Sorgten für einen gelungenen Konzertabend in der Predigerkirche (von links): Daniel Strasser, Bärbel Bühler, Simon Strasser und Peter Strasser. Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Familienensemble Strasser begeistert mit kontrastreichem Programm in der Predigerkirche

Rottweil. Wie ein kostbares Bild, das in einem wertvollen Rahmen noch besser zur Geltung kommt, bot das Familienensemble Strasser sein Konzert in einem musikalisch barocken Rahmen im doppelten Sinne: Die prächtige barocke Ausstattung der Predigerkirche und die zwei Triosonaten für zwei Oboen und Basso continuo von Georg Friedrich Händel bildeten den Rahmen für zeitgenössische Werke der Komponisten Isang Yun, Olivier Messiaen und Willibald Bezler.

Der festliche Barock Händels entführte die zahlreichen Konzertbesucher in geradezu himmlische Sphären: Virtuos und transparent musizierten die beiden Oboen (Bärbel Bühler und Simon Strasser), während das Violoncello (Daniel Strasser) und die Orgel (Peter Strasser) leicht und spielerisch begleiteten. Das Strahlende wurde immer wieder durchbrochen durch retardierende Passagen in den langsamen Sätzen mit klagendem Duktus. Die raschen Tempi meisterten alle Musiker spielend, immer in durchsichtigem Wechsel von crescendi zu decrescendi und in wunderbarem Schlussakkord ausklingend.

Die beiden Werke für Orgel hätten nicht unterschiedlicher sein können: Präludium und Ciacona des frühesten Komponisten des Abends Johann Pachelbel stand in deutlichem Kontrast zu der im Jahr 1939 entstandenen IV Vision aus "Les Corps Glorieux" von Olivier Messiaen. Im Präludium Pachhelbels holte Peter Strasser die Tiefen der Orgel heraus, die schnellen Läufe ließ der Organist in silberner Tonfarbe perlen, in der Ciacona wechselten sich Trompetenklänge in den hohen Registern mit den tiefen Bässen ab, beide klangvoll zusammenführend. Kontrastierend dazu entwickelte Peter Strasser die IV Vision "Joie et clarté des corps glorieux" (Freude und Leuchtkraft der verherrlichten Leiber). Arhythmisch, in abrupten Wechseln mit äußerst schnellen Läufen grandios dargeboten, erschien dieses Werk nicht ohne weiteres zugänglich.

Das kostbare musikalische Bild – die beiden Miniaturen des Koreaners Isang Yun und die Klangbilder "Kreuzblumen" des Komponisten Willibald Bezler – stand im Mittelpunkt des Konzertes. Die Inventionen für zwei Oboen von Isang Yun wurden zum Abschied des Kirchenmusikers Peter Strasser in Rottweil erstaufgeführt, die Ost-West-Miniatur I für Oboe und Violoncello schrieb Isang Yun ein Jahr vor seinem Tod 1994.

Simon Strasser (Oboe) und Daniel Strasser (Violoncello) traten in einen fast zerbrechlichen Dialog, die Oboe verkörperte die östliche, das Violoncello die westliche Welt; eine Annäherung zweier unterschiedlicher Kulturen, wie sie spielerisch nicht besser hätte geleistet werden können. Zu einem grandiosen Höhepunkt erarbeiteten Bärbel Bühler und Simon Strasser die IV Harmonie von Isang Yun. Beide Oboen hoben in linearer Harmonie ein fragiles Tongebilde in den Kirchenraum.

In die Miniaturen eingebettet "erblühten" die Kreuzblumen von Willibald Bezler aus dem Jahr 2008. Es sind Symbole der Passion Christi, im "Christusdorn" steigerten sich die Soliinstrumente zur Klage und spiegelten das Leiden des Gemarterten wider, in der "Passionsblume" weinte in der Tiefe das Cello, schrill überlagert von der Oboe (Simon Strasser); in warmer Klage endeten alle drei.

Versöhnend umspielte das Strassersche Ensemble mit der Triosonate D-Dur von Händel das musikalische Bild und konnte den Zuhörern durch seine Programmauswahl vermitteln, dass zeitgenössische Kompositionen sich durchaus Werken aus der Barockzeit annähern können.

Mit langem, großem Beifall feierten die Besucher die vier Musiker, ebenso den anwesenden Komponisten Bezel.