Bauforscher Werner Wittmann (links) und Björn Claussen erklären die bauhistorischen Erkenntnisse zum Schwarzen Tor und die anstehenden Sanierungsarbeiten. Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder-Bote

Forschung lässt Rottweiler Wahrzeichen in neuem Licht erscheinen / Sanierung steht 2015 an

Von Patrick Nädele Rottweil. Neue Erkenntnisse zur Geschichte des Schwarzen Tores sind im Zusammenhang mit der anstehenden Sanierung zu Tage befördert worden. Nach dem heutigen Beispiel des Stadtschreibers gab es offenbar im 16. und 17. Jahrhundert so etwas wie Stadtmusiker.Die Arbeit von Werner Wittmann hat sich gelohnt. Im Auftrag der Stadtverwaltung hat er verschiedene Archive in Baden-Württemberg durchforscht und dabei einiges über die Bauhistorie des Rottweiler Wahrzeichens gefunden. Einen Teil der Geschichte des Schwarzen Tores muss die Stadt Rottweil nun wohl neu schreiben. Denn während bislang die Nutzung des Baus als Gefängnis im Bewusstsein der Menschen ist, sind die Hinweise auf Musiker, die dort gewohnt haben, neu.

"Die Musik war anfangs wichtiger als die Gefängnisnutzung", ist sich der Bauforscher sicher. Dennoch: Bis zu sechs Zellen fanden sich darin. Zunächst waren dort aber keine Schwerverbrecher untergebracht, was die Betreuung durch die Musiker erklärt. Als aber 1860 der Abbruch des Turms im Raum stand, dürfte es die Nutzung als Gefängnis gewesen sein, die das Schwarze Tor im Gegensatz zu den anderen Stadttoren davor bewahrt hat.

Es sind Indizien, auf die Wittmann seine Erkenntnisse gründet. Hinweise in den Archiven, dass Musiker von der Stadt bezahlt wurden, dort im Schwarzen Tor eine Wohnung geboten bekamen und dafür im Gegenzug auch für die Betreuung der Gefangenen zuständig waren. Ein Name, der bei den Recherchen aufgetaucht ist, ist der des Esslingers Elias Hauff. Daraus, dass es sich dabei um einen Musiker handelt, der zur damaligen Zeit im ganzen süddeutschen Raum bekannt war, schließt der Bauforscher auf die Bedeutung dieser Stadtmusikerstelle für Rottweil. 1635 endete diese Ära offenbar aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage nach dem 30-jährigen Krieg.

Aber auch zur Baugeschichte konnte Werner Wittmann einige Lücken schließen. Einer der Sturzbalken aus dem Tordurchgang ist auf das Jahr 1244 datiert. Der untere Teil aus Buckelquadern stammt aus dem Hochmittelalter (1250). Das Schwarze Tor war zu dieser Zeit noch Waldtor genannt worden. Bis 1573 wurden in vier bis fünf Jahren Bauzeit drei Stockwerke aufgesetzt. Der Turm schloss damals mit einem Zinnenkranz, der noch heute gut erkennbar ist. "Von der Plattform aus", könnte sich Wittmann vorstellen, "haben die Musiker gespielt". Das heutige Aussehen mit dem Dach habe der Turm erst später bekommen.

Seit gestern ist eine Ecke des Schwarzen Tores eingerüstet. Auf einer vier bis fünf Quadratmeter großen Fläche sollen dort verschiedene Sanierungsverfahren getestet werden. "Wir wollen daraus Erkenntnisse für die Gesamtsanierung gewinnen", erklären Stefan Hermann als Leiter des Hochbauamts und sein Mitarbeiter Björn Claussen. In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt wird dann entschieden, mit welchem Verfahren das Bauwerk saniert werden wird. Auf dieser Grundlage berechnet Willi Bucher die Kosten für das Vorhaben. "Im Moment sind die noch nicht abzuschätzen", sagt Hermann.

Ändern könnte sich übrigens die Farbe des Schwarzen Tores, die zumindest in Teilen nicht auf eine Verrußung, sondern auf einen Anstrich zurück geht. Ein spezialisierter Farb-Restaurator stellt dazu im Moment noch seine Untersuchungsergebnisse zusammen. Das Bauwerk wird im Zuge der Sanierung jedenfalls mit einem Wirbelstrahlverfahren gereinigt werden.