Ein bisschen sind sie in Bühlingen sauer auf die Stadtverwaltung. Sie sorgen sich um das Brauchtum, genauer: um das Maibaumaufstellen. Foto: Hauser

Brauchtum: Versicherungsfragen machen in Bühlingen einen Strich durch traditionelle Veranstaltung.

Rottweil-Bühlingen - Ist der Maibaum in Bühlingen vom Aussterben bedroht? Fast könnte man das meinen. Eine fast 50-jährige Tradition jedenfalls droht den neuen Bestimmungen zum Opfer zu fallen. Wie geht’s weiter?

Traditionell bot sich bislang am Vorabend des 1. Mai im südlichsten Stadtteil Rottweils immer das gleiche Bild: Schwer schaffende Feuerwehrleute waren zu sehen, die unter den Augen der Bevölkerung den Maibaum aufstellten. Manchmal lief alles wie am Schnürchen, manches Mal fuchste es die Männer richtig, denn der Baum wollte einfach nicht in die dafür vorgesehene Hülse rutschen. Alles in allem eine spaßige Veranstaltung, zu der das ganze Dorf in der Ortsmitte zusammenkam. Ein wichtiger, immer wiederkehrender Termin innerhalb der Dorfgemeinschaft, eine lieb gewonnene und erhaltungswürdige Tradition, so die Ansicht der Bühlinger.

Dieses Jahr fiel das Spektakel wesentlich ereignisärmer, der Baum wesentlich kürzer aus. Der Grund: Die Bühlinger Feuerwehr durfte den Maibaum nicht mehr aufstellen.

"Warum das denn?", mag sich der Bürger gefragt haben. Die Antwort ist einfach: Es gibt neue Bestimmungen bezüglich der Versicherungsabdeckung im Schadensfall. Fakt ist, die Versicherung der Feuerwehren deckt die mit der Maibaumtradition verbundenen Gefahren nicht mehr ab. Die Wehrleute der löschenden Zunft, die aufgrund ihres Mutes, ihrer Stärke und des zur Verfügung stehenden Gerätes geradezu prädestiniert für diese Aufgabe wären, sind nicht mehr versichert.

Versicherung zu teuer

Die einzige Lösung wäre es, den Auf- und Abbau über eine externe Firma abzudecken und für die Zeit des Stehens eine Zusatzversicherung abzuschließen. Das wird keine Gruppierung, kein Verein stemmen können – aus Kostengründen.

Dass diese Tradition nicht plötzlich im 49. Jahr ein jähes Ende fand, ist nur dem Einsatz einer Gruppierung von Bühlinger Männern zu verdanken, die sich schnell bereit erklärten, zumindest ein symbolisches und durch seine geringe Größe auch nahezu ungefährliches "Notfall-Maibäumle" zu stellen.

Doch das kann es ja nach Meinung der Bühlinger Bevölkerung nicht sein: Ist es gerade in der heutigen Zeit, in der große Veränderungen und ein stetiger Wandel stattfinden, nicht wichtiger denn je, auch die Traditionen zu erhalten und zu pflegen?

Die Stadt, die sicherlich auch aufgrund der Kürze der Zeit keinen adäquaten Lösungsvorschläge präsentierte, sondern lediglich mit Empfehlungen zur Eigensicherung aufwarten ließ, wird ausdrücklich von den Bühlingern gebeten, im gemeinsamen Dialog zusammen mit den Ortschaftsverwaltungen und den Stadtteilen eine traditionserhaltende, sichere und bezahlbare Lösung für alle zu schaffen.