Von Feuerstellen kann eine unsichtbare Gefahr ausgehen, wenn sie in geschlossenen Räumen fehlerhaft betrieben werden. Foto: pixabay Foto: Schwarzwälder-Bote

Kohlenstoffmonoxid: Stadtbrandmeister Frank Müller warnt vor Vergiftungsrisiko in geschlossenen Räumen

Fast einen Monat ist es her, dass sechs Jugendliche in Arnstein an einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung verstarben. Auch die Rottweiler Feuerwehr warnt vor unkontrollierten Feuerstätten.

Rottweil. " Meistens sind in solchen Fällen die Fenster zu, es befindet sich ein Gasbrenner im Raum und irgendwann ist der Sauerstoff verbrannt", erklärt Stadtbrandmeister Frank Müller auf Nachfrage. "Kohlenstoffmonoxid ist bei der Grundausbildung der Feuerwehr ein allgegenwärtiges Thema. Häufige Gefahren sind Feuerstätten in Gartenhäusern, die nicht kontrolliert werden müssen und oft falsch eingebaut werden", so Müller.

Kohlenstoffmonoxid (CO) entsteht bei der unvollständigen Verbrennung kohlenstoffhaltiger Materialien unter hoher Temperatur und geringer Sauerstoffzufuhr. CO ist in den Abgasen von Motoren, Hoch- und Gasöfen enthalten. Gefahrenquellen sind insbesondere, defekte oder fehlerhaft betriebene Heizanlagen, offene Feuerstellen, defekte Gasleitungen oder laufende Ottomotoren in abzugsbehinderten Räumen. "Logischerweise gibt es im Winter immer mehr Fälle, als im Sommer, da zur Winterzeit einerseits mehr geheizt wird und dabei häufig die Fenster geschlossen bleiben, andererseits können manche Holzkamine wetterbedingt nicht abziehen", berichtet Müller. "CO ist so gefährlich, weil das Gas unsichtbar, geruchs- und geschmackslos ist, nicht die Atemwege reizt und unbemerkt vom Kellergeschoss in die oberen Etagen vordringen kann. Giftig ist es, weil es an Hämoglobin bindet und so die Sauerstoffzufuhr im Blut verringert."

H äufig bleibt es unentdeckt

Das Rottweiler Gesundheitsamt hat seit 2014 drei Fälle bestätigt, bei denen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung der Grund für einen unnatürlichen Tod war. Wie es in einer Veröffentlichung von Bernhard Schönemann, Feuerwehrarzt im Landkreis Rottweil und Heinz-Joachim Adam, Leiter des Rottweiler Gesundheitsamtes, zu dem Thema heißt, ist die CO-Vergiftung in den Industrienationen die häufigste tödliche Vergiftung. In Deutschland sterben jährlich zwischen 1500 bis 2000 Menschen an CO-Intoxikationen. Die Dunkelziffer ist hoch, circa 30 Prozent der CO-Vergiftungen werden nicht festgestellt.

Frank Müller erzählt: "Die Folgen hängen von der Höhe der Konzentration ab, die eingeatmet wird. Je nachdem ist man innerhalb von Minuten tot oder bereits nach drei vollen Atemzügen bewusstlos. Das Problem bei Bewusstlosigkeit ist, dass weiter CO einatmet wird. Im Übrigen ist Kohlenmonoxid viel häufiger Grund für Rettungseinsätze, als man denkt. Deswegen haben sowohl Rettungssanitäter, als auch Feuerwehr bei Einsätzen immer CO-Warngeräte dabei. Bei einem Verbrennungsvorgang im Raum wird im Zweifel immer mit Atemschutz vorausgegangen". Man könne CO-Vergiftungen im geringen Stadium in der Klinik behandeln.

Behandlung und Spätfolgen

"Der Notarzt entscheidet, ob es bei den Betroffenen sinnvoll ist, sie per Rettungshubschrauber nach Stuttgart zu fliegen, um sie dort einer Druckkammerbehandlung zu unterziehen", erzählt Müller. Diese Therapiemaßnahme wird auch bei Berufstauchern angewendet und sorgt für die schnellstmöglichste Beseitigung des CO und gleichzeitig für die Aufhebung der Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff. Schönemann und Adam warnen allerdings in ihrer Veröffentlichung davor, dass die Spätfolgen oft unterschätzt werden. Besonders betroffen seien die für Sauerstoffmangel empfindlichen Gewebe Herz und Gehirn.

Kaminfeger bringen Glück

"Generell sollte berücksichtigt werden, dass immer ein Luftaustausch zustande kommen muss", warnt Müller. Vorbeugend empfehle sich, Verbrennungsöfen regelmäßig vom Schornsteinfegern inspizieren zu lassen und besonders Feueranlagen in Gärten im Auge zu behalten. Niemals sollten solche Anlagen in geschlossenen Räumen benutzt werden.