Früher erzeugten die Öfen Dampf, heute ist der "Kolossaal" Veranstaltungsort. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Besucher auf Entdeckungstour

Das Kraftwerk im Neckartal ist ein besonderer Bau. Eigentlich ein einfaches Funktionsgebäude, verkörpert es aufwendige und repräsentative Architektur – und eine wechselvolle Geschichte bis hin zum Festival-Spielort. Jetzt wurde es selbst Thema.

Rottweil. Als vor 100 Jahren der Bau nach dem Entwurf von Paul Bonatz, das ist der, der auch den Stuttgarter Hauptbahnhof plante und in Rottweil den Bau der Johanniterschule entwarf, fertiggestellt wird, läuft es richtig gut im Neckartal. Für die Produktion benötigten die vielen Anlagen viel Strom. Den liefert ab sofort das neue Kraftwerk. Und die Wärme gleich mit dazu. Ein ziemlich modernes Konzept, das man auch in einem wesentlich einfacheren Bau hätte realisieren können.

Für das Repräsentationsbedürfnis von Firmenchef Duttenhofer braucht es aber wohl einen Stararchitekten, der die Technik in ein zwar funktionales, dennoch mit zahlreichen Details hoch aufgeladenes Gebäude fasst. Das fängt mit der eigentlich völlig überflüssigen zweiflügeligen Freitreppe vor der mit Bögen und Pilastern im maurischen Stil rhythmisierten Schmuckfassade zum Eingang in den Turbinensaal an – dort wird sie, noch unnötiger, in kleinerer Form zitiert – und hört an der hintersten Ecke, die eigentlich noch nicht einmal jemand sieht, der im Kraftwerk arbeitet, auf.

Hoch gestartet, nach dem Niedergang von Duttenhofer, IG-Farben und dem Rottweiler Werk der Rhodia Acetow tief gefallen, ist das Kraftwerk in den vergangenen 20 Jahren sprichwörtlich wie Phönix aus der Asche neu entstanden. Auch davon erzählt das Programm am "Tag der offenen Tür", der in den Rottweiler Ferienzauber eingebettet ist. Denn was mit einem Büro und ein paar Quadratmetern zugiger und Resten von technischen Installationen zugestellter Veranstaltungsfläche begann, hat sich zu einem weithin bekannten und vielfach ausgezeichneten Projekt entwickelt: Die Veranstaltungsagentur "Trend Factory" ist nach 20 Jahren längst an der Spitze der Branche angekommen, bietet für global Players ebenso Konzepte wie für regionale Produzenten und Dienstleister. Das Kraftwerk, das nach und nach gesichert und ausgebaut wurde, war mit seinem besonderen Charme Türöffner und ist auch heute noch unverzichtbarer Kern des Angebots.