Gerd Rues erklärt die Bilder der neuen Zunftfahne der Schuhmacher. Foto: Hildebrand Foto: Schwarzwälder-Bote

Segnung im Heilig-Kreuz-Münster / "Wölfeli" im Jahr 1297 als allererster Handwerker erwähnt

Von Berthold Hildebrand

Rottweil. Im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes wurde im Münster die neue Fahne der Schuhmacherzunft im Beisein aller Rottweiler Zünfte von Pfarrer Jürgen Rieger gesegnet.

Es war schon ein beeindruckendes Bild, als die 15 Zünfte mit ihren Fahnenabordnungen gemeinsam durch die im Mittelschiff aufgestellten Zunftlaternen ins Münster einzogen. Zunftmeister Gerold Spreng trug die neue Fahne der Schuhmacherzunft. In den vergangenen Monaten hatte Bertold Bühl die Fahne genäht, und Martina van Spankeren-Ghandi malte die Madonna mit Kind und den Zunftheiligen Crispin auf das goldgelbe Seidentuch. Zunftmitglied Gerd Rues erklärte in der Kirche die aufgemalten Bilder und erzählte die Geschichte vom Heiligen Crispin. Pfarrer Rieger segnete dann die neue Fahne.

Beim anschließenden Empfang durfte Zunftmeister Gerold Spreng als Gäste neben Oberbürgermeister Ralf Broß, Landrat Wolf-Rüdiger Michel und dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse, Matthäus Reiser, auch den Präsidenten der Handwerkskammer Konstanz, Gotthard Reiner, begrüßen.

Die bisherige Fahne von 1959 wird an das Städtische Museum übergeben. In verschiedenen Grußworten kam zum Ausdruck, dass die Zünfte nicht nur eine alt hergebrachte Tradition aufrecht erhalten und aus dem öffentlichen Leben der Stadt nicht wegzudenken seien, es wurde auch auf die Notwendigkeit der Handwerksberufe und die in Deutschland bestehende hoch qualifizierende duale Ausbildung aufmerksam gemacht. Als erster Rottweiler Handwerker überhaupt wird "Wölfeli der Schuhmacher" 1297 namentlich in einer Urkunde erwähnt. Die Schuhmacherzunft – zu ihr gehörten Schuhmacher und Sattler – gab es während der gesamten Reichsstadtzeit. Ein Siegel der Zunft ist für 1470 belegt.

Von 1615 weiß man, dass die Zunft 54 Männer zählte. 1874 waren es 33 Schuhmacher. Heute führen neun Mitglieder ihre Zunft noch zur Pflege des kirchlichen Brauchtums weiter. Zunftherberge waren zunächst der "Bären", ab 1838 die "Alte Post". Erhalten ist eine prachtvolle barocke Zunftfahne von 1767.

Auf dem gelben Fahnenblatt sind der Zunftheilige Crispin und Maria mit dem Jesuskind aufgemalt. Der 25. Oktober gilt als Todestag der christlichen Heiligen und Märtyrer Crispin(us) und Crispinianus. Die beiden Söhne einer reichen, angesehenen römischen Familie kamen nach Soissons in Frankreich, um dort den christlichen Glauben zu verbreiten. Sie arbeiteten als Schuhmacher und fertigten Schuhe. Damit verdienten sie genug, um sich selbst zu versorgen und gleichzeitig für die Armen zu spenden. Daher sind sie die Patrone der Schuhmacher, der Gerber und der Sattler. Als Attribute tragen sie Schwert, Palme und Mühlstein als Märtyrer und Schuh, Schustermesser, Ahle oder Zange als Kennzeichen ihres Berufes.