Über bedeutende Personen des Widerstands im Zweiten Weltkrieg informiert die Schau im Alten Rathaus. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung "Was konnten sie tun?" zeigt Protagonisten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus

Von Jasmin Cools

Rottweil. Widerstand in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte – manche wagten es. Bei der Eröffnung der Wanderausstellung im Alten Rathaus sprach die Enkelin des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seiner Frau Nina über ihre Erinnerungen an die Großeltern.

"Ich blieb dort – in einem Idyll – eine Woche, in der ich mich mit meiner Lage zurechtfinden konnte. Umsorgt von einem Gefängniswärter und seiner Frau. Dafür jagte ich, bei meinen Spaziergängen im Hof, seine Gänse aus den Salatbeeten", so schrieb Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, geborene Freiin von Lerchenfeld, positiv über ihre Haftzeit in Rottweil. Ein Schild am Gefängnis erinnert daran, dass hier einmal die Frau eines der bekanntesten Hitler-Attentäter inhaftiert war. Am 20. Juli 1944 deponierte ihr Mann eine Sprengladung im Führerhauptquartier Wolfsschanze mit der Absicht, Adolf Hitler zu töten. Obwohl das Attentat scheiterte und Stauffenberg hingerichtet wurde, ging er mit dem mutigen Versuch in die Geschichtsbücher ein.

Neben Stauffenberg gab es noch andere bedeutsame Personen, wie Sophie Scholl oder Dietrich Bonhoeffer, die aktiven Widerstand oder zivilen Ungehorsam leisteten. Sie alle sind Thema der Ausstellung "Was konnten sie tun?", die am Donnerstag im Alten Rathaus eröffnet wurde. Initiatoren sind die Stiftung 20. Juli 1944 sowie die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Bei der Eröffnung sprachen Bürgermeister Werner Guhl, Thomas Wolf, der Leiter des Regionalbüros Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung, sowie Sophie Freifrau von Bechtolsheim, geborene Schenk Gräfin von Stauffenberg. Umrahmt wurden die Reden über Widerstand, Eigenverantwortung und Lebensgeschichte Stauffenbergs vom Bläserquintett der Musikschule Rottweil.

"Ich habe die Vergangenheit mit den Maßstäben der Gegenwart bewertet. Das ist und war ungerecht", erzählt Bürgermeister Werner Guhl von seinem Umgang mit der Frage "Was konnten sie tun?" zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Antwort, dass man nur ein kleines Rad im Getriebe gewesen sei, habe ihm damals nicht gereicht. Heute wisse er nicht, wie er sich verhalten hätte. "Wir müssen uns mit dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich beschäftigen, damit uns immer wieder bewusst wird, welch kostbare und auch verletzliche Güter Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind", betonte Guhl. Auch Rottweil hatte seine Rolle im Nationalsozialismus. So wurde 1938 die jüdische Gemeinde der Stadt vernichtet und gegen Ende des Kriegs gab es hier Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof.

Nach ein paar kurzen Worten Wolfs, der über die Projekte der Konrad-Adenauer-Stiftung informierte, übernahm Sophie Bechtolsheim das Wort. "Für die Eckdaten meines Lebens trage ich die Verantwortung. Es gibt aber Dinge, die unser Leben auch bestimmen, auf die wir aber keinen Einfluss haben", erklärte sie. Bei der Bewertung historischer Persönlichkeiten müsse man immer die Umstände und den eigens gestalteten Lebensentwurf im Kopf behalten. Daraufhin erzählte sie von ihren Großeltern Claus und Nina Stauffenberg, auf deren Leistung sie stolz ist. Sie seien nur elf Jahre verheiratet und in dieser Zeit oft getrennt gewesen, jedoch habe Nina vom geplanten Umsturz gewusst, wenn auch keine Einzelheiten. Vom Tod ihres Mannes 1944 erfuhr sie aus dem Radio. Wenige Tage später wurde sie verhaftet und erst nach Rottweil, dann nach Berlin gebracht. "Sie beschäftigte sich damit, Patience-Karten aus Zigaretten-Schachteln zu basteln, mit denen sie dann Karten spielte", erinnerte sich Bechtolsheim, der die Karten vererbt wurden.

Ein Hitler-Anhänger sei ihr Großvater nie gewesen, eher verwundert über dessen Anfangserfolge, so Bechtolsheim. Seine Skepsis sei mit Hitlers Kriegsplänen sowie den Massentötungen der Juden gewachsen. Er müsse Deutschland retten, sagte er damals.

Schließlich sprach sie noch über Widerstand an sich. Dieser habe sich vielfältig gezeigt, ob im Verstecken von Juden, Verteilen von Flugblättern oder Verweigerung des Kriegsdienstes. u Die Ausstellung kann bis zum 9. Januar im Alten Rathaus besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.