Konzert: Drei Vollblutjazzer zelebrieren "Jazz im Refektorium" / Trio sorgt für begeisterten Applaus

Mit harmonischem Zusammenspiel und virtuosen Improvisationen überzeugte das Trio Fuhr/Bauser/Mehl bei seinem Gastspiel im Kapuziner.

Rottweil (psw). Drei spielfreudige Vollblutjazzer, ein aufgeschlossenes und begeisterungsfähiges Publikum und die Kapuziner-Räumlichkeiten boten das passende Ambiente und somit beste Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Musikabend in der Reihe "Jazz im Refektorium".

Das Trio Wolfgang Fuhr (Saxofon), Thomas Bauser (Hammond Orgel) und Ferenc Mehl (Schlagzeug) begeisterte die 80 Besucher im voll besetzten Saal mit einem interessanten Streifzug durch die Musikliteratur bekannter Jazzstandards.

Zu hören waren Stücke von Horace Silver, Wes Montgomery, Eddie Harris, Count Basie und Duke Ellington. Die drei Jazzmusiker sind in der Szene weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Sie spielen auch in anderen Formationen und haben schon mit internationalen Jazzgrößen gespielt.

Das Trio, das sich erst im Frühjahr 2016 gefunden hat, wurde den Vorschusslorbeeren voll und ganz gerecht. Mit zwei Zugaben belohnten die drei Musiker die Zuhörer für ihren reichlichen Applaus.

Nicht nur die Zuschauer genossen den Abend, auch Hansjörg Mehl, der die Musikreihe zusammen mit der Stadt Rottweil als Kooperationspartner organisiert und ins Leben gerufen hat, strahlte an dem Abend. "Ich hatte richtiges Muffesausen, als wenige Tage zuvor kaum Anfragen kamen und jetzt ist der Saal voll", meinte der Jazzfan in seiner launigen Begrüßung, die eigentlich schon einen Teil des Eintritts wert war.

Am 30. September 2011 feierte Mehl mit dieser Veranstaltung im Kapuziner Premiere, nachdem die legendäre Musikreihe in der Alten Paketpost vor mehr als zehn Jahren zu Ende ging, weil das Gebäude abgerissen wurde.

Doch im Mittelpunkt dieses Abends stand nicht der Rottweiler "Jazzmacher", sondern das Trio. Vor allem gab es ein Wiedersehen, oder treffender gesagt, ein Wiederhören mit der Hammond Orgel, einem wahren Kultinstrument der 60er- und 70er-Jahre. Die elektromechanische Orgel mit ihrem unverwechselbaren Klang, ein Instrument, das zuerst in der Mainstream Musik und danach im Jazz Einzug hielt, prägt den Sound der Formation. Mit Jazzorganist Thomas Bauser präsentierte sich ein leidenschaftlicher Fan des guten alten Röhreninstruments und damit ein absoluter Virtuose.

Die gesamte Klangvielfalt holte er aus dem Instrument heraus. Sein linker Fuß huschte mit faszinierender Präzision über die Pedale und ersetzte komplett den Bassisten.

Dabei hatte das Konzert auf Messers Schneide gestanden, denn das für die Orgel benötigte Leslie Verstärker – und das Lautsprechersystem funktionierte beim Aufbau nicht mehr. Zum Glück konnte der Schramberger Reinhold Hettich, mit dem Bauser auch schon zusammen gespielt hat, mit einem Ersatzgerät kurzfristig aushelfen.

Wolfgang Fuhr entlockte dem Saxofon das gesamte Repertoire an vielschichtigen und komplexen Klängen. Von seinen beiden Musikerkollegen bekam er die nötige Freiheit für seine gekonnt interpretierten Improvisationen.

Die Kommunikation mit der Orgel, einmal als harmonischer Diskurs in anschmiegsamer Form, dann wieder als konträrer Punkt, setzte die Akzente. Zwischen Orgel und Saxofon fügte sich passend das Schlagzeug ein.

Mit interessanten rhythmischen Akzentuierungen sorgte Ferenc Mehl für den Drive und mitreißenden Groove. Die Zuhörer ließen sich inspirieren und schnippten kräftig mit.