Die Verständigung klappt schnell: Frederike Funk unterhält sich auf Spanisch mit "ihren" Kindern in La Paz. Fotos: Funk Foto: Schwarzwälder-Bote

Rückblick: Frederike Funk arbeitet ein Jahr lang für Stiftung "Arco Iris" von Pater Josef Neuenhofer

Sie ist zwar schon seit gut drei Wochen wieder daheim in Rottweil, aber dennoch "fühlt sich alles noch etwas komisch an", erzählt die 19-jährige Frederike Funk. Die vergangenen zwölf Monate hat sie in Bolivien verbracht.

Rottweil. Frederike Funk war bei Pater Josef Neuenhofer und für die Stiftung "Arco Iris" tätig und hat sich um Straßenkinder gekümmert. Neuenhofer hat die Stiftung in La Paz 1993 gegründet. Sie setzt sich dort für Kinder und Jugendliche ein. Mittlerweile betreuen Neuenhofer und seine Mitarbeiter mehr als 6000 Menschen.

Vor ihrer Abreise wusste Frederike Funk nicht so recht, was so viele Tausend Kilometer von daheim auf sie zukommen würde. Jetzt ist sie glücklich, sich für Bolivien entschieden zu haben. "Es hat meine Erwartungen komplett übertroffen", erzählt sie begeistert und mit glänzenden Augen. Ihr habe der Aufenthalt eine "ganze Menge" gebracht.

Vergangenes Jahr hatte sie am Albertus-Magnus-Gymnasium ihr Abitur gemacht und sich im Anschluss für das Jahr in Südamerika entschieden. Viel Zeit, um Spanisch zu lernen, sei nicht gewesen. "Das war nicht so gut am Anfang. Da hätte ich schon mehr machen können. Doch ich habe mich dann schnell in die Sprache eingefunden", erzählt sie. Sie habe sich sogar mit den Straßenkindern direkt verständigen können, worauf sie besonders stolz ist. Die Zeit in Bolivien sei nur so verflogen.

Ein wenig machen sich bei der 19-Jährigen schon Trauer und Wehmut breit. So könne es schon mal passieren, dass sie nachts um vier mit ihren Bekannten in Südamerika chatte. "Mein Körper ist zwar bereits wohlbehalten in Deutschland angekommen, doch Geist und Seele fühlen sich noch sehr mit Bolivien verbunden. Es war für mich ein sehr intensives Jahr", sagt sie. La Paz sei ganz anders als deutsche Städte. "Die Stadt war beeindruckend, aber auch einschüchternd mit dem riesigen Verkehrsaufkommen, den vielen Gerüchen und den farbenreichen Trachten. Ich hatte wirklich Angst am Anfang, in der Stadt nie zurecht zu kommen und verloren zu gehen", erinnert sie sich lächelnd.

Die Hauptaufgabe der 19-Jährigen lag darin, mit dem Team die Straßen-Chicos aufzusuchen und mit ihnen Zeit zu verbringen. "Wir spielten mit ihnen und tauschten uns aus. Die Mädchen haben sich relativ schnell an mich gewöhnt und sich mir anvertraut. Die Jungen hatten mich am Anfang nur als ›weiße, wohlhabende, vielwissende Gringa‹ gesehen. Es war für mich ein bisschen schwer, diese Sicht zu verstehen, da ich mich vorher nie als wohlhabend gesehen habe", so Funk.

Irgendwann hätten die Jungs aber gemerkt, dass sie auf ihre Anmachsprüche nicht eingehe und keine Wohlhabende sei. "Aber aufgrund unserer vielen Aktivitäten hat sich das Verhältnis mit den Jungs zunehmend verbessert, und sie haben mich eher als Freundin angesehen, zumal ich nur wenig älter war als sie", erzählt sie.

Von Heimweh sei sie verschont geblieben. "Nur Weihnachten war es etwas heftig". Aber insgesamt habe ihr das Jahr sehr viel gebracht. "Das Jahr war sehr prägend, und ich glaube, es wird auch mein künftiges Leben stark beeinflussen. Obwohl es oft auch Probleme, Herausforderungen und Rückschläge gab, bin ich sehr, sehr froh, dass ich mich für den Freiwilligendienst entschieden habe und ich so ein tolles Jahr hatte. Ich habe bei ›Arco Iris‹ sehr engagierte Mitarbeiter erlebt und immer wieder die Herzlichkeit der Bolivianer genossen, die ich hier in Deutschland mitunter vermisse", sagt sie abschließend.

Wie ihr künftiger Berufsweg aussehen wird, weiß sie noch nicht. In Praktika möchte Funk jetzt herausfinden, ob die Arbeit mit Schwererziehbaren für sie in Frage kommt.