Wer Widerworte wählt, wird weggeführt: Nicht jeder legt höchsten Respekt gegenüber der Obrigkeit an den Tag. Foto: Schnekenburger

Viele Besucher tauchen am Wochenende auf dem mittelalterlichen Markt in die Vergangenheit ein.

Sulz-Glatt - Erst will die örtliche Herrschaft nicht wie die ganz oben, dann pöbelt auch noch das Volk: Es ist ein Kreuz mit den Untertanen. Vor allem, wenn die sich ihr Marktvergnügen nicht verderben lassen wollen!

Mit ein bisschen Pomp und viel Musik vom Ensemble Bene Vobis bewegt am Samstag kurz nach Mittag ein bunter Zug durch den Schlosspark. Dort haben zahlreiche Händler ihre Stände aufgebaut, Mittelaltergruppen ihre Zelte aufgeschlagen. Ein übel zugerichteter Bettler geht die Besucher um Almosen an. Im äußeren Schlosshof füllen sich in der prallen Sonne die Sitzgarnituren langsam, das Gastroteam ist bereit: Das Spektakel kann beginnen.

Anlass ist die sechste lange Nacht im Kultur- und Museumszentrum. Sie ist eingebettet in das Treiben auf dem mittelalterlichen Markt und in den Ritterlagern. Wer an einem der beiden Tore den Eintritt bezahlt, hat freien Zugang auch zu den Sammlungen im Museum. Und nicht nur das: Ab 14 Uhr gibt es Führungen. Die letzte startet um Mitternacht – danach ging’s gestern bei Tageslicht am Vormittag wieder los. Die Damen, die ihre Gäste über Waffentechnik, Leben und Leiden vor langer Zeit informieren, sind in Anlehnung an historische Gewänder gekleidet. Und den Tag hindurch tauchen immer mehr Besucher auf, die zumindest ein Gambeson tragen.

Was sie in der Rüstkammer drinnen im Schloss erfahren, bekommt mancher Gast draußen zu spüren: Nein, so mit Kettenhemd, vielleicht noch ein bisschen Plattenrüstung und Helm ist im Sommer nicht viel anzufangen, wenn es ums Wohlbefinden geht. Aber sie werden gebraucht an diesem Tag und auch gestern noch. Denn auf dem Markt muss Ordnung herrschen. Die Händler müssen ihre Steuern entrichten, Streit will geschlichtet sein und aufmüpfige Untertanen sollen ihrer Strafe zugeführt werden.

Doch auch ein schwer bewaffnetes Team schützt nicht immer vor einem Überfall. Am Nachmittag sieht sich der Steuereintreiber mit seiner Wache unversehens als Opfer eine Kinderbande, die johlend über das kleine Ritterheer herfällt – und die Schatztruhe erbeutet. Lohn der Anstrengung: Viele, viele goldene Schokoladentaler! Das Publikum ist begeistert, und während sich die einen auf dem Markt bei den Kunsthandwerkern nach mittelalterlichen Accessoires umsehen oder den Nachwuchs aufrüsten, freuen sich andere auf anständige Verpflegung. Und schon geht’s weiter mit pittoresk ausgetragenem Zwist, Tanz und Gaukelei bis hin zur Feuershow in der Nacht – die Besucher mittendrin.