Hinter Rettungsassistent Uli Przybylski aus Rottweil liegen zwölf Stunden Nachtdienst. Zeit für ein Interview bei einem Eis am Brunnen in der Fußgängerzone hat er trotzdem. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Uli Przybylski aus Rottweil ist Rettungsassistent / Kein Einsatz gleicht dem anderen / Studium noch auf dem Plan

Rottweil. Es ist Mittagszeit, und Uli Przybylski sieht recht ausgeschlafen aus – das ist nicht selbstverständlich, schließlich war er die ganze Nacht, von 18 Uhr bis sechs Uhr morgens, als Rettungsassistent des DRK im Dienst. Bei einem Eis in der Fußgängerzone erzählt der 25-jährige Rottweiler von seinem Beruf, der so eigentlich gar nicht geplant war – und der einen nicht mehr so schnell loslässt.

Wann bist du heute aufgestanden?

So um halb zwölf – ein bisschen nachschlafen musste schon noch sein.

Und wie war die Nacht im Dienst?

Diese war relativ ruhig. Es ist total unterschiedlich. Mal bist du von kurz nach 18 Uhr bis am nächsten Morgen fast ununterbrochen unterwegs, mal geht’s auch ruhiger zu.

Sind es nachts andere Einsätze als am Tag? Gibt es da Schwerpunkte?

Nein, nachts passiert alles, was auch tagsüber passiert. Schwere Unfälle, Herzinfarkte. Alkoholgeschichten sind natürlich nachts etwas häufiger, gerade wenn Dorffestsaison ist. Manche Einsätze sind richtig ernst, manchmal fährt man aber auch raus, und dann ist da ein betrunkener 18-Jähriger, der sich das Knie aufgeschlagen hat und ein Pflaster will.

Deine Arbeitszeiten sind ziemlich ungewöhnlich. Siehst du das als Nachteil?

Teils, teils. An den Wochenenden, ist es natürlich manchmal blöd, wenn Freunde ausgehen und du Dienst hast. Andererseits haben wir durch die Zwölf-Stunden-Schichten auch einen anderen Freizeitausgleich. Zehn Tage frei am Stück kann’s dann auch mal geben. Das ist schon angenehm. Und auch vor dem Nachtdienst kann man noch ein paar Stunden ins Freibad liegen.

Warum bist du Rettungsassistent geworden?

Das war eigentlich gar nicht geplant. Ich musste 2009 meinen Zivildienst ableisten, und der Rettungsdienst hat sich da ganz interessant angehört. Danach wollte ich eigentlich Biotechnologie studieren. Aber dann hat es mir so gut gefallen, dass ich die zweijährige Ausbildung zum Rettungsassistent – das heißt heute Notfallsanitäter – gemacht habe.

Was fesselt dich am meisten an diesem Beruf?

Er ist einfach spannend, kein Einsatz gleicht dem anderen. Und man lernt auch für sich selbst, in kritischen Situationen Ruhe zu bewahren. Auf die unterschiedlichen Patienten muss man immer neu reagieren. Man hat zwar seine Muster, nach denen man vorgehen kann, aber die lassen sich nicht immer umsetzen. Ganz abgesehen davon, dass man natürlich anderen helfen kann.

Bekommt ihr mit, wie es den Patienten nach eurem Einsatz weiter ergeht?

Meistens nicht. Manchmal bekommen wir Dankeskärtchen oder Anrufe, das ist nett. Und kürzlich haben wir einen Mann reanimiert, der tatsächlich schon klinisch tot war. Eine Woche später sehen wir ihn zufällig auf der Intensivstation, wie er schon am Bettrand sitzt und sein Vesper isst. Das war schon was Besonderes. Da freut man sich natürlich, wenn es jemand so schnell besser geht.

Wenn ihr beispielsweise bei einem Unfall Extremsituationen erlebt, bekommt man dann auch Hilfe, um das selbst zu verarbeiten?

Es gibt schon Möglichkeiten. Zum einen gibt es die Einsatznachbesprechung, aber man kann bei Bedarf auch mit einem Psychologen von der Berufsgenossenschaft sprechen. An den ersten Unfällen hat man schon zu knabbern, aber dann wird es ehrlich gesagt auch besser.

Und was ist jetzt mit dem Studium?

Oh je – ja, ein Medizinstudium steht jetzt schon noch auf dem Plan. Aber die Arbeit macht so viel Spaß... der Umgang mit den Menschen, die Abwechslung. Da ist es schon schwer, aufzuhören. Drum bleiben ja auch so viele bei uns hängen.

Dann wünsche ich dir heute Nacht einen guten Dienst!

u Die Fragen stellte Corinne Otto.