Das Wohnhaus S in Tuttlingen (links) und das Haus der privaten Stiftung Ewald Marquardt in Bulzingen beschließen die Vorstellung ausgezeichneter Bauten. Fotos: Janzer/Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Wohnhaus und Stiftungshaus punkten mit anderen Merkmalen

Von Bodo Schnekenburger

Kreis Rottweil. Böse Zungen sprechen wahlweise von der weißen oder der Holzkiste. Flaches Dach, einfache Struktur, klare Linien, fertig ist die Garantie für einen Architekturpreis. So gesehen dürften die beiden Projekte, die die Reihe der dieses Jahr in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit der Hugo-Häring-Auszeichnung versehenen beschließt, hier gar nicht auftauchen.

Zum Beispiel das Haus S, das Architektin Jutta Braun für ihre Schwester Sabine Braun in Tuttlingen entworfen hat. Weiße Kiste auf einem gläsernen Gartengeschoss am Hang, ja. Auch die Struktur ist schlüssig konzipiert. Das Gebäude nimmt die Baulinie der heterogenen Umgebungsbebauung auf, versteht es dennoch, markant zu wirken. Aber: Mit den klaren Linien hat sich’s erledigt. Was man von der Straße kaum sieht, sind die schrägen Glasflächen. Die Fassade des Obergeschosses wird aufgeschnitten und erhält eine neue, eingeknickte transparente Fassade. Drinnen wirkt die Schräge kaum. Dennoch gibt die Raum für einen kleine geschützte Freiflächen. Der Jury hat zudem gefallen, wie das massive Obergeschoss über dem transparenten Gartengeschoss zu schweben scheint.

Das Stiftungshaus der privaten Stiftung Ewald Marquart auf dem Areal des Geburtshauses des Vaters in Bulzingen ist, so gesehen, das Gegenteil. Auch hier klare Linien, auch hier die "Kiste", beziehungsweise die Kombination zweier streng kubischer Körper. Hier sind sie aufwendig mit Naturstein verkleidet. Das verleihe, so die Jury, "die notwendige Noblesse im ländlich geprägten Umfeld". Auch das Foyer mit dem großzügig bemessenen Luftraum gefiel der Jury besonders gut – und die im Gegensatz zum repräsentativen Charakter des Baus, der von der Straße abgesetzt erhöht ist, zurückhaltend gestalteten Außenanlagen.

Die Hugo-Häring-Auszeichnung wird in Baden-Württemberg alle drei Jahre vom Bund Deutscher Architekten auf Kreisgruppenebene an Architekt und Bauherr gleichermaßen vergeben. Ausgezeichnete Projekte nehmen am Verfahren um den Hugo-Häring-Landespreis teil. Am heutigen Donnerstag wird ab 19 Uhr in der Tuttlinger Ferdinand-von-Steinbeis-Schule die Ausstellung eröffnet.