Schnee von gestern, das Thema aber ganz aktuell: Braucht Rottweil ein neues Parkhaus? Einige Rottweiler Bürger meinen Nein. Foto: Niedermann-Wolf

Vera Niedermann-Wolf hat zusammen mit anderen Mitstreitern seit Januar die Duttenhofer Anlage genau im Blick.

Rottweil - In der nun anstehenden Klausurtagung an diesem Wochenende wollen sich Gemeinderat und Stadtverwaltung mit dem Thema Parken auseinandersetzen. Ein Parkhaus am Rande der Innenstadt ist angedacht. Eine Lesergruppe hält diese Idee für überflüssig. Sie hat eigene Daten erhoben und fordert, den Bau des Parkhauses sein zu lassen.

»Es gibt keinerlei Bedarf für ein Parkhaus an der Duttenhofer Anlage«. Diese Meinung vertritt Vera Niedermann-Wolf. Zusammen mit Mitstreitern hat sie sich die Mühe gemacht, seit Beginn des Jahres die Situation rund um die Duttenhofer Anlage zu beobachten und die freien Parkplätze im Bereich der Villa Duttenhofer – Duttenhofer Villa mit 41, Duttenhofer Anlage mit 21 und die obere Bahnhofstraße mit 18 Plätzen – zu notieren.

Über 40 Mal war die Gruppe an unterschiedlichen Tagen zu unterschiedlichen Zeiten mit Block und Stift zur Stelle und hielt fest, wo wie viele Autos abgestellt wurden. So wurde beispielsweise für Dienstag, 27. Januar, von 9.32 bis 10 Uhr notiert: Zwei Autos bei der Duttenhofer Villa, keines in der Duttenhofer Anlage, 14 in der Oberen Bahnhofstraße, macht unterm Strich: 16 Wagen. Etwas mehr sind es am Mittwoch, 11. März. Der Beobachtungszeitraum umfasst die Zeit von 8.30 bis 10 Uhr: 55 Autos wurden abgestellt. Ebenfalls 55 sind es am Freitag, 28. Februar, in der Zeit von 9.30 bis 10 Uhr. Mehr indes sind es nicht. Das sind die Zeiten mit den maximalen Parkbelegungszahlen.

80 Autos geben die drei Parkflächen her. Niedermann-Wolf betont, man erhebe selbstverständlich keinen Anspruch darauf, eine korrekte, systematische Erhebung gemacht zu haben. Sie zieht indes anhand dieses Zahlenmaterials die Schlussfolgerung: Niemand könne ein Parkhaus an dieser Stelle wirtschaftlich betreiben.

»Es wäre eine eklatante Vergeudung von öffentlichen Geldern. Auch der Abriss des vorsorglich gekauften Gebäudes Bahnhofstraße 1 und Errichtung eines Schotterplatzes zum Parken würde diesem schönen, städtebaulich wichtigen Areal eine klaffende Wunde zufügen – und das vollkommen sinnlos.«

Sie vollzieht auch das Argument nicht nach, dass dadurch mehr Kaufkraft nach Rottweil gebracht werde. Weder würde ein Parkhaus Verkehr aus Rottweils Mitte aufnehmen, noch würde dem Einzelhandel dadurch Kundschaft zuwachsen. Und selbst, so äußert sie, wenn »unsere schöne Villa wieder genutzt würde: Der Bedarf würde dort am Wochenende und an den Abenden verstärkt entstehen und wäre somit ein Bedarf zu anderen Zeiten.«

Vera Niedermann-Wolf fordert die handelnden Personen dazu auf, Einsparmöglichkeiten aufzuzeigen. Außerdem schlägt sie vor, dass die Stadt, bevor sie wieder voreilig Geld wie für den Kauf des Hauses in der Bahnhofstraße 1 ausgebe, die Bediensteten des Ordnungsamts beauftrage, bei den Rundgängen freie Parkplätze zu zählen, um ein genaues Bild vom tatsächlichen Bedarf zu gewinnen.

Oberbürgermeister Ralf Broß indes liebäugelt inzwischen mit einer Idee, die die Freien Wähler im Gemeinderat zu einer Forderung erhoben hatten: einen privaten Investor mit dem Bau des Parkhauses zu beauftragen, immerhin würde ein solches Bauwerk mehrere Millionen Euro kosten. Geld, das die Stadt für andere Projekte, beispielsweise für größere Projekte in Zusammenarbeit mit privaten Investoren, ausgeben möchte. Das zumindest deutete der OB im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten an. Deswegen wird sich die Klausur insgesamt mit dem Parken in Rottweil befassen, und dabei wird nicht nur das mögliche Parkhaus in der Oberen Bahnhofstraße zur Sprache kommen, sondern es sollen auch grundsätzliche Überlegungen zu dem zweistündigen kostenlosen Parken angestellt werden.