Der Bus steht – und keiner da. Die Fahrer verbringen oft zwangsläufig ihre Pausenzeiten am Friedrichsplatz. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Busfahrer handhaben Pausen individuell / Asyl am Nägelesgraben?

Von Corinne Otto

Rottweil. Es ist gegen halb Zwei, ein Donnerstag. An Telefonieren bei offenem Fenster ist mal wieder nicht zu denken. Zu laut. Draußen am Friedrichsplatz steht wieder eine "rote Wand", wie die Bus-Kolonne im Gemeinderat genannt wurde. Also Fenster zu, trotz der Hitze. Beim Blick hinaus ist eine Busfahrerin zu sehen, die ihr Gefährt in der Busbucht stehen lässt und in die Drogerie zum Einkaufen geht. Am Bus hinter ihr läuft der Motor, der Kollege hat wohl nur eine kurze Pause bis zur nächsten Tour. Sechs Busse sammeln sich auf beiden Seiten des Friedrichsplatzes an. Das Bürofenster muss wohl vorerst zu bleiben – auch weil die Abgase nicht gerade an Sommerduft erinnern.

Dabei ist arbeiten direkt am Friedrichsplatz ja eigentlich was Schönes: mittendrin im Geschehen, die Altstadtkulisse samt dem Kapellenturm im Blick, Geschäfte ringsrum. Tja, wenn da nicht die Busse wären, die auch mancher Passant beim Bummel als überaus störend empfindet. Warum laufen da nur ständig die Motoren, obwohl die Busse stehen? Und warum macht ein Fahrer hier, mitten in der Stadt, auf der hintersten Sitzbank ein Nickerchen, wie vergangene Woche beobachtet?

13.45 Uhr: Ein Bus am Ende der Busbucht zeigt "Sonderfahrt" an und steht, der Fahrer wartet. Er hat nur zehn Minuten Pause, dann geht seine nächste Tour los. "Es lohnt sich nicht, dafür irgendwo anders hinzufahren", erklärt er. Die Fahrer sind an die Pläne gebunden – und sie müssen nach viereinhalb Stunden eine längere Pause machen. Mancher Kollege steht auch schon mal eine halbe Stunde am Friedrichsplatz, bestätigt der Busfahrer die Beobachtungen aus dem Bürofenster. Er selbst will seine Pause aber nicht so verbringen. "Man steht hier doch im Weg, dauernd fragen Leute, wohin man fährt und im Sommer steht man in der prallen Sonne." Außerdem, so sagt er, habe er Verständnis für jene, die im Straßencafé eben nicht neben einem Bus sitzen wollen.

Seine Lösung: Er fährt zum Nägelesgraben und stellt sein Gefährt am dortigen Busparkplatz ab, während er im Markt gegenüber pausieren kann. Vom Friedrichsplatz ist er dann weg – wie auch im Gemeinderat gewünscht wurde –, die Krux ist aber: Der Platz am Nägelesgraben ist für Touristik-Busse reserviert. "Das Ordnungsamt duldet uns hier, weil sie wissen, dass wir sonst kaum irgendwo hin können", erzählt der Fahrer.

Nicht nur er meint, dass der Nägelesgraben-Busplatz per Zusatzschild auch für Linienbusse offiziell freigegeben werden sollte. Dann entspanne sich die Lage am Friedrichsplatz. Und mit Touristikbussen sein man sich noch nie in die Quere gekommen. Jetzt aber muss der Fahrer weiter, auf zur nächsten Tour. Die kurze Pause am Friedrichsplatz ist vorbei. Und die nächste "rote Wand" ist schon im Anrollen.