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Ferienzauber: Christoph Sonntag begeistert gestern mehr als 500 Besucher im Zelt unterm Wasserturm

Rottweil. Der Bruder kommt erst nach der Pause: Als Christophorus sagt er gestern den Landespolitikern mächtig auf. Oder besser: Christoph Sonntag macht seine Gäste beim Ferienzauber darauf aufmerksam, was alles so schief gelaufen ist – oder zumindest merkwürdig wirkt – im politischen Stuttgart. Nicht ohne Erfolg. Das Aufmerksam-Machen wohlgemerkt, nicht das Schaffen im politischen Stuttgart. Und mit "Schaffen" ist auch nicht ein Schöpfungsakt gemeint, sondern einfach nur die Arbeit. Auf Schwäbisch eben.

Dafür steht der Kabarettist, der sich in seinem aktuellen Programm ganz einfach dem verschrieben hat, was Kabarettisten gemeinhin so umtreiben sollte. Die mehr als 500 Besucher im ausverkauften Zelt unterm Wasserturm werden also Zeugen davon, wie sinnvoll Trends sind. Die Beispiele sind entwaffnend einfach: Wo man früher vor der Metzgerei an einem Aufsteller stand, auf dem ein Plakat die Maultaschen des Metzgers pries, verheißt heute ein QR-Code – "so schwarze und weiße Viereckle" – die volle Wucht der Information. Nach Scan und geglückter Verbindung liest der trendophile Kunde auf seinem Smartphone vor dem Plakat mit dem QR-Code der Metzgerei, dass die Maultaschen des Metzgers gepriesen werden.

Das ist die schöne neue Welt, die natürlich immer neuer wird: Trends eignet der Trend zum Verfall. Irgendwann werden sie von einem neuen Trend abgelöst. Bis dahin bieten sie allerdings reichlich Material zur satirischen Betrachtung. Und Christoph Sonntag, jetzt als Vater, Ehemann, Mittfünfziger, legt nach. Er zeigt, dass sich die Trends schneller entwickeln als die Menschen. Beim Thema Fitnessarmband zum Beispiel. Er hat es von seiner Frau geschenkt bekommen. Eine verdeckte Botschaft? Aber sicher. Die Anwendung des Überwachungsgeräts folgt, das ist menschlich, dem Lustprinzip. Dafür braucht es pfiffige Ideen, denn überwacht wird auf jeden Fall. Auch so eine heutige Geschichte.

Immerhin gesteht er seinem Gastspielort zu, dass hier noch alles in Ordnung sei. Auch der Spezialgast aus Waldmössingen – er wird gestern Abend zum festen Ansprechpartner – wirkt normaler als die angesagte Trendjagd, bei der manches, nüchtern betrachtet, reichlich unvernünftig scheint. Auch auf Schwäbisch und trotz der Verniedlichung, denn Christoph Sonntags Satire ist "hälinga scharf", ein bisschen heimtückisch. So dass es im Abgang brennt und beißt.