GAV veranstaltet am 8. März Führung zu besonderen Plätzen / Erinnerung an dunkle Zeit

Rottweil. Das diesjährige Führungsprogramm des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins beginnt am 8. März um 11 Uhr mit einer Führung zu den Rottweiler Hexenprozessen. Treffpunkt ist an der Lorenzkapelle.

Bereits im Jahr 1525 berichtete der berühmte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, während seines Aufenthalts in Rottweil von einer "hex", die "gefenglich ist eingezogen gewesen". Er benannte die Reichsstadt neben Eger, Passau und Wasserburg als eine Stadt mit besonderen Kenntnissen über das Hexenwesen.

Um 1540 veröffentlichte der aus Rottweil stammende Magister Johannes Spreter sein "Hexen/Büchlein, das ist ware entdeckung und erklärung oder Declaration fürnämlicher artikel der Zauberey […] Auch Hexen händel […] zu halten sey". Dieses Hexenbüchlein war eine von vielen Publikationen, die sich mit dem Hexenglauben und der Auffindung und Verfolgung von gottlosen Hexen und Teufelsweibern beschäftigte.

Das berüchtigste Buch ist sicher der "malleus maleficarum – der Hexenhammer" des Schlettstatter Dominikaners Heinrich Kramer (Institoris). 1484 hatte Papst Innozenz VIII. mit der Bulle "Summis desiderantes affectibus" die Inquisition hexereiverdächtiger Personen befohlen. In der Reichsstadt forderte der Hexenwahn 266 Opfer bei insgesamt 287 Verfahren, von denen die meisten gegen Frauen eröffnet wurden.

Der Höhepunkt der Hexenprozesse fällt in die Jahrzehnte vor und nach 1600. In den Verhörprotokollen kommen alle klassischen Bestandteile des Hexendelikts vor, so etwa die Teufelsbuhlschaft, der Hexentanz, der Hexenflug, der Schadenszauber. Auf Denunziation wurde das Verfahren gegen die der Hexerei beschuldigte Person eröffnet, die Befragung nach einem festgelegten Fragekatalog zunächst gütlich, erbrachte das Verhör nicht den gewünschten Erfolg "peinlich", das heißt unter Folter durchgeführt.

Die der Hexerei überführte Person wurde verbrannt, bei Begnadigung vorher enthauptet. Die meisten der als Hexen denunzierten Personen stammten aus der städtischen oder dörflichen Unterschicht oder hielten sich nur kurze Zeit in Rottweil auf. In einer Zeit großer sozialer Unterschiede, mit existenzbedrohenden Ereignissen wie Missernten, wirtschaftlichen Krisen und Seuchenläufen waren es gerade die Armen, die fremden Bettler oder nicht der Norm entsprechenden Personen, die leicht in den Verdacht gerieten, mit dem Teufel im Bund zu stehen und Schadenszauber zu verüben. Zur Führung mit Cornelia Votteler sind alle eingeladen.