahe wie sonst nie." Dabei zeigte sich in den Gewölbeschalen ein Rissbild, das Anlass zur Sorge gab. Ist der Bau in Bewegung? Woher kommen die feinen Risse, die gehäuft im Südschiff zu beobachten sind?

So begann im Sommer 2016 eine Erkundung, die dieser Tage mit der Definition der notwendigen Maßnahmen ihren Abschluss in der theoretischen Bearbeitung fand. Jetzt gilt es, ergänzend zu den sonstigen Arbeiten, die Mängel zu beheben. Es zeigte sich, dass einige der Rippenstücke gelockert seien. "Über der Kanzel hängt gar ein Rippenstück nur noch einseitig gehalten unter den Gewölbekappen – ein sehr gefährlicher Zustand.

Aber wie kam es zu diesen Missständen?", fragt Blum. Der leitende Architekt meint, dass die Geometrie der Gewölbe eher schwierig sei, sie seien nur sehr wenig gebogen, das allein mache sie an sich schon sehr anfällig. Aber diese grundgelegte Erkenntnis brachte eben noch keinen Aufschluss darüber, warum wo welche Schäden eingetreten sind.

Durch die akribische Untersuchung von Restaurator Fabian Schorer sei man der Sache letztlich auf die Spur gekommen: Fast überall dort, wo Schäden vorhanden sind, zeigten sich auch Spuren zurückliegender Bearbeitung. Mit einem Metalldetektor konnte nachgewiesen werden, dass sämtliche gelockerte Rippen kein verbindendes Metallstück zur Nachbarrippe aufweisen. Auch fehlte dort der Bleiverguss zwischen den Rippen, der für die Kraftschlüssigkeit unter den netzartig verbundenen steinernen Bauteilen sorgen muss.

Reparaturen wird man im Raum nicht sehen

Blum sagt, es sei deutlich geworden, dass dort wo Schäden vorhanden sind, bei der Sanierung 1915 nur bedingt sachgerecht gearbeitet wurde. So falle der laufenden Maßnahme die Korrektur der 1915 geschaffenen Situation zu. Dass derart komplexe Aufgabenstellungen viel Zeit und großes Fachwissen benötigen, liege laut Blum auf der Hand. Deshalb konnte durch das Engagement des Verwaltungsausschusses Ralph Egermann aus Karlsruhe als beratender Statiker gewonnen werden.

Mit seiner Hinzuziehung sei es möglich, ein zielgerichtetes Konzept zu entwickeln, das in den nächsten Tagen umgesetzt werden kann.

Nun gehe es im Wesentlichen darum, die gelockerten Rippen gegeneinander zu festigen und so den statischen Verbund wieder herzustellen. Dazu bediene sich der Restaurator überwiegend traditioneller Methoden: So wird beispielsweise Blei zwischen den Rippen eingestemmt, wo es heute fehlt. Das Gute dabei: Trotz der großen Bedeutung und Wirksamkeit der einzelnen Reparaturen wird nur minimal eingegriffen. So kann auch hier möglichst viel überlieferte Substanz erhalten und in die Zukunft geführt werden. Der leitende Architekt Stefan Blum verspricht: "Sehen wird man von den Reparaturen im Raum nichts".  Im Anschluss an die Jahresversammlung der Münsterbauhütte am Freitag, 31. März, im Münsterstüble wird Restaurator Fabian Schorer gegen 21.30 Uhr einen Vortrag über die Arbeiten im Rahmen der Innenrenovierung des Münsters halten.