Mit Musik geht alles besser, heißt es – wenn "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle" wie gestern beim Ferienzauber vom Leder zieht, ist jedenfalls ein gutes Stückchen Wahrheit daran. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienzauber: "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle" schreibt Entschleunigung ins Programm und legt gestern Abend flott los

Rottweil. Die Vorfreude ist groß, die Jungs sind bereit, die mehr als 400 Besucher im Zelt auch: Wenn "skrupellose Hausmusik" angesagt ist, muss man sich dem einfach hingeben. Ein bisschen Schwäbisch-Kenntnis kann dabei von Vorteil sein, wie "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle" gestern zeigt.

Ob man das Ferienzauber-Zelt in eine französische Bar verwandeln kann? Aber sicher! Die Technik gibt ein bisschen Rotlicht dazu, die Folgen des Gewitterschauers, der pünktlich zur Pause unterm Wasserturm niedergeht, imitiert die Legionen Caporal-Raucher, die die Luft gewissermaßen auf Vorrat geschwängert haben. So zumindest das Klischee. Oder wie "Manne" sagt: "Deepfig isch’s scho" – also angepasst sinngemäß: Es sieht schon so aus, als würd’s hier drin rauchen. Kein Problem für das Quartett auf der Bühne. Und wenn: "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle" hat das ultimative Motto gefunden. "Heut nemme – und morga net glei" gibt nicht nur Schwaben ein beruhigendes Zeitpolster, die wichtigsten Verrichtungen in Ruhe zu überdenken.

Genau so müssen auch Michael Flechsler – er hat den Spruch von seinem Vater geerbt –, Benny Banano, Marcel Hafner und Manne Arold auf ihre genialen Ideen kommen. Jammern über die hohen Kosten für Schlagzeugensemble zum Beispiel – und schon übernehmen die Besucher die Percussion-Abteilung, Autogramme geben irgendwo im schwäbischen Hinterstland – und schon hat der dortige Gesangverein vier Mitglieder mehr, Sade hören – und schon kann deren "Smooth Operator" einpacken, weil die Stumpfes einfach den "coolen Trompeter"an Bord haben.

Naja, ganz unfallfrei funktioniert das nicht. Das Quartett ist nämlich nicht nur musikalisch beschlagen und urmusikantisch, sondern empfänglich für den ganz normalen Wahnsinn, den es als musikalisches Kabarett auch gestern Abend mit Stuben-, Rock- und Weltmusik herzhaft und mit Herz auslebt.